tin Schoeller: Barack Obama (2004) © Martin Schoeller, AUGUST / Courtesy of CAMERA WORK Gallery
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Camera Work Gallery - "Portraits of Power: U.S. Presidents in Photography"

Bewertung:

In knapp sechs Wochen wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Dabei geht es nicht nur um politische Programme, sondern auch darum, wie sich die Kandidaten präsentieren. Die Ausstellung "Portraits of Power: U.S. Presidents in Photography" in der Berliner Galerie Camera Work macht klar, wie wichtig die Selbstinszenierung für US-Präsidenten ist.

Donald Trump, Barack Obama und Bill Clinton schauen dem Besucher direkt in die Augen. Die Close-Up-Fotos von Martin Schoeller zeigen Gesichter in Großaufnahme. Man kann nicht nur jede Hautpore erkennen, sondern auch Charaktereigenschaften. Obama wirkt entspannt und offen, Trump hingegen bemüht sich um eine Performance. Er kneift die Augen zusammen, um entschlossen zu wirken. Und dieser Blick begegnet uns auf anderen Trump-Fotos wieder. Er soll Härte und Zielstrebigkeit ausstrahlen.

"Ich bin mir sicher, dass sich Donald Trump diesen Gesichtsausdruck antrainiert hat", sagt Alina Heinze, die zum Kuratorenteam gehört. "Das ist der Blick, mit dem er gesehen werden möchte."

Keine vollständige Ahnengalerie

Eine vollständige Ahnengalerie der US-Präsidenten kann die Ausstellung nicht bieten. Die private Galerie greift auf Bilder von Fotografen zurück, mit denen sie auch sonst zusammenarbeitet. Insofern hat die Auswahl etwas Zufälliges. Neben Trump, Obama und Clinton sind Ronald Reagan und Theodore Roosevelt zu sehen – die beiden Bushs und Jimmy Carter fehlen. John F. Kennedy hingegen ist mit einer ganzen Reihe von Fotos vertreten. Die Galerie verfügt über die weltweit größte Privatsammlung mit Bildern der Kennedy-Familie. Und das ist mit Blick aufs Thema Selbstinszenierung durchaus aufschlussreich.

Immer wieder die Kennedys

Kennedy war der erste US-Präsident, der im großen Stil Privatfotos für seine Wahlkampagne nutzte, und als er dann im Amt war, ging es weiter. Er war andauernd mit seiner Frau und seinen Kindern in den Medien präsent und viele dieser Bilder sind in der Ausstellung zu sehen: Kennedy mit seiner Familie am Strand, Kennedys Kinder, die im Oval Office spielen, Kennedy mit seiner Frau als verliebtes Pärchen im Fotoautomaten. Das sind alles Bilder, die die Menschlichkeit des Präsidenten betonen und ganz natürlich wirken, obwohl die meisten inszeniert sind.

Bildergalerie

Camera Work: Portraits of Power

Selbstdarstellung hat viele Facetten

Und diese Idee griffen Kennedys Nachfolger auf. Die Fotos in der Ausstellung zeigen keine steifen Arrangements, sondern lebendige Situationen – oft auch private. Vor allem Barack Obama veröffentlichte Fotos, die ihn und seine Ehefrau als verliebtes Paar zeigten – in der der Ausstellung ist ein Schnappschuss aus einem Fahrstuhl zu sehen, auf dem er Michelle Stirn-an-Stirn anflirtet. Auch Bilder mit Kindern im Oval Office hat er im Repertoire – etwa das, wo er sich zum Sohn eines seiner Mitarbeiter hinunterbeugt und der Kleine ihm ins Haar greift. "Hair like Mine" hat der Fotograf Pete Souza das Bild genannt. Der Junge wollte fühlen, ob sich die Frisur des Präsidenten so anfühlt, wie seine eigene. Momentaufnahmen wie diese unterstreichen Obamas Kinderliebe und Spontanität. Er will sich nicht als mächtiger Politiker präsentieren, sondern als Mensch.

Fotos von Staatsbesuchen mit klassischen Politikerposen zeigt die Ausstellung auch – Präsidenten an Rednerpulten, auf Gangways, an Schreibtischen. Selbstdarstellung hat viele Facetten. Das macht die kleine Ausstellung auf anschauliche Weise bewusst.

Oliver Kranz, radio3

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