Komödie - "Kundschafter des Friedens 2"
Auch im zweiten Teil von Robert Thalheims Agenten-Komödie sind die "Kundschafter des Friedens" wieder im Dienst des Sozialismus unterwegs. Diesmal führt sie ihre Mission nach Kuba, wo sie einen Erbschaftsstreit regeln sollen. Doch die laue Gag-Revue unter karibischer Sonne will nicht so recht zünden – da helfen auch Stars wie Henry Hübchen, Katharina Thalbach und Corinna Harfouch nicht weiter.
Die Cayo Ernest Thaelmann ist eine unbewohnte Insel an der kubanischen Südküste. Der kubanische Staatschef Fidel Castro hatte sie bei einem Staatsbesuch in den 70er Jahren der DDR als symbolisches Gastgeschenk überreicht. Anschließend wurde dort eine steinerne Büste des Arbeiterführers aufgestellt und die Sache geriet in Vergessenheit.
Fiktive Erbschaftsstory
Robert Thalheim hat aus der wahren Geschichte (die im Prolog seines Films mit ein paar dokumentarischen Aufnahmen erzählt wird) eine fiktive Erbschaftsstory gemacht. Denn das Eiland, das nach der Wende von "Fuchs", dem ehemaligen Chef des DDR-Auslandsgeheimdiensts verwaltet wurde, droht nach dessen Tod in falsche Hände zu fallen: Eine kubanische Erbschleicherin hat sich kurz vor seinem Ableben an den Agentenführer herangemacht – und die steckt möglicherweise mit der CIA unter einer Decke ...
007 der DDR
Ganz klar ein Fall für Jochen Falk (Henry Hübchen), den selbsternannten 007 der DDR und seine "Kundschafter des Friedens": Logistiker Locke (Thomas Thieme), Romeo Harry (Winfried Glatzeder) und Technikerin Tamara (Katharina Thalbach), die für den mittlerweile verstorbenen Michael Gwisdek eingesprungen ist – eine Frau, die nicht nur Bomben entschärfen kann, sondern auch über ausgezeichnete Beziehungen zu den Granden der kubanischen Revolution verfügt.
Auf Bitten von Fuchs‘ Tochter Helene (Corinna Harfouch) machen sich die vier Agenten auf den Weg in die Karibik, um die Erbschaftsangelegenheit im Sinne der Revolution zu regeln und ganz nebenbei den Berliner Winter gegen den Pool eines kubanischen Luxus-Hotels einzutauschen.
Schöne Augen beim Kuba-Revolutionsquiz
Doch was im ersten Teil der "Kundschafter des Friedens" noch gut funktioniert hat – das ironische Spiel mit historischen Anspielungen und Zitaten aus alten Agentenfilmen – verkommt diesmal zur schalen Nummern-Revue. Superagent Falk hat anstelle eines dringend benötigten Tresorschlüssels den Schlüssel des heimischen Hasenstalls mitgenommen? Romeo Harry entdeckt ausgerechnet auf Kuba seine Liebe zum männlichen Geschlecht? Und Agentin Tamara verliebt sich beim "Kuba-Revolutionsquiz" in einen westdeutschen Studienrat? Echt jetzt?
Auf Nebenschauplätzen verzettelt
Kaum etwas von dem, was sich Robert Thalheim und sein Co-Autor Peer Klehmet diesmal ausgedacht haben, will wirklich zünden, da nützen auch die prominenten Darsteller nichts. Die Gags sind überwiegend lahm, die einzelnen Figuren wirken nicht mehr wie noch im ersten Teil schrullig, sondern hoffnungslos überkandidelt und die eigentliche Story, die Geschichte mit der Erbschaft, nimmt nie so richtig Fahrt auf. Stattdessen verzettelt sich der Film auf Nebenschauplätzen.
Zum Klischee geronnen
Die Idee, die Geschichte der DDR und ihres Auslandsgeheimdienstes auf die Schippe zu nehmen, hat im ersten Teil der "Kundschafter des Friedens" noch gut funktioniert: Hier aber, im zweiten Teil, ist sie zum Klischee geronnen, zu einem Feelgood-Movie vor exotischer Kulisse, bei dem kitschige Liebesgeschichten aus dem deutschen Alltag abgehandelt werden. Das reicht vielleicht für eine "Traumschiff"-Episode, nicht aber für eine gelungene Komödie.
Carsten Beyer, radio3