Toni und Helene © Alpenrepublik
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Schwarze Komödie - "Toni und Helene"

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Es ist ein Filmende, das in die Geschichte eingegangen ist: In dem Roadmovie "Thelma und Louise" von Ridley Scott aus dem Jahr 1991 jagen die beiden Frauen auf der Flucht vor der Polizei ihren Ford Thunderbird über die Klippen des Grand Canyon und können für Sekunden fliegen. Thelma und Louise, die beiden Rebellinnen, die sich gegen männliche Übergriffigkeit wehren, sind die Vorbilder für die Hauptfiguren in der schwarzen Komödie "Toni und Helene". Der Film des österreichischen Regie-Duos Sabine Hiebler und Gerhard Ertl kommt diese Woche ins Kino.

Toni und Helene sind zwei in die Jahre gekommene Windsbräute, die sich von niemandem mehr erzählen lassen, wie sie zu leben – oder in diesem Fall – zu sterben haben. Die beiden begegnen sich in einer Seniorenresidenz. Helene wohnt dort schon länger. Die elegante Dame mit der aufrechten Haltung und der schlanken Gestalt war Schauspielerin. Jetzt will sie in die Schweiz fahren, um dort Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen.

Würdige Nachfahrinnen von Thelma und Louise

Weil sie sich nicht mehr selbst ans Steuer ihres Wagens traut, hat sie ihren Neffen gebeten. Dieser lehnte aber aus ideologischen Gründen ab. Toni – robust, mollig, in Jeansjacke – will sich im Altersheim erholen. Als sie von Helenes Plan erfährt, bietet sie an, Helene nach Zürich zu chauffieren. Die beiden machen sich in Helenes silbergrauen Jaguar auf den Weg und scheitern schon an der ersten Tankstelle:

"Eurodiesel, SuperPlus, V-Power ... Hat das immer schon so geheißen? Entschuldigen Sie, können Sie uns bitte helfen? Selbstbedienung? Aber wir wissen nicht, welchen Zapfhahn wir nehmen müssen ...!"

Lachen übers Sterben

Sabine Hiebler und Gerhard Ertl haben auch das Drehbuch geschrieben und halten mit "Toni und Helene" wunderbar die Balance zwischen Ernst und skurrilem Humor, zwischen Verletzlichkeit und Trotz. Einmal nehmen die beiden Frauen eine junge Anhalterin mit. Sie wird von der österreichischen Schriftstellerin und Kabarettistin Stefanie Sargnagel gespielt. Und sie fordert mit der ganzen Unbekümmertheit der Jugend:

"'In Würde altern' - eigentlich voll die depperte Floskel. Im Grunde ist das total frauenfeindlich. Man sollte überhaupt nicht in Würde altern. Man sollte die ganze Gesellschaft laut mit der eigenen Todesangst belasten. So sollte man das machen."

Man muss die Blicke von Toni und Helene sehen. Die beiden schauen auf die Tramperin wie auf ein exotisches Tierchen, voller Mitleid ob dieser Unbedarftheit.

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Aber der Film bleibt ein Roadmovie. Die junge Frau verabschiedet sich. Der Jaguar der beiden Silverliner schnauft sich weiter die Alpenpässe hoch. Die beiden Frauen übernachten in einem Hotel, das halsbrecherisch auf einem Bergvorsprung balanciert. Das gemütliche Gasthaus am Abgrund erinnert noch einmal an den Filmschluss von "Thelma und Louise" und bleibt ein Bild für die Wackeligkeit des Lebens. Aber Sabine Hiebler und Gerhard Ertl entscheiden sich an jeder Wegkreuzung aufs Neue für die Komödie.

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Grandiose Schauspielerinnen

Christine Ostermeyer, die in diesem Dezember 88 Jahre alt wird, spielt die Helene mit beherrschter Vornehmheit und lässt doch den existenziellen Ernst der Geschichte nie vergessen. Margarethe Tiesel als Toni konzentriert sich auf die Übersprungshandlungen, die Ausweichmanöver, die Verdrängungsmechanismen. Toni sucht immer einen Ausweg aus der Bredouille. Als die beiden Frauen den Schlagbaum an der Schweizer Grenze durchbrochen haben, denkt sie sofort weiter:

"Es hat wirklich funktioniert. Ja, aber jetzt werden sie uns suchen. Die kennen unser Auto und unser Kennzeichen."

"Und was machen wir jetzt?"

"Na, wir wechseln den Wagen! Schauen Sie keine Krimis?"

Beide Schauspielerinnen lassen auch die Schwächen und Verletzungen ihrer Figuren erahnen. Dieser Balanceakt verwandelt die Komödie in ein untergründiges Kunstwerk.

Simone Reber, radio3

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