Candida Höfer, Künstlerin © Ralph Müller
Ralph Müller
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Ausstellung in der Akademie der Künste - Candida Höfer - Trägerin des Käthe-Kollwitz-Preises 2024

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Ob MoMA in New York oder Centre Pompidou in Paris – Fotografien von Candida Höfer sind in Museen weltweit vertreten. Der Rang der heute 80-Jährigen innerhalb der fotografischen Avantgarde der Gegenwart verdankt sich ihren großformatigen Aufnahmen von öffentlichen und halböffentlichen Räumen wie Bibliotheken, Palästen, Museen oder Theatern. Dafür erhält sie den Käthe-Kollwitz-Preis 2024, verbunden mit einer Ausstellung in der Akademie der Künste am Pariser Platz.

Aus der Klasse des Fotografenpaars Bernd und Hilla Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie gingen berühmte Fotografen wie Andreas Gursky oder Thomas Struth hervor – und eine Fotografin: Candida Höfer.

Skulptural, überwältigend

Während die Bechers Bauwerke der Schwerindustrie verewigten, gilt ihr Interesse Orten der Kultur, aber auch sie bemüht sich darum, jegliche Subjektivität dabei auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Dass das Ergebnis "poetisch, einzigartig", aber auch "skulptural, überwältigend" ist, wie die Jury des Käthe-Kollwitz-Preises lobt, vermittelt die Ausstellung anhand weniger, allerdings monumentaler Farbfotografien, fast alle um die zwei mal zweieinhalb Meter groß. Fast könnte man hineingehen in diese Bilder.

Ost-Berlin, West-Berlin, Weimar

Aber es ist nicht allein die Größe, die überwältigt, sondern auch die Stille, die Gültigkeit dieser Aufnahmen. Candida Höfer hat sich für die Ausstellung auf Fotografien von drei Orten beschränkt: In Referenz an Berlin sind das die Komische Oper und (als Gebäude, das für West-Berlin steht) die Neue Nationalgalerie, sowie Weimar, mit Goethe-Nationalmuseum, Residenzschloss und Neuem Museum.

Candida Höfer: Komische Oper Berlin V (2022 / C-Print) © Candida Höfer / VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Candida Höfer: Komische Oper Berlin V (2022 / C-Print) | Bild: Candida Höfer / VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Es sind vor allem Innenräume - frontal aufgenommen ein Teil des Zuschauerraums und die Bühne der Komischen Oper etwa - "Porträts", wie die Fotografin selber sagt, die das Wesen eines Raumes, einer Architektur erfassen. Einzig eine Aufnahme der Neuen Nationalgalerie zeigt Mies van der Rohes ikonischen Museumsbau auch von außen, im "Breitwandformat" sozusagen: reduziert auf sich selbst, indem alles, was von der Architektur ablenken könnte, alles Momenthafte fehlt. Kein Mensch ist zu sehen - nicht draußen, nicht drinnen. Selbst das Tageslicht ist gleichmäßig verteilt. Die Fotografin zeigt das Gebäude nicht frontal, sondern von einer Ecke aus aufgenommen und symmetrisch auch zwischen Himmel und Boden platziert. Das breit Hingelagerte der gläsernen Halle wird dadurch betont und man hat den Eindruck, das IST die Neue Nationalgalerie. Hier, wie in allen Fotografien Candida Höfers, erscheint das Bild alterntivlos, eine andere Perspektive undenkbar.

Candida Höfer: Goethe-Nationalmuseum Weimar II (2006) © Candida Höfer / VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Candida Höfer: Goethe-Nationalmuseum Weimar II (2006) | Bild: Candida Höfer / VG Bild-Kunst, Bonn 2024

Suche nach Ordnung

Der Ort für sich, sein Schmuck oder seine Schmucklosigkeit, seine Symmetrie – all das verrät die beabsichtigte Wirkung. Candida Höfer hat eine Vorliebe für Ordnung und für Orte der Kultur: für Museen und ihre Depots, Theater und besonders Bibliotheken und Lesesäle. Aber mit Kultur in dieser gebauten Form sind auch Ansprüche verknüpft. Solche Räume sind nicht nur auf einen Zweck hin ausgerichtet, sie sollen immer auch etwas repräsentieren. Dabei steht diese Aussage nicht immer im Einklang mit der Nutzung und mitunter verdeckt der Gebrauch der Orte die Aussage. Auch das ist in den Fotografien Candida Höfers gegenwärtig. Je genauer man sie betrachtet, umso mehr sieht man.

Silke Hennig, radio3

Art Week Berlin 2024