The Dead Don't Hurt © Alamode Film
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Western von und mit Viggo Mortensen - "The Dead Don't Hurt"

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Weltbekannt wurde der dänische Schauspieler Viggo Mortensen als Darsteller des Aragorn in "Lord of the Rings". Vor drei Jahren hat er sein Regiedebüt vorgelegt: In "Falling“ verarbeitete er seine langjährigen Erfahrungen mit dem Verfall seiner Eltern, die er in den Jahren ihres Alzheimer-Leidens begleitet und gepflegt hat. Jetzt kommt sein zweiter Film in Kinos: "The Dead don’t Hurt". Gespielt hat der Schauspieler schon in Western wie "Appaloosa" oder "Hidalgo" - nun inszeniert er zum ersten Mal selber einen.

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Für Viggo Mortensen begann dieser Film nicht als Western, sondern als Film über eine Frau, die neugierig ist auf fremde Kulturen, die gern reist und ähnlich wie Jeanne d’Arc ein kämpferischer Freigeist ist: Eine Frau, die nicht konkret seine Mutter ist, deren Persönlichkeit aber von ihr inspiriert ist, und der der Film auch gewidmet ist. Denn sie war es auch, die ihm viele Geschichten erzählt hat, ihn früh mit ins Kino genommen, also auch seinen Beruf inspiriert hat.

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Eine Frau wie Jeanne d’Arc

So hat er sich überlegt, in welche Welt er sie bringen könnte und entschied sich für die Pionierjahre im Wilden Westen: "Eine Gesellschaft, in der es nicht viele Gesetze gab, die von wenigen mächtigen und korrupten Männern dominiert war, die ihren Willen oft mit Gewalt durchsetzten." Eine Situation also, in der eine eigenwillige, starke Frau aneckt, in der sie es schwer hat, sie selbst zu sein.

Zwei Außenseiter im Wilden Westen

Gespielt wird diese Frau von der Deutsch-Luxemburgerin Vicky Krieps, die im Film zur Frankokanadierin Vivienne wird und den von Viggo Mortensen selbst gespielten Dänen kennenlernt: Ein ruhiger Beobachter am Rande, der schmunzelnd beobachtet, wie sie ihren männlichen Begleiter abserviert. Danach kommen die beiden ins Gespräch, erkennen sich als Außenseiter, Zuwanderer aus der Fremde: Olsen und Vivienne Le Coudy.

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Nein sie komme nicht aus Frankreich. Woher sie komme, das sei eine lange Geschichte, für die sich der Film einen langen Atem nimmt. Spielen wollte Viggo Mortensen diesen Mann eigentlich nicht, übernommen hat er die Rolle nur, weil der deutlich jüngere Schauspieler wegen eines anderen Projekts kurzfristig abgesagt hat. Doch die Sensation in diesem Gespann ist die Vicky Krieps, derzeit eine der aufregendsten Schauspielerinnen des internationalen Kinos. Sie verleiht dieser immer wieder recht brüsk auftretenden Frau ein sympathisches und nahbares Wesen, voller Widersprüche zwischen Stärke und Verletzlichkeit. Mit ihrer ungeheuren Präsenz zieht sie die Blicke magisch an, ohne um Aufmerksamkeit buhlen zu müssen. Aber auch als Paar funktionieren sie gut, dieser ältere, zurückhaltende Mann, eine Variation des Western-Loners, der sich selbst genügt, der nicht viel braucht zum Leben, aber von dieser Frau bezaubert wird.

Mann und Frau auf Augenhöhe

Es entsteht eine sehr feine Liebesgeschichte: Ein Mann und eine Frau, die sich untypisch für die Zeit auf Augenhöhe begegnen. Vivienne zieht mit ihm nach Nevada auf ein karges, abgelegenes Grundstück, auf dem sie sich gemeinsam ein Leben aufbauen. Doch dann beginnt der Bürgerkrieg und Olsen beschließt, sich freiwillig zu verpflichten, und wie immer sagt sie sehr deutlich ihre Meinung dazu: "Das ist nicht dein Problem, das ist nicht deine Heimat!", ruft sie entrüstet. "Inzwischen schon. Es geht hier nicht nur ums Geld. Es ist einfach das Richtige, gegen die Sklaverei zu kämpfen!" erwidert er. "Was, wenn ich nicht auf dich warte?" droht sie. "Werde meine Frau." entgegnet er. "Du bist alles für mich, du bist das Meer für mich!" "Scheiß aufs Meer!" ruft sie, "Das Meer kann man nicht besitzen!" Und: "Ich werde niemals heiraten, nicht dich und auch sonst niemanden!"

Dem klassischen Frauenbild des Wilden Westens entspricht Vivienne jedenfalls nicht, und auch sonst gehört "The Dead don’t hurt“ zu den modernen Western, die die Gründungsmythen kritisch betrachten.

Die karge Schönheit der Landschaften von Nevada aus weiblicher Perspektive

Ähnlich wie "Meek's Cutoff" von Kelly Reichardt ist auch dieser Film weitgehend aus weiblicher Perspektive erzählt. Wenn Oslen in den Krieg zieht, bleibt der Film bei Vivienne, sieht ihr dabei zu, wie sie sich in dieser Welt behauptet, wie sie zudringlichen Männern im Saloon, wo sie einen Job annimmt, Paroli bietet - aber auch, wie sie eines Nachts den Kürzeren zieht, gegenüber einem Heißsporn, der ihr allein auflauert.

Einerseits beschwört Viggo Mortensen die Schauwerte des klassischen Westerns, mit der kargen Schönheit der Landschaften von Nevada, unterläuft sie aber zugleich mit dieser sehr zarten, sehr würdevollen Liebesgeschichte mit einem fast feministischen Ansatz. Mortensen hat nicht nur das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und eine der Hauptrollen übernommen, er hat auch den Soundtrack komponiert: In einer unaufgeregt melancholischen Stimmung, mit zartem Klavier und viel Violine setzt er damit starke Akzente.

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Sprunghafte Struktur

Vieles spricht für den Film: die Liebe zum klassischen Western im Kontrast zur toxischen Männlichkeit der Cowboys und Revolverhelden, eine starke, entschlossene, aber trotzdem feminine Heldin, die Vicky Krieps mit ihrem nuancierten und kraftvollen Spiel in vielen Facetten aufschimmern lässt und der stimmungsvolle Soundtrack. Nur leider zerfällt der Film immer wieder in seine Einzelteile, weil Viggo Mortensen die lineare Erzählung durch sprunghafte Rückblenden aufbricht, die dramaturgisch nicht wirklich funktionieren, die eine unnötige Unruhe in diese Erzählung bringen. Dazu kommen noch Traumszenen aus der Kindheit von Vivienne, mit einem Ritter, der in voller Rüstung mit dem Schwert in der Hand durch den Wald reitet. Ein unbedingt sehenswerter Film mit kleinen Fehlern.

Anke Sterneborg, radio3

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