Blink Twice © Warner Bros. Entertainment Inc.
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Thriller - "Blink Twice"

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Berühmt geworden ist die zierlich-energische Zoë Kravitz, Tochter des Musikers Lenny Kravitz, als Schauspielerin in kämpferischen Rollen - unter anderem in der Riege der "X-Men", in "Mad Max: Fury Road" und zuletzt als Catwoman in "Batman". Jetzt hat sie zum ersten Mal Regie geführt und auch das Drehbuch mitgeschrieben: "Blink Twice" ist ein #MeToo-Thriller, der es in sich hat ...

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"Blink Twice" - das ist im Film ein kleiner running gag, ein Geheimzeichen, eine vertrauliche Warnung, die Frida, die zentrale Heldin des Films, erbittet: "Zwinkern Sie zweimal, wenn ich Gefahr bin", sagt sie lachend und meint das nicht wirklich ernst.

Es ist ist eher ein flüchtiger Gedanke, der sie streift - eigentlich ganz schön leichtsinnig - und dann bittet sie ausgerechnet die Männer, denen sie sich ausliefert, um Unterstützung, macht also den Bock zum Gärtner, reißt ein Witzchen, während sie schon längst in der Falle sitzt ...

Das wahre Leben auf der eigenen Insel

Zunächst sieht alles ganz ausgelassen und fröhlich aus. Die beiden jungen Frauen Frida und Jess arbeiten als Cocktailkellnerinnen bei einer Spendengala des berühmten Milliardärs Slater King und haben sich in den VIP-Bereich eingeschmuggelt. Slater King ist ein sympathischer Charmeur, den allerdings ein dunkles Geheimnis umgibt, das nicht näher benannt wird. Der Vorwurf des Machtmissbrauchs liegt in der Luft. Nachdem er für längere Zeit abgetaucht war, tritt er jetzt wieder geläutert an die Öffentlichkeit, erzählt im Fernsehinterview, dass er sich eine Insel gekauft hat, um innezuhalten, das wahre Leben zu entdecken - kein Telefon, kein Job, Therapie, eigener Gemüseanbau und Hühnerzucht.

Frida - gespielt von Naomi Ackie, die gerade noch als Whitney Houston zu sehen war und in den USA als aufgehender Stern gefeiert wird - fühlt sich sichtlich geschmeichelt, dass dieser berühmte und superreiche Mann mit ihr flirtet, sie seinen Freunden vorstellt und irgendwann samt ihrer Freundin Jess zum Feiern auf seine Insel einlädt.

Cinderella-Märchen mit dunklem Twist

Auf der Insel herrscht Luxus pur: Champagner im Privatjet, malerisch angerichtete Speisen und jede der Frauen bekommt eine eigene Suite mit einem mit weißen Kleidern und Badeanzügen gefülltem Schrank. Es ist der Einheitslook einer privaten Stewardessen-Armee - und eigentlich wäre spätestens das der Moment, um misstrauisch zu werden. Doch die Frauen wischen ihre Bedenken weg, genießen den Luxus und lassen sich verwöhnen.

Zoë Kravitz erzählt ein Cinderella-Märchen mit einem dunklen Twist. Virtuos kontrastiert sie den absurd übertriebenen Luxus mit unheimlichen Untertönen. Alles ist da ein bisschen zu viel: dunkelrote Lilien, die einen schweren Duft verströmen, Champagnerkelche, in die malerisch eine pralle Himbeere gleitet, wunderschöne blassgelbe Giftschlangen, die ein hexenhaftes philippinisches Hausmädchen im Garten tötet und einsammelt, Goodybags aus rot-glänzendem Lackpapier und schon die Art, wie die Frauen dauernd gefragt werden, ob es ihnen gut geht, wie ihnen immer wieder versichert wird, dass sie nichts tun müssen, was sie nicht wollen.

Umkehrung der Kräfteverhältnisse

Den Frauen wird das zunehmend unheimlich, sie spüren, dass im Paradies etwas nicht stimmt: "Ich bin total gern hier und gleichzeitig habe ich das Gefühl, ich bin es nicht", stellt eine von ihnen fest. "Ich hab das Gefühl, dass wir ganz viel vergessen!", meint Frida und dann verschwinden Blutflecken auf ihrem Kleid, sie hat Dreck unter den Fingernägeln und keine Ahnung, woher der kommt ... Und dann ist ihre Freundin verschwunden und niemand erinnert sich an sie.

Eine Menge dieser Signale kennt man aus Horrorfilmen, die in der Regel nicht gut ausgehen für die Frauen. Früher wäre das die Stunde der "Scream Queens", die schreiend und meist vergeblich das Weite suchen - meist vergeblich. Doch seit #MeToo hat sich der Wind gedreht, moderne Frauen sind keine willfährigen Opfer mehr, sondern schlagen ziemlich energisch zurück. Damit reiht sich "Blink Twice" in eine ganze Serie von feministischen Thrillern ein, in denen die Kräfteverhältnisse in den letzten Jahren umgekehrt wurden - in Filmen wie "Promising Young Woman" oder "Don’t worry, Darling".

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Originelle Besetzungsideen

Als Regisseurin setzt Zoë Kravitz da an, wo sie sich schon als Schauspielerin etabliert hat: mit einem Faible für kämpferische und wehrhafte Figuren. Mit neuen stilistischen und inhaltlichen Ideen mischt sie das Feld auf und spielt auf Bild- und Tonebene mit den Kräften von Anziehung und Abstoßung. Dazu beweist sie ein gutes Gespür für originelle Besetzungsideen in einer Mischung aus jungen und renommierten Schauspieler:innen - unter anderem Geena Davis, Christian Slater und Kyle MacLachlan.

Den Tech-Milliardär spielt Channing Tatum, der als "Magic Mike" berühmt wurde und hier eine neue, düstere Farbe ausspielt, ganz klar gegen sein Image besetzt. Während er seine jungenhafte Sexyness sonst mit selbstironischer Komik abfedert, stellt er seinen natürlichen Charme hier durchaus mutig für eine Rolle zur Verfügung, in der sich bald düstere Abgründe abzeichnen. Doch genau diese widersprüchliche Mischung macht den besonderen Reiz des Films aus: Ein berühmter, sehr reicher Mann - charmant, höflich, demütig, mit einem selbstverständlichen Magnetismus - einer, der lange Zeit lässig attraktiv und sanft zuvorkommend wirkt, bis unterschwellig toxische Männlichkeit durchschlägt.

Kaum zu glauben, dass dieser virtuos, sinnlich und gewitzt erzählte Film das Regiedebüt von Zoë Kravitz ist.

Anke Sterneborg, radio3

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