Sing Sing © Weltkino Filmverleih
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Drama - "Sing Sing"

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Die amerikanische Haftanstalt Sing Sing ist 50 Kilometer von New York entfernt, am Ufer des Hudson River gelegen. Sing Sing war schon oft Schauplatz für Hollywood-Filme: James Cagney kam hier in dem Film "Angels with dirty Faces" auf den elektrischen Stuhl, Audrey Hepburn besuchte in "Frühstück bei Tiffany" einen Freund und Spencer Tracy sollte eine lebenslange Strafe verbüßen in dem Film "20.000 Jahre in Sing Sing". Jetzt kommt ein Film über das Hochsicherheitsgefängnis ins Kino, der wohl näher an die Realität heran reicht. Er heißt schlicht "Sing Sing". Regie führte Greg Kwedar. Drehbuch, Hauptdarsteller und Titelsong sind in diesem Jahr für den Oscar nominiert.

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Der Film erzählt die Geschichte eines erfolgreichen Kulturprojekts, das inzwischen von anderen Haftanstalten übernommen wurde: "Rehabilitation through the arts" - kurz RTA - soll den Gefängnisinsassen zu neuen Fähigkeiten verhelfen. Das Ergebnis ist in Zahlen messbar. Nur fünf Prozent der RTA Teilnehmer werden rückfällig. Zum Vergleich: 60 Prozent der Gefangenen ohne diese kulturelle Rehabilitation landen später wieder im Gefängnis. Regisseur Greg Kwedar und Drehbuchautor Clint Bentley orientieren sich an dem realen RTA-Projekt. Brent Buell, der Theaterregisseur in Sing Sing, tritt als Ko-Produzent auf.

Der Film beschreibt die Entwicklung einer Aufführung von der ersten Idee bis zur Premiere. Doch zunächst einmal müssen sich die Mitglieder der Theatergruppe auf ein Genre einigen: Zeitreisen erlauben Rückblicke ins alte Ägypten, Gladiatorenkämpfe und den Auftritt von Hamlet in einem Stück. Eigentlich aber geht es bei den Proben um das, was die hartgesottenen Sträflinge am meisten fürchten: Es geht um ihre Gefühle.

Mit Ex-Sträflingen gedreht

Der Film wurde zwar nicht in Sing Sing gedreht, aber die meisten Mitglieder der Theatergruppe spielen sich selbst. Es sind ehemalige Insassen von Sing Sing und man sieht ihren Gesichtern den Straßenkampf an: "Divine Eye", ein Drogendealer, bewegt sich leicht geduckt, lauernd, er kann es physisch nicht ertragen, wenn jemand zu nah hinter ihm vorbei geht. Im amerikanischen Original ist die Ghettosprache zu hören: "Wir sagen hier nicht Nigga, sondern Beloved", erklärt ein anderer Sträfling dem erstaunten Gangster.

Sing Sing © Weltkino Filmverleih
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John Divine G ist eine der wenigen Figuren, die von einem professionellen Schauspieler gespielt wird. Colman Domingo wurde in diesem Jahr als bester Hauptdarsteller für einen Oscar nominiert. Er spielt einen Sträfling, der Stücke schreibt, sich für Tanz interessiert, aber auch für andere Gefangene Anträge ausfüllt. Bei seiner eigenen Anhörung zum Wiederaufnahmeverfahren hat er jedoch eine sehr strenge Richterin vor sich:

"Es gab anscheinend andere entlastende Aussagen einer anderen Person, die Ihnen nie vorgelegt wurden. Das Tonband mit dem Geständnis eines anderen Mannes und weitere Beweise wurden zurückgehalten.

"Ja, und das ist Teil des Problems. Es war für uns fast unmöglich, die Echtheit des Tonbands zu bestätigen, denn die Person, die ausgesagt hat, ist tot."

Die Profis stehlen den Laien hier nicht Show. Die Schauspieler verstehen das Timing, die Pausen vielleicht besser, aber die Laien bringen eine ungewöhnliche Intensität mit. Aus der Zusammenarbeit entsteht eine emotionale Tiefe, die weit über die Geschichte eines Kulturprojekts hinausgeht.

Sing Sing © Weltkino Filmverleih
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Momente der Freiheit im Knast

Der Erfolg des Projekts hängt mit einem Begriff zusammen, der oft auf der Straße gebraucht wird, hier aber anders gemeint ist: Respekt. Hier ist das nicht der Respekt vor dem Stärkeren, sondern vor dem, der seine Schwächen eingestehen kann. Paul Raci spielt den Regisseur mit verwittertem Gesicht und einer Engelsgeduld. Der Schauspieler arbeitet auch als Gebärdendolmetscher. In "Sing Sing" ist er eine Art Dolmetscher zwischen der Innenwelt des Gefängnisses und der Außenwelt. "Gentlemen" spricht er sein Ensemble an und bleibt auch in brenzligen Situationen höflich.

Greg Kwedar hat in einer ehemaligen Haftanstalt gedreht auf 16 mm Material, fast in Pastelltönen. Das verstärkt noch das Gefühl der Entrücktheit, der Ferne. Abends sind die Häftlinge in winzigen Zellen weggeschlossen. Tagsüber können sie in einer luftigen Halle proben, dürfen sich auch mal fallenlassen, sich kostümieren, tanzen, herumalbern, ihre Vergangenheit vergessen.

Alle Darsteller – egal ob Laien oder Profis – haben die gleiche Gage erhalten und alle werden an den Einnahmen beteiligt. Das verstärkt noch die Glaubwürdigkeit dieses eindrucksvollen Projekts.

Simone Reber, radio3

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