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Drama - "Rohbau"

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Rund eine Million Menschen sollen in Deutschland illegal arbeiten, die meisten von ihnen auf dem Bau. Ungefähr 13 % des Bruttoinlandsproduktes werden von Schwarzarbeit generiert. Das sind nur grobe Schätzungen, genaue Zahlen dieser Schattenwirtschaft liegen nicht vor. Der Spielfilm "Rohbau" des Münchner Regisseurs Tuna Kaptan spielt in dieser Welt der "Unsichtbaren", wie die illegalen Arbeiter in der Geschichte heißen. Bei den Internationalen Hofer Filmtagen gewann Tuna Kaptan mit seinem Film den Förderpreis "Neues Deutsches Kino".

Der Film beginnt in der Nacht. Der Bauleiter Dietrich Lutz, gespielt von dem "Polizeiruf"-Kommissar Peter Schneider, holt einen ganzen Bautrupp in der Unterkunft ab und fährt die Arbeiter zur Baustelle. Die Illegalen schieben die Nachtschicht. Auf einmal ertönt ein Schrei – ein Betonblock fällt aus der Höhe und erschlägt einen der Arbeiter.

Unfall vertuscht

Das alles geschieht, bevor der Titel erscheint: "Rohbau". Von da an sehen wir die Baustelle bei Tag, kein Illegaler weit und breit. Pfützen, Matsch, Beton und die gleichförmige Architektur einer Neubausiedlung. Ein Investoren Ehepaar besichtigt das Penthouse, ist aber enttäuscht.

Ein Mädchen spielt auf einem Gerüst - sie ist die Tochter des albanischen Bauarbeiters, der bei dem Unfall ums Leben kam. Sie weiß nicht, dass ihr Vater tot ist und ist jetzt auf der Suche nach ihm. Der Bauleiter wiederum hat den tödlichen Unfall vertuscht. Jetzt beunruhigt ihn die Anwesenheit des Mädchens. Er versucht, Irsa wegzujagen, diese bleibt aber hartnäckig.

Die Beziehung zwischen den beiden - diese Mischung aus Schuld, Verantwortungsgefühl, Hoffnung und Traurigkeit, ist Thema des Films.

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Für ein internationales Publikum gedreht

Tuna Kaptan ist als Sohn türkischer Einwanderer in München geboren, hat Film in München und Buenos Aires studiert und will mit seiner Produktionsfirma "Donaukapitän" poetische Filme mit sozialer Bedeutung drehen. Das Drehbuch von Fentje Hanke hat ihm die Mannheimer Produktionsfirma "Wood Water Films" vorgeschlagen, die ebenfalls anspruchsvolle Filme in internationaler Zusammenarbeit produzieren will.

"Rohbau" ist zweisprachig gedreht. Am Anfang sind die Dialoge in Deutsch mit englischen Untertiteln, dann Englisch mit deutschen Untertiteln. Das interessante Experiment reagiert darauf, dass eine neue Generation Englisch mit großer Selbstverständlichkeit spricht. In englischer Sprache vergrößert sich der Markt um ein Vielfaches. Und tatsächlich wirken die deutschen Dialoge mit dem Investorenpaar etwas prätentiös:

"Herr Lutz, haben Sie eigentlich schon einmal in meine Entwürfe rein gucken können?"

"Ja, klar! Danke, dass es so schnell ging. Fanden wir gut. Ich habe eigentlich einmal Architektur studiert. Nadja hat ihre Dissertation über Mies van der Rohe geschrieben."

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Die Last der Schuld

Die Anwesenheit von Irsa, die ihren Vater sucht, weckt bei dem Bauleiter Lutz die Schuldgefühle, die er verdrängen wollte. Angjela Prenci spielt die Irsa hartnäckig, trotzig. Manchmal versucht sie ruppig, ihre Ängste zu verbergen, manchmal ist sie einfach ein verlassenes Kind. Peter Schneider als der Bauleiter bleibt sehr zurückhaltend, still, der Unfall liegt ihm sichtbar auf der Seele.

Lutz bringt das Mädchen nach Albanien zurück. Und da weitet sich der Film, wird zum Roadmovie, lässt Platz für Gefühle und Tuna Kaptan zeigt seine ganze Stärke. Die ruhigen Landschaftsaufnahmen mit dem Meer im Hintergrund sind die Projektionsflächen für Träume. Beide Menschen tauen sichtlich auf. Bis sie in Irsas Dorf ankommen und Lutz der Mutter des Toten ins Gesicht sehen muss.

Vielleicht hätte es den Mut gebraucht, den Film ganz als Reise anzulegen. Das hätte bedeutet, sich auf diese ungewöhnliche Beziehung zu konzentrieren und sich auf die Schauspieler zu verlassen. Manchmal ist weniger mehr.

Simone Reber, radio3

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