Auch wenn die Liebe längst zum Albtraum geworden ist – so manche Beziehung wird in der Hoffnung weitergelebt, brutale Schläge oder wüste Beschimpfungen würden sich nicht wiederholen. Und dann passiert es doch.
Vom mythischen Urahn zum Kuscheltier Der Kult um den Bären Von Geseko von Lüpke
Der Bär ist das Wappentier der deutschen Hauptstadt. Nun sind drei Braunbären auch wieder im Berliner Zoo zu besichtigen. In Europa wurde das größte heimische Raubtier in den letzten 500 Jahren weitgehend ausgerottet. Vieles deutet aber darauf hin, dass der Bär seit der Frühsteinzeit kultische Verehrung genoss. In der gesamten schamanisch geprägten nördlichen Welt haben sich solche Traditionen sogar bis in die Neuzeit erhalten. Zahlreiche Schöpfungsmythen beschreiben den Bären zudem als Stammvater der Menschen. Bei Historikern ist der Bärenkult zwar umstritten, doch die Hinweise auf eine religiöse Bedeutung des Tiers nehmen zu. Ist die Faszination der Menschen vom Bären, die Mischung aus Angst und Bewunderung, die kindliche Liebe zum Teddy auf diesen mythischen Ursprung zurückzuführen?
Das heilige Tal der Jesiden Wallfahrt zum Tempel in Lalish Von Adrian Winkler
So wie fromme Muslime nach Mekka pilgern, soll jeder Jeside einmal im Leben zum Tempel in Lalish pilgern. Das zentrale Heiligtum der Religionsgemeinschaft steht seit dem 12. Jahrhundert in unbewohntem hügeligem Gelände im Nordirak. Erbaut an einer Stelle, wo nach jesidischer Überlieferung aus Erde und Wasser die Welt entstanden ist. Während der heiligen Woche Anfang Oktober versammeln sich hier jedes Jahr besonders viele Gläubige. Die Rituale, die sie verrichten, scheinen uralt, weisen zurück in eine Zeit vor unseren Buchreligionen. Viele der Festbesucher sind 2014 vor dem Völkermord durch den IS geflohen. Als Vertriebene leben sie noch immer in riesigen Camps. Ihre religiösen Traditionen zu bewahren, ist für sie eine Frage des Überlebens.
Auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg 2023 fand Quinton Ceasar deutliche Worte: Für People of Color wie ihn biete die Kirche keinen "safe space", keinen geschützten Raum. Der Pastor aus Ostfriesland setzt sich mit anderen Christinnen und Christen für eine offene und bunte Gesellschaft ein, in der jeder und jede seinen Platz findet. Unabhängig von Herkunft und Hautfarbe. Und natürlich gilt das auch für queere Menschen. Denn - so Ceasars Botschaft - die Vorstellung von Gott sollte nicht die eines alten weißen Mannes sein, sondern: „Gott ist queer“.
Gegen Krieg sind viele. Pazifismus, also Gewaltlosigkeit verlangt mehr. Pfarrer Matthias Engelke setzt sich mehr denn je dafür ein, trotz Ukraine-Krieg und Hamas-Massaker. Er hält Mahnwachen, fastet, predigt, gibt Kurse für Verständigung. Solches christliches Engagement muss es geben, findet eine leitende Militärgeistliche. Sie hat auch Respekt für die Bereitschaft, sich wehrlos zu opfern. Das könne man aber niemandem vorschreiben. Der Mensch sei nun mal nicht gut und die Welt kein Paradies. Gegen das Böse müsse man sich wehren dürfen. Auf die Bibel berufen sich Beide.
Heiß umkämpftes Arizona Vor der Präsidentschaftswahl in den USA Von Katrin Brand
Arizona gilt als Bundesstaat der Extreme: von der Hitze bis zu politischen Meinungen. Zwischen mexikanischer Grenze und Grand Canyon hatten die Kandidaten der Demokraten jahrzehntelang keine Chance, bis 2020 Joe Biden dort mehr Stimmen als Donald Trump holte. Zwischenzeitlich schien der Staat wieder Richtung Trump zu kippen, doch seit Kamala Harris auf dem Stimmzettel steht, ist wieder alles offen. Der Bauer in der Wüste, die Restaurantbesitzerin mit den mexikanischen Wurzeln, die Chefin eines Zentrums für Flüchtlingshilfe, der Sozialarbeiter mit den Wasserflaschen: Alle sind auf der Suche nach Lösungen über die Parteigrenzen hinweg.
Freiheit, Glauben, Bürgerrechte Von Martin Luther King zum Mauerfall Von Anne Winter
Im September 1964 predigte Martin Luther King in Ost-Berlin - in der Marienkirche am Alexanderplatz und der nahegelegenen Sophienkirche. Damals schöpfte der Pfarrer Gerhard Boß Trost aus Martin Luther Kings Worten über die Befreiung der Unter-drückten. 25 Jahre später fiel die Mauer, die mitten durch seine Gemeinde verlief. Hat die Rede vom gewaltlosen Widerstand den Anstoß dafür gegeben? Das könnte sich der spätere Pfarrer der Marienkirche, Gregor Hohberg, durchaus vorstellen. Ihn haben die Erinnerungen seiner Eltern an diese Predigt inspiriert, bei der friedlichen Revolution mitzuwirken. Zwei Pfarrer und zwei Pfarrerinnen aus verschiedenen Generationen blicken auf die Jahre der Teilung und den Mauerfall zurück. Haben sich ihre Hoffnungen erfüllt oder ist die damals gewonnene Freiheit schon wieder bedroht?