A real Pain © The Walt Disney Company Germany
The Walt Disney Company Germany
Bild: The Walt Disney Company Germany Download (mp3, 11 MB)

Tragikomödie - "A Real Pain"

Bewertung:

Anfang Januar wurden die Golden Globe Awards in Los Angeles vergeben. Unter anderem wurde Kieran Culkin für seine Leistung in Jesse Eisenbergs "A Real Pain" als bester Nebendarsteller geehrt. Der Film ist die zweite Regiearbeit von Jesse Eisenberg, der auch das Drehbuch zu dem Film schrieb und hier gemeinsam mit Kieran Culkin vor der Kamera steht.

In "A Real Pain" geht es um den "wirklichen Schmerz": Die Figuren tragen schwer an dem Schmerz über den Holocaust und dem Sein in der Welt. Ganz konkret geht es aber auch um den Schmerz zweier Cousins – beide um die 40 - über den Verlust ihrer geliebten Großmutter. Die nämlich war im Zweiten Weltkrieg noch rechtzeitig aus Polen in die USA geflüchtet, wo sie jetzt verstarb. Sie hat ihren zwei Enkeln ein bisschen Geld hinterlassen mit dem sie sich auf nach Polen reisen sollen, um hier ihre jüdischen Wurzeln zu erforschen.

A real Pain © The Walt Disney Company Germany
Bild: The Walt Disney Company Germany

Zwei ungleiche Cousins auf den Spuren ihrer jüdischen Vorfahren

Als Kinder waren die beiden sich brüderlich nahe, heute als Erwachsene sind diese zwei Cousins sich fremd geworden. Da ist David (Jesse Eisenberg), ein superkorrekter Typ, Familienvater und auch wenn es niemand merken soll: etwas soziophob. Und Benji (Kieran Culkin), ein verschusselter, zutiefst trauriger Witzbold, der keine Familie hat, aber eben seinen Cousin David, mit dem er jetzt unbedingt diese Reise nach Polen machen will. Zwei Chaoten, die sich eine Woche lang das Hotelzimmer teilen.

Humor als Überlebenshilfe

Während David sich im Leben und speziell hier auf dieser Reise mit einer kleinen Gruppe von Amerikanern versucht anzupassen und den überlegten, vernünftigen und vor allem erwachsenen Mann zu verkörpern, ist Benji nie Benjamin geworden: das Kind im Mann hat bei ihm das Sagen. Er war das Lieblingskind der Großmutter, deren Tod er bis heute nicht verkraftet hat. Für beide Männer aber, so unterschiedlich sie auch sind, ist ihr Humor Überlebenshilfe.

Und so werden immer wieder in großer Beiläufigkeit grundlegende Dinge wie Kränkung und Schmerz verhandelt. Ein Drama im Gewand einer leichtfüßigen Komödie, in der es ums Ganze geht.

Eine leichtfüßigen Komödie, in der es ums Ganze geht

Sehr verdient hat Kieran Culkin, der zuletzt für die Serie "Succession" gefeiert wurde, jetzt den Golden Globe als bester Nebendarsteller bekommen. Dabei musste Eisenberg ihn regelrecht überreden, die Rolle zu spielen. Doch das was Kieran Culkin – übrigens der Bruder von Macaulay Culkin aus "Kevin - Allein zu Haus" - aus seiner Figur macht, geht zu Herzen. Dieser Benji ist eine Mischung aus aufdringlich und hypersensibel, verletzlich und laut: ein großes trauriges Kind.

Zu Beginn und am Ende des Films sitzt er in der Abflughalle. Alleine. Doch wie er da sitzt – da steckt alles drin zwischen Einsamkeit und Erkenntnis. Und das Großartige ist: Jesse Eisenberg schenkt ihm als Regisseur und Schauspielerkollege den Raum und die Aufmerksamkeit.

A real Pain © The Walt Disney Company Germany
Bild: The Walt Disney Company Germany

Er will vor allem diese Geschichte erzählen, die ihm bei einer Reise nach Polen vor Jahren in den Sinn kam, als er selbst auf den Spuren seiner Tante, die in die USA emigrierte, wandelte. Eine Antwort finden auf die Frage: Was wäre aus mir geworden, wenn ich in Polen aufgewachsen wäre? Was hat der Holocaust mit mir heute zu tun, was hat er mit mir gemacht?

Eisenbergs ist mit "A Real Pain" ein witziger und sensibler Film geglückt, der gerade durch die Figur des Benji zum Nachdenken anregt, und der in seiner vordergründig vielleicht manchmal respektlosen Art – wie der Nachbildung des Denkmals vor dem Ghetto – einen ganz eigenen und sehr legitimen Zugang zur Geschichte findet.

Christine Deggau, radio3

weitere rezensionen

Toni und Helene © Alpenrepublik
Alpenrepublik

Schwarze Komödie - "Toni und Helene"

Es ist ein Filmende, das in die Geschichte eingegangen ist: In dem Roadmovie "Thelma und Louise" von Ridley Scott aus dem Jahr 1991 jagen die beiden Frauen auf der Flucht vor der Polizei ihren Ford Thunderbird über die Klippen des Grand Canyon und können für Sekunden fliegen. Thelma und Louise, die beiden Rebellinnen, die sich gegen männliche Übergriffigkeit wehren, sind die Vorbilder für die Hauptfiguren in der schwarzen Komödie "Toni und Helene". Der Film des österreichischen Regie-Duos Sabine Hiebler und Gerhard Ertl kommt diese Woche ins Kino.

Bewertung:
Der Vierer © LEONINE Distribution GmbH
LEONINE Distribution GmbH

Komödie - "Der Vierer"

Weil es Ihnen in ihrer Ehe zu langweilig wird, planen Sophie und Paul eine zwanglose Sex-Party im Freundeskreis. Doch ganz so problemlos wie geplant ist das mit dem Vierer nicht: Anstatt ins erotische Glück schlittern die Hobby-Swinger in eine turbulente Ehekrise. Iván Sáinz-Pardos Remake der spanischen Komödie "Amor en Polvo" hat zwar eine Menge Tempo, aber nur wenig Esprit – und bleibt so weit hinter dem Original zurück.

Bewertung:
Neuigkeiten aus Lappland; © Neue Visionen
Neue Visionen

Komödie - "Neuigkeiten aus Lappland"

1984, mitten im Kalten Krieg, geht im einsamen Norden Finnlands eine russische Atomrakete nieder. Obwohl niemand zu Schaden kommt, führt der Vorfall fast zu einem internationalen Konflikt. Rund um diese wahre Begebenheit hat Miia Tervo die Geschichte einer hartnäckigen Journalistin gestrickt, die sich in den Fall verbeißt, obwohl sie niemand so richtig ernst nimmt.

Bewertung: