Gotteskinder © W-Film
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Drama - "Gotteskinder"

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"Gotteskinder" ist ein bereits mehrfach preisgekröntes Drama, das die Konflikte zwischen Glauben, Familie und persönlicher Selbstfindung beleuchtet. Der Film der deutschen Regisseurin Frauke Lodders erzählt die intensiv recherchierte Geschichte zweier Geschwister, die mit den strengen Regeln einer evangelikalen Freikirche und ihren eigenen Gefühlen kämpfen.

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Sie glauben an die unbedingte Gültigkeit der Bibel, lehnen Abtreibung, Sex vor der Ehe und gleichgeschlechtliche Partnerschaften ab und werben auf Social Media-Kanälen, mit öffentlichen Konzerten und Vorträgen um Jugendliche.

In Deutschland wird die Zahl der Mitglieder bei den Evangelikalen Christen auf etwa 1-3 % der Bevölkerung geschätzt. Weltweit sollen über 300 Millionen Christen zu den Evangelikalen gehören. Vor allen Dingen in den Vereinigten Staaten haben sie zurzeit direkten Einfluss auf die konservative Regierung. Die Kasseler Filmregisseurin Frauke Lodders hat ein Jahr bei Evangelikalen Christen recherchiert. "Gotteskinder" heißt ihr Spielfilm, der diese Woche bei uns ins Kino kommt.

Vordergründig eine heile Welt

Ein Schwedenhaus am Ortsrand, dahinter grüne Wiesen, gut bürgerlich im Inneren, mit taubenblauen Wänden und weiß-lackierten Türen. Hier wohnt eine Familie, in der scheinbar alle füreinander einstehen, zusammen beten, zusammen singen. Die fünfzehnjährige Hannah hat zwei Schwestern und einen Bruder, Timotheus, genannt Timo.

Der erste Riss in der Fassade tut sich auf, als die jüngste Schwester freudestrahlend aus dem Kindergarten zurückkommt und erzählt, dass sie Hochzeit gefeiert und ihre beste Freundin geheiratet habe. Da bekommt sie von ihrem Vater eine Ohrfeige. Die Bibel verbietet die Ehe zwischen zwei Frauen, lernt sie. Die heile Welt existiert nur, solange alle sich fügen. Deshalb kommt Timo in Gewissenskonflikte, als er sich in einen Klassenkameraden verliebt. Und Hannah wird verunsichert, als der Nachbarsjunge Max mit ihr flirtet und sie schließlich küssen will.

Weder Timo noch Hannah stellen die Religion in Frage. Es ist Max, der für die Zuschauer den Außenblick mitbringt. Ohne diese gut geerdete Figur würde man die giftige Mischung aus Liebe, Übergriffigkeit, Manipulation und Drohung wohl kaum aushalten.

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Preisgekröntes Drehbuch

Die Stärke dieses intensiven Films liegt darin, dass im Drehbuch nicht alles ausgesprochen wird. Vor allem die Jungs finden häufig keine Worte. Timo ringt schweigend mit sich, kann niemandem von seinem Dilemma erzählen. Bei seiner Taufe mit vierzehn Jahren bekräftigt er noch einmal seinen Glauben und versichert, ein guter Mann zu werden.

Er beschließt, seine Homosexualität in einem Summer Camp kurieren zu lassen. Frauke Lodders hat selbst unter Angabe einer fiktiven Geschichte eine solche sogenannte Konversions-Therapie mitgemacht. Die Szene, in der Timo von seiner Homosexualität geheilt werden soll, wirkt wie eine dilettantische Geisteraustreibung.

Während Timo sich mit seinem Geheimnis quält, hat Hannah ihre Erziehung verinnerlicht. Ihre Freundin Melissa wiederum kann beides vereinbaren, sie schläft mit Jungs und predigt öffentlich Unschuld. Das Drehbuch von Frauke Lodders bietet sehr subtil verschiedene Modelle, mit dem klaustrophobischen System der "Gemeinschaft" umzugehen. Denn natürlich steht als große Drohung immer im Raum: Wer sich nicht anpasst, wird ausgeschlossen

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Glänzendes Ensemble

Der Film erinnert natürlich an "Babettes Fest" nach einer Novelle von Karen Blixen über eine pietistische Gemeinschaft in Jütland oder auch an "Das Weiße Band" von Michael Haneke über ein grimmig protestantisches Dorf in Vorpommern. Aber diese beiden Filme spielen vor mehr als 100 Jahren. In "Gotteskinder" holen vor allem die jugendlichen Darsteller die Religion, die zur Ideologie mutiert ist, in die Gegenwart. Sie flüstern, sie nuscheln, sie stottern. Serafin Mishiev als Timo erstickt fast an seiner Liebe, Flora Li Thiemann wiederholt in falscher Klarheit die Dogmen ihres Vaters. Mark Waschke als Familienoberhaupt spielt die ganze Ambivalenz des Patriarchen, der mit Zuckerbrot und Peitsche regiert und natürlich erwartet, dass alle mit ihm zur Faith Alive Night gehen, auch Hannahs Verehrer Max.Michelangelo Fortuzzi als Max bleibt bodenständig und flirtet einfach mit geübtem Herzensbrecherblick weiter.

Das ganze Ensemble holt diese Geschichte nicht nur in die Gegenwart, sondern auch in die Realität. Und da gehört sie wohl auch hin, wenn man bedenkt, dass 24 % der US-Amerikaner Evangelikale Christen sind und fast 70 % der Evangelikalen Donald Trump gewählt haben.

Simone Reber, radio3

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