Komödie - "Problemista"
Eigentlich möchte Alejandro Spielzeug-Designer werden, doch der Weg zu seinem Traumjob ist hart. "Problemista", der Debütfilm des salvadorianischen Regisseurs Julio Torres, verhandelt das Schicksal eines jungen Einwanderers in New York – mit viel Fantasie, satirischen Seitenhieben auf den Kunstmarkt und die US-Einwanderungsbehörden und einer furiosen Tilda Swinton.
Alejandro (Julio Torres) ist ein junger Mann aus El Salvador, der es sich in den Kopf gesetzt hat, in den USA als Spielzeug-Designer groß rauszukommen. Seit Jahren schon sammelt er Ideen, nun hat seine Künstler-Mutter (Catalina Saavedra) ihr letztes Geld zusammengekratzt und ihm ein Flugticket nach New York gekauft, wo der Traum endlich wahr werden soll: vom Tellerwäscher zum Millionär.
Vom Tellerwäscher zum Millionär?
Doch so einfach ist das nicht: Bald schon sieht sich Alejandro in einer Situation gefangen, wie sie Regisseur und Hauptdarsteller Torres einst selbst kennenglernt hat. Ohne einen "Sponsor", der für seinen Aufenthalt garantiert, gibt es keine Aufenthaltserlaubnis. Ohne Aufenthaltserlaubnis keine feste Arbeitsstelle - und ohne feste Arbeitsstelle droht die baldige Abschiebung. Um wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen, jobbt Alejandro in einem Kryo- Unternehmen, bei dem man sich einfrieren lassen kann, um in einer hoffentlich besseren Zukunft wieder aufgetaut zu werden.
Ein kleines Malheur
So hat es sich auch der krebskranke Maler Bobby (RZA) gewünscht, dessen Einfrieren Alejandro überwachen soll. Weil er dabei einen Moment nicht aufpasst, wird er gefeuert, obwohl das kleine Malheur ohne Folgen bleibt. Alejandro braucht nun einen neuen Sponsor, sonst wird er in einem Monat ausgewiesen. Da kommt ihm Bobbys Frau Elizabeth (Tilda Swinton) zu Hilfe: Die alternde Kunstkritikerin will eine Verkaufsausstellung mit den Bildern ihres Gatten organisieren – und engagiert Alejandro als Assistenten. Sollte das Unternehmen von Erfolg gekrönt sein, will sie ihn bei seinem Problem mit den Behörden unterstützen …
Ein gegensätzliches Paar
Von nun an sind die Geschicke dieses gegensätzlichen Paares aneinandergekoppelt. Dabei überzeugt vor allem Tilda Swinton als verkrachte Kritikerexistenz, die mit wildem, rotgefärbtem Haarschopf und irrem Blick durch die New Yorker Kunstszene streift und den verunsicherten Alejandro immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Der wiederum wird von permanenten Albträumen verfolgt. Mal ist es eine große Sanduhr, die in seinem Kopf langsam abläuft, dann eine kafkaeske Anordnung von Pappschachteln, durch die er kriechen muss, nur um zum Schluss wieder am Ausgangspunkt zu landen.
Der rote Faden fehlt
"Problemista" ist ein fantastisches Märchen voll origineller Dialoge und gelungener Bildideen. Gleichzeitig merkt man diesem Film aber auch an, dass Julio Torres die Erfahrung für ein großes Spielfilm-Projekt (noch) fehlt. Einen roten Faden oder eine stringente Dramaturgie sucht man vergebens, oft mäandert die Geschichte der beiden Hauptfiguren wie bei einer Nummern-Revue von einem Gag zum nächsten. Trotzdem: Wer ungewöhnliches, schräges Kino mag und Filme, bei denen man nicht schon nach fünf Minuten weiß, wie sie am Ende ausgehen, sollte sich "Problemista" nicht entgehen lassen. Und für die Fans von Tilda Swinton ist dieser Film ohnehin ein Muss.
Carsten Beyer, radio3