Kalte Getränke © IMAGO / Wolfgang Maria Weber
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Sommerliche Durstlöscher - Flüssige Schatten: Besondere Erfrischungsgetränke

Die Macht des Durstes erfährt man im Hochsommer ganz unmittelbar. Das einfachste Mittel, ihn loszuwerden, ist natürlich ein Glas Wasser. Doch mit dem Hunger auf Flüssigkeit meldet sich noch ein anderes Verlangen: das nach Erfrischung. Thomas Platt hat ein paar Ideen für besondere Durstlöscher parat.

Der erste Schluck ist uneinholbar. Wenn man unter strahlenden Himmel endlich das Glas ansetzen kann und Bier durch die ausgetrocknete Kehle rinnen lässt, dann stellt sich ein seltenes Hochgefühl ein. Hervorgerufen wird es durch die Verbindung von nasser Frische, Fasskälte, malziger Würze und dem herben Ton des Hopfens. Hinzu tritt die Verheißung, einen anhaltenden Sieg über den Durst erringen zu können. Der erste Schluck ist da nur der Auftakt. Doch dieser einzigartige Moment kehrt nie zurück. Seiner trotzdem wieder habhaft zu werden, leeren manche verzweifelt Humpen um Humpen. Da ist das Bier längst zum Dursterzeuger geworden.

Faszinosum Spezi

An heißen Tagen kann man nicht nur im Biergarten verspüren, was für eine enorme Gewalt der Durst über uns gewinnen kann. Wer ihn nicht einfach mit Wasser – egal, ob still oder laut – beseitigen möchte, dem bietet sich ein reiches Angebot von Durstlöschern. Manche Erfrischungsgetränke begegnen der Eintönigkeit des Wassers höchst wirksam wie zum Beispiel der Klassiker Soda Zitron, nicht wenige aber wirken kontraproduktiv. Sie locken mit viel Zucker und reichlich Aroma. Nach sich ziehen sie jedoch, was sie zu bekämpfen vorgeben.

Offenbar unwiderstehlich scheint ein Getränk aus diesem Genre zu sein, das von Konsumenten erfunden und später erst von den Getränkekonzernen ins Programm genommen wurde: Spezi. Das Gemisch aus Cola und Orangenlimonade bezieht seine Faszination aus sprudelnder Zitrusfrische und der ganz spezifischen Säure von Cola, die auf einer Basis aus träger Süße lagert. Auch wenn Spezi oder Moorwasser, wie man in Oldenburgischen sagt, der ewigen Apfelschorle die Intensität des Artifiziellen voraus hat, dürfte es eher Teil des Problems sein als der Lösung. Als Belohnung nach anstrengenden Tätigkeiten verdient sich Spezi allerdings immer wieder Meriten.

Genmaicha: Durstlöscher aus Fernost

Röstnoten nicht von Kaffeebohnen, sondern von unpoliertem Reis, prägen Genmaicha. Hinzu treten das charakteristische Flair von Puffreis, die herbe, leicht grasige Frische von Grüntee, verstärkt durch spinatigen Matcha, dem feinen Staub aus Grünteeblättern. Dieser auf den ersten Blick mit billigen Zutaten gestreckte japanische Teespezialität erweist sich rasch als eine jener geschmacklichen Sensationen, die nicht aus dem Raren und Teuren, sondern aus dem (zumindest in Fernost) Alltäglichen und Gewöhnlichen schöpfen.

So einfach der Durst ist, so einfach können auch solche aufmunternden Mittel seiner Bekämpfung sein. In diesem Fall ist das Verfahren simpel. Man braucht nur ein paar Teelöffel Genmaicha in eine Flasche zu füllen (für diesen Zweck eignet sich ein Behältnis mit großer Öffnung) und über Nacht in den Kühlschrank zu stellen. Am Morgen muss man den Tee bloß noch durch ein Sieb schlagen. Angespitzt von ein paar Spritzern Limettensaft eine anhaltende Erfrischung. Als Bonus darf man sich einbilden, dass dieser Muckefuck unter den Teesorten auch noch gesund sei. Ähnlich überzeugend eignet sich Weißer Tee für den Kaltauszug, während vom zuckerstarrenden Ice Tea von Lipton & Co. rundheraus abzuraten ist.

Cold Brew - mehr als kalter Kaffee ...

In Ruf, gesund zu sein, steht Kaffee nicht. Ihn in kaltem Wasser zu extrahieren oder zu mazerieren, wie das Fachwort heißt, nimmt einiges von seinem Stachel (das gilt nicht für griechischen Frappé, der aus Instantkaffee zubereitet wird). Womöglich ist Cold Brew deshalb in Mode gekommen.

Doch Obacht, auch die Kaltversion des Kaffee verfügt nicht annähernd über Eigenschaften, die geeignet sind, den Durst auf Distanz zu halten. Eher im Gegenteil. Aber er ist eine Unterbrechung des üblichen Einerleis, die einen im Zweifel auch zum Griff zu Bier, Alsterwasser, Spritz oder Limonade abhalten kann. Radikaler noch wirkt die aus Skandinavien stammende Kombination Tonic-Espresso-Zitrone. Was auf den ersten Blick ausschaut wie ein Hipster-Hausmittel dürfte nicht nur für Trockengelegte als ausgesprochen scharfkantiger Muntermacher infrage kommen.

Chinotto Cocktail & Ingwer-Shot

Alkohol in einem Getränk kann den Erfrischungsfaktor verstärken und damit den Durst in den Hintergrund schieben (allerdings ohne ihn wirklich zu beseitigen). Der Chinotto Cocktail in der Schöneberger Bar "Fabelei" gehört zu den eher seltenen gelungenen Beispielen für diesen Effekt. Der prägnante Mix besteht aus dem in Italien hoch verehrten Chinottolikör der Antica Distelleria Quaglia, London Dry Gin, Limettensaft und Soda. Der oft wegen seiner dunklen Farbe als italienische Cola missverstandene Chinotto wird aus einer bestimmten Bitterorange hergestellt und beleuchtet in diesem Drink die Stimulierung durch herbe Pflanzenstoffe in einer Erfrischung.

Auch ohne Alkohol traktiert das richtige Quantum Ingwer den Rachen mit einer Schärfe, die der von Schnaps ähnelt. Im Gegensatz zum Destillat beeinträchtigt "Kirk’s Ingwer Shot Golden" nicht die Alltagstüchtigkeit. Die positiven Eigenschaften der asiatischen Wurzel werden bei dem Kreuzberger Manufakturerzeugnis mit frisch gepresstem Zitronensaft, Kurkuma und etwas Ahornsirup sowie Sonnenblumenöl aufgeschlossen. Man kann die intensiv goldgelbe Flüssigkeit in Würfel frieren und dann ein paar davon in einem Glas Mineralwasser servieren. Das erfrischt den Gastgeber mit einem Kompliment.

Thomas Platt, radio3

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