Kontinental ’25 © Raluca Munteanu
Raluca Munteanu
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Berlinale | Wettbewerb - "Kontinental '25"

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Im Corona-Jahr 2021 war der rumänische Regisseur Radu Jude mit "Bad Luck Banging or Loony Porn" zuletzt im Wettbewerb der Berlinale vertreten, für den er auch mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. Sein neuester Film heißt "Kontinental '25", lose angelehnt an Roberto Rosselinis "Europa '51". Konkret basiert der Film auf einer Zeitungsmeldung über einen Obdachlosen, der vom Gerichtsvollzieher auf die Straße gesetzt wurde und dann Selbstmord beging.

Die sympathische Anwältin Orsolya (Eszter Tompa) ist sehr viel mitfühlender als man es sonst von Gerichtvollziehern kennt. Sie verschafft dem Obdachlosen eine Woche Aufschub und organisiert einen Transport für seine Möbel.

Ein universeller Blick auf rumänische Verhältnisse

Entsprechend traumatisch empfindet sie seinen Selbstmord, den sie in einer Reihe von Gesprächen - mit ihrer Mutter, einer Freundin, einem Pfarrer und einem ehemaligen Studenten - diskutiert und verarbeitet.

Wie in fast all seinen Filmen lenkt Radu Jude den Blick auf die Missstände in seiner Heimat Rumänien, die zugleich universell gelten - in diesem Fall steigende Mieten, unerschwinglicher Wohnraum, die immer größere Kluft zwischen arm und reich und dem schwindenden Mittelstand dazwischen.

Absurde Komik allen menschlichen Tuns

Wie in all seinen Filmen schlägt bei Radu Jude auch hier die absurde Komik durch, die sein Markenzeichen ist: Jede menschliche Aktivität hat bei ihm auch eine absurde, komische Seite - angefangen mit dem Obdachlosen, der am Anfang des Films fluchend und zeternd durch einen Wald mit mechanischen Dinosauriern läuft. Selbst sein herzzerreißender Selbstmord hat eine absurde Note, wenn er sich mit einem Draht um den Hals an die Heizung bindet und sitzend auf dem Boden sein Körpergewicht einsetzt. Zu sehen ist das nicht, man hört nur das Hantieren, Würgen und Krächzen. Auch in den Gesprächen schlägt die Komik immer wieder durch - mit all den irrwitzigen Gedankenschlenkern, die Menschen stricken, um sich ihre eigene oder auch fremde Schuld schönzureden.

Im Vergleich mit "Bad Luck Banging or Loony Porn" ist "Kontinental `25" linear und leiser, auch mit größerem Ernst erzählt als die überdrehte Farce, mit der er vor vier Jahren den Goldenen Bären gewonnen hat.

Anke Sterneborg, radio3

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