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Musical-Fantasy-Drama - "The End"

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"The End" – im Kino stehen diese beiden Worte in der Regel vor dem Abspann. Der amerikanische Filmemacher Joshua Oppenheimer aber hat "The End" als Titel für seinen Film vom Untergang der Welt gewählt. Joshua Oppenheimer wurde bekannt durch zwei Dokumentarfilme, die sich mit den Massakern in Indonesien Mitte der 1960er Jahre beschäftigten. In "The Look of Silence" (2014) ließ er die Täter von damals ihre Gräueltaten erneut nachstellen. "The End" ist Oppenheimers erster Spielfilm. Die Apokalypse hat der Regisseur als Musical inszeniert - mit Tilda Swinton und George MacKay in den Hauptrollen.

Die Idee zu "The End" kam Joshua Oppenheimer, als er die Familie eines Ölmagnaten bei ihrer Suche nach einem Bunker begleitete. Im Film ist die Erde durch den Klimawandel schon seit 25 Jahren unbewohnbar.

Überleben im Luxusbunker

Die Geschichte spielt in einem unterirdischen Luxusbunker, der in einen Salzstock eingelassen ist. Die an Kathedralen erinnernden Gewölbe des sizilianischen Salzbergwerks Petralia Soprana bieten die atemberaubende Kulisse. Das Interieur des Bunkers erinnert an eine großbürgerliche Villa – allerdings ohne Tageslicht. An den taubenblauen Wänden hängen Werke von Manet oder Renoir. Ein Ehepaar hat sich mit zwei Freunden und einem Butler an diesen sicheren Ort zurückgezogen. Der gemeinsame Sohn kam vor über 20 Jahren im Bunker zur Welt. Als eine junge Frau aus der zerstörten Außenwelt den Weg in den Salzstock findet, steht die Familie vor der Frage, sie aufzunehmen oder sie in den sicheren Tod zu schicken. Bisher haben die Überlebenden alle Freunde und Verwandten im Stich gelassen. Im Bunker aber deuten sie ihre gewissenlose Haltung um. Der Sohn arbeitet an den Memoiren seines Vaters.

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Abgesang auf den Planeten

Oppenheimer geht es nicht ums pure Überleben. Ihn interessiert die Moral seiner Figuren. Die Musik öffnet ein Fenster zu ihren Gefühlen. Mit großartiger Intensität lassen sich die Schauspielerinnen und Schauspieler auf das Wagnis des Musicals ein. Tilda Swinton – wimpernlos, mit schwarzer Perücke – singt mit splitternder Stimme. Moses Ingram, als die junge Frau, die ihre Familie im Stich gelassen hat, wird als einzige von Gewissensbissen gequält wird. Und George MacKay als der Sohn ist so etwas wie die reine Seele. Seine Haut wirkt durchsichtig, weil er nie Sonnenlicht gesehen hat. Natürlich verlieben sich die beiden jungen Leute.

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Im Kampf mit sich selbst

Die Bunkerinsassen verdrängen ihr altes Leben. Sie klammern sich an Routinen. Sie schwimmen täglich im unterirdischen Pool, kochen Bouillabaisse von den Fischen, die sie in großen Tanks züchten. Sie basteln Papierblumen oder Tannenzweige. Nur hin und wieder brechen Risse in der gleichmütigen Fassade auf. Zum Beispiel, wenn alle einen Probealarm durchspielen sollen und dabei an ihre traumatischen Erlebnisse erinnert werden.

 

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"The End" ist ein schwieriger, schräger, sperriger Film. Und genau das macht das macht dieses eigenwillige Werk eindringlich. Joshua Oppenheimer hat acht Jahre daran gearbeitet. Er konnte nicht wissen, dass die Atmosphäre in seinem Film schmerzhaft zu der aktuellen Endzeitstimmung passen würde. Die Trostlosigkeit dieser kleinen Gesellschaft ohne Moral und Mitgefühl glüht lange nach. In der Realität haben natürlich all diejenigen, die gerade fleißig am Weltuntergang arbeiten, längst einen eigenen Luxusbunker. In dem Film wird allerdings klar, dass man zwar vor der Katastrophe fliehen kann, nicht aber vor sich selbst. Wenn alle Menschlichkeit verloren ist, wird auch das Überleben zur Hölle. Besser wäre es wohl, die Erde vor dem Ende zu retten.

Simone Reber, radio3

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