Juliette im Frühling © Pandora Film
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Komödie von Blandine Lenoir - "Juliette im Frühling"

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Camille Jourdys 2016 erschienene Graphic Novel "Juliette: Gespenster kehren im Frühling zurück" ist die Grundlage für den französischen Film "Juliette im Frühling", wobei die Leichtigkeit, die der deutsche Titel suggeriert, erstmal nicht gegeben ist. Denn dieser Frühling, den Juliette hier erlebt, ist eher ein Erwachen. Und wir wissen, ist das nicht immer nur schön, sondern kann auch schmerzhaft sein ...

So sind es hier die Gespenster der Vergangenheit, die Juliette einholen, als sie nach langer Zeit mal wieder nach Hause fährt, um sich zu entspannen. Von Paris in die Provinz – das ist ja ein Topos, den das französische Kino liebt. Hier aber ist die Provinz eher abweisend und grau: verwaiste Straßen, Neubauten, nichts wirklich Schönes. Und auch familiär gab es schon mal bessere Zeiten: Ihr Vater wirkt ein bisschen verwirrt, die Oma haben sie ins Heim gesteckt, ihr Haus steht jetzt zum Verkauf.

Gespenster der Vergangenheit

Für Juliette ist das alles ein bisschen viel, denn sie ist nicht ohne Grund nach Hause gefahren: Es geht ihr schlecht, ihr fehlen die Ideen als Kinderbuchillustratorin, sie ist einsam. Ihr Gespenst heißt "Depression".

Doch niemand aus ihrer Familie will davon wirklich wissen. Will verstehen, wovon sie spricht. Denn alle haben genug mit sich zu tun. Die Eltern haben sich vor Jahrzehnten getrennt, seitdem ist die Mutter dabei, sich sexuell und künstlerisch zu verwirklichen, während ihr Ex-Mann immer mehr vereinsamt. Und auch Juliettes Schwester hat zu kämpfen.

Zu ihr springt der Film schon kurz nach Beginn des Films: unglücklich verheiratet, zwei Kinder, ein Haus, das abbezahlt werden muss und dazu einen lästigen Liebhaber. Diese Affaire, die Marylou vorwiegend in ihrem Gewächshaus auslebt, zeigt zwei beleibte Körper, die Spaß miteinander haben. Wir sehen aber auch einen Mann, der sich ernstlich verliebt hat, von dem aber nur der Sex gewollt wird.

Kleine traurige Momente. Und genau da holt der Film uns ab: im Alltag, bei alltäglichen Familiensituationen, die einer ganz eigenen Dynamik unterworfen sind. Jeder ist mit seinem kleinen Leben beschäftigt, man begegnet sich und will doch eigentlich gar nichts voneinander wissen. Manchmal aber tauchen Geschichten aus dem Nichts auf, die alles verändern können, die vielleicht eine Erklärung für das Heute sein können. Zum Beispiel als Juliette im Gespräch mit ihrer Oma zufällig einer offensichtlich sehr erfolgreich verdrängten Erinnerung auf die Spur kommt. Noch so ein Gespenst, das Juliette verfolgt und ihr Leben prägt.

Juliette im Frühling © Pandora Film
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Französische Leichtigkeit statt großes Drama

Die Titelrolle als Juliette hat Izïa Higelin inne, die als Sängerin sehr fordernde Bühnenauftritte hat und hier in ihrer ersten Kino-Hauptrolle doch eher leise Töne anschlägt. Ein bisschen stiehlt ihr Sophie Guillemin die Show – in der Rolle der Schwester. Sehr präsent, sehr kraftvoll. Und ganz großartig wie immer ist Jean-Pierre Darroussin als verschusselter liebenswerter Vater, der auch gerade in "Die Gleichung ihres Lebens" zu sehen ist.

Auch bei der Graphic Novel wurden neben der zeichnerischen Fähigkeit Camille Jourdys die Komplexität der Figuren gefeiert. Die hat Regisseurin Blandine Lenoir, die hier eng mit der Autorin zusammengearbeitet hat, erhalten: Dieser Film lebt durch seine Figuren, sie sind greifbar, lebendig, sympathisch, chaotisch und tragen alle eine große Sehnsucht in sich.

Trotz der doch schweren Themen, die immer wieder aufblitzen, gibt es hier kein großes Drama. "Juliette im Frühling" - das ist Authentizität, Lebensnähe, französische Leichtigkeit mit Tiefgang. Ein Film, der Spaß macht.

Christine Deggau, radio3

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