Axel Brüggemann: Die Zwei-Klassik-Gesellschaft © Frankfurter Allgemeine Buch
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Wie wir unsere Musikkultur retten - Axel Brüggemann: "Die Zwei-Klassik-Gesellschaft"

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Axel Brüggemann ist einer der umtriebigsten Musikjournalisten derzeit: Moderator, Podcaster, Blogger, Filmautor und Publizist. Und legt den Finger in die Wunde(n) des aktuellen Klassikbetriebs. Nur leider nicht besonders tiefgründig.

Zwei Generationen stellt Axel Brüggemann in seinem Buch einander gegenüber: die "sterbende Generation", also das traditionelle Bildungsbürgertum, für das Konzert- und Opernbesuche selbstverständlich dazugehören.

Und die "letzte Generation", stellvertretend für diejenigen, die die Stätten der Kultur für die Auseinandersetzung mit wichtigen Themen der Zeit gar nicht brauchen: "Sie braucht keinen Monet, Mozart oder Wagner; sie hat die reale Welt längst zur Bühne in eigener Sache erhoben."

Einiges im Argen

Dabei liegt hierzulande in Sachen Musikkultur tatsächlich etliches im Argen. Axel Brüggemann benennt wesentliche Punkte: Musiklehrermangel, bedrohte Kulturförderung, aber auch den Fachkräftemangel im Musikmanagement oder bei technischen Berufen in Theatern und Opernhäusern.

In neun Kapiteln ist das alles gebündelt, von Klassik und Nachhaltigkeit über die Frage nach dem Publikum in unserer digitalen Gesellschaft, Präsentationsformen, Musik und Tagespolitik bis hin zur Musikkritik.

Rundumschlag

Alles kommt vor – irgendwie. Man hat den Eindruck, der Autor hat die Themen gesetzt und dann alles dazu aufgeschrieben, was ihm dazu eingefallen ist. Fakten und Beispiele werden genannt, aber was folgt jetzt konkret daraus?

Im grundsätzlich sehr wichtigen Kapitel über Machtmissbrauch in der Kultur etwa werden die prominentesten Fälle geschildert, aber was müsste passieren, um so etwas verhindern oder wenigstens besser aufarbeiten zu können?

Ansätze für Antworten auf die im Untertitel gestellte Frage, wie wir unsere Musikkultur retten, tauchen immer mal wieder in wenigen Absätzen auf, aber es bleibt allgemein, schwammig, durcheinander und unstrukturiert. Und die 45 Thesen am Ende des Buches beschreiben entweder Selbstverständlichkeiten oder fordern Dinge, die längst Realität sind. Insgesamt hätte das Buch ein gutes Lektorat gebraucht, um die vielen Details zu vertiefen und zu strukturieren. So entsteht der Eindruck eines eilig zusammengeschriebenen und wenig tiefgründigen Buches.

Andreas Göbel, rbbKultur