Der Graf von Monte Christo © Jérôme Prébois/ Capelight Pictures
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Literaturverfilmung - "Der Graf von Monte Christo"

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"Der Graf von Monte Christo" - das große Epos um Liebe, Missgunst, Neid und Rache von Alexandre Dumas ist seit den frühen Jahren des Kinos immer wieder Stoff von Film- und Fernsehproduktionen, von Telenovelas und Animationen. Zum ersten Mal verfilmt wurde der Roman schon im Jahr 1908 als Stummfilm, die erste Tonfilmversion mit Robert Donat in der Titelrolle kam 1934 aus Amerika, es folgten Versionen aus Mexiko, Ägypten, Argentinien, Italien, natürlich mehrere aus Frankreich und 2004 gab es sogar eine japanische Zeichentrickserie. Jetzt kommt eine neue französische Verfilmung in die deutschen Kinos mit Pierre Niney in der Titelrolle und unter der Regie von Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière.

Für das Regieduo ist "Der Graf von Monte Christo" schon die zweite Dumas-Adaption, nachdem Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière zuvor mit eher gefälligen Alltagkomödien wie "Der Vorname" (bei uns von Sönke Wortmann adaptiert und weitergesponnen in "Der Nachname" und zuletzt "Der Spitzname") und "Das Beste kommt noch" bekannt wurden. Nach "Die drei Musketiere" jetzt also "Der Graf von Monte Christo" unter eigener Regie, erzählt mit einer ganz neuen Intensität und Unmittelbarkeit, im Look historisch, im Lebensgefühl sehr modern, weit entfernt von ein wenig angestaubten Kostümschinken vergangener Zeiten.

Der Graf von Monte Christo © Jérôme Prébois/ Capelight Pictures
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Unmittelbare Intensität

Als Zuschauer wird man ganz unmittelbar und direkt in den Strudel wogender Leidenschaften gerissen: nachts in die tosende, schäumende, offene See, zusammen mit dem Schiffsmaat Edmond Dantès, der sich dem Befehl seines Kapitäns widersetzt, um eine junge Schiffbrüchige zu retten. Doch statt ihn zu entlassen, schlägt sich der Reeder auf Edmonds Seite und überträgt ihm den Posten des Kapitäns, was für den 22-Jährigen auch private Konsequenzen hat: Endlich kann er seine Geliebte Mercedes de Moncerf heiraten.

Ein guter Mensch zieht Missgunst auf sich

Ein junger Mann, ein durch und durch guter Mensch aus einfachen Verhältnissen, schafft den Klassenaufstieg - im Grunde, ohne es darauf anzulegen. Doch über dem jungen Glück dräuen schon bald düstere Wolken. Mehrere Männer besiegeln sein Schicksal aus Macht- und Liebesinteressen oder auch, um eigene Schuld zu vertuschen: "Ich habe Seeleute wie Sie immer bewundert, Monsieur Dantès", säuselt der Staatsanwalt. "Ich habe nicht vor vielem Angst, aber vor dem Meer, das Gefühl von einem endlosen Abgrund, schwarzes Wasser, als verstecke sich dort ein Monster, das jederzeit bereit ist, dich zu verschlingen ..."

Doch verschlungen wird nicht der mächtige Staatanwalt, sondern der junge Mann, den die Truppen der Royalisten vom Traualtar weg festnehmen: "Würden Sie sagen, Sie haben Feinde, Monsieur Dantès?", fragt er. "Vielleicht jemand, der eifersüchtig ist? Sie sind frischgebackener Kapitän, ihre Verlobte ist eine der besten Partien in der Region ..."

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Das Glücksversprechen eines Freibeuterschatzes

Danach landet Edmond in den Verliesen des berüchtigten Inselgefängnissses Château d'If. Nach mehreren Jahren hat sich ein alter Abbé zu ihm durchgegraben und der eröffnet ihm nicht nur eine Fluchtmöglichkeit, sondern auch den unermesslichen Reichtum eines versteckten Freibeuterschatzes, der ihm die Wiedergeburt als Graf von Monte Christo ermöglicht. So kann er nach 14 Jahren unermesslichen Leids einen ausgeklügelten Racheplan gegen die drei Männer, die ihm unter dem Vorwand einer Hochverratsanklage sein Leben, seine Liebe, seinen Job und seinen Vater gestohlen haben, umsetzen. Der Staatsanwalt Villefort, der eine private Affäre vertuschen will. Danglars, der sich für die Demütigung des Rauswurfs rächen will. Und der Cousin und Freund Fernand de Morcerf, der bei Mercedes eigene amouröse Interessen verfolgt.

Der Graf von Monte Christo © Jérôme Prébois/ Capelight Pictures
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Sinnlich explosiv und psychologisch vertieft

Visuell kontrastiert Kameramann Nicolas Bolduc die luxuriöse, sonnendurchflutete Weite in den Schlössern und Gärten der Reichen mit den dunklen Hinterzimmern und Gerichtssälen, in denen die Mächtigen ihre mörderischen Intrigen spinnen, mit der düsteren Enge des Kerkerverlieses. Immer wieder nimmt die Kamera die kleinen Menschen aus weiter Ferne von oben in den Blick - wie eine Fliege im Drohnenspinnennetz und beiden Intrigen, die der Mächtigen gegen Dantès und umgekehrt das ausgeklügelte Räderwerk, das der Graf von Monte Christo in Bewegung setzt, entwickeln eine unerbittliche Stringenz.

"Der Graf von Monte Christo" ist ein wuchtiges Melodram, das dem Zuschauer immer wieder den Atem nimmt. Dem etwas angestaubten Mantel- und Degen-Abenteuer-Genre verpassen Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière eine Frischzellenkur, die den Film zum immersiven Erlebnis macht, sehr sinnlich und zugleich psychologisch vertieft.

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Vom eher spröden Modeschöpfer zum virtuosen Rächer

Pierre Niney ist unter anderem als junger Veteran des Ersten Weltkrieges in François Ozons "Frantz" bekannt geworden und als Darsteller des Modeschöpfers Yves Saint Laurent im gleichnamigen Film. Oft wirkte er schmächtig und spröde, fast verhuscht. Im Kontrast dazu intoniert er in "Der Graf von Monte Christo" eindrucksvoll die Wandlung vom unbeschwert jugendlichen Mann zu dem in 14 Jahren Kerker ausgemergelten, in wuchernde Haare eingesponnenen, verbitterten Gefangenen und nach langer Haft unter extrem entwürdigenden Bedingungen die Wandlung zum mysteriös mondänen Grafen von Monte Christo, der eine komplizierte Intrige choreografiert und dabei von seiner eigenen Racheobsession zerfressen wird, aber auch eine sehr physische Präsenz hat.

Alles in allem kein Wunder, dass der Film in Frankreich mit inzwischen über 10 Millionen Zuschauern super erfolgreich ist.

Anke Sterneborg, radio3

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