Das Zimmer der Wunder © SquareOne Entertainment
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Filmdrama - "Das Zimmer der Wunder"

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Weil ihr 12-jähriger Sohn im Koma liegt, macht sich eine Mutter auf den Weg, seine Wünsche und Träume zu erfüllen. Dazu muss sie mit Walen schwimmen, halluzinogene Pilze essen und seiner Mathelehrerin an die Brust fassen. Lisa Azuleos' Verfilmung von Julien Sandrels Bestseller "La Chambre des Merveilles" bleibt nah am Text – und entwickelt doch nicht die gleiche Durchschlagskraft wie das Buch.

Thelma (Alexandra Lamy) ist eine Powerfrau: Tagsüber arbeitet sie in einer großen Lagerhalle, abends bildet sie sich in Fernkursen weiter, weil sie von einem besseren Job träumt. Und sie kümmerst sich rührend um ihren Sohn, den 12-jährigen Louis (Hugo Questel), den sie ganz alleine großgezogen hat.

Ein Unfall ändert alles

Als Louis eines Tages mit seinem Skateboard von einem Lastwagen angefahren wird, ändert sich Thelmas Leben schlagartig. Das Zentrum ihres Daseins ist von nun an das Zimmer 405 in der Neurologischen Abteilung eines Pariser Krankenhaus – dort, wo ihr Sohn im künstlichen Koma vor sich hindämmert. Auch wenn das Krankenhauspersonal noch so nett ist und alle der verzweifelten Mutter Mut machen wollen: das Warten auf Besserung ist quälend und keiner der behandelnden Ärzte kann sagen, ob Louis jemals wieder aus dem Koma aufwachen wird.

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Ein Tagebuch als letzte Hoffnung

Eines Tages findet Thelma beim Aufräumen im Zimmer ihres Sohnes ein Tagebuch, das eine Art Bucket List enthält. Louis hatte vor seinem Unfall all die Dinge aufgeschrieben, die er noch vor seinem 18. Geburtstag erledigen wollte: Einem unsympathischen Mitschüler eine reinhauen, sich bei einer Freundin für eine blöde Bemerkung entschuldigen - aber auch sehr viel ausgefallenere Dinge wie z.B. mit Buckelwalen schwimmen oder ein riesiges Graffiti an die Wand einer Kaserne zu sprühen.

Die Liste wird für Thelma zum Rettungsanker. Sie beschließt, alle Wünsche ihres Sohnes zu erfüllen- ganz egal, wie verrückt sie sind. So kann sie ihm nahe sein und vielleicht - so ihre Hoffnung - wenn sie die ganze Liste abgearbeitet hat, wird Louis aus seinem Koma wieder aufwachen …

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Rendez-Vous mit Buckelwalen

An dieser Stelle kippt der bis dahin streng sozialrealistische Film in eine Art Märchen: So wie einst Bill Murray in "Lost in Translation" steht Thelma auf einmal mit Tagesrucksack und dem Skateboard ihres Sohnes unter dem Arm mitten im Zentrum von Tokio, denn – so hat es Louis sich vorgenommen – sie will das Brett von einem berühmten japanischen Manga-Zeichner signieren lassen. Kurz darauf steigt Thelma im Taucheranzug vor der Küste Portugals ins Wasser, um das Rendez-vous mit den Buckelwalen abzuhaken. Und dann ist da ja noch Louis‘ Wunsch, endlich seinen Vater (Rafi Pitts) kennenzulernen. Der aber weiß gar nicht, dass er einen Sohn hat und lebt mit seiner neuen Familie auf einer abgelegenen Shetlandinsel, die nur per Hubschrauber zu erreichen ist.

Eine Reise zu sich selbst

Thelmas Reise zu den Sehnsuchtsorten ihres Sohnes wird zu einer Reise zu sich selbst. Indem sie Louis' Wünsche abarbeitet, fühlt sie sich ihm nahe und verliert die Angst vor dem, was kommen könnte. Sie lebt einfach jeden Tag so, als wäre es ihr letzter oder auch sein letzter: Und was am Ende passiert, ob Louis tatsächlich aus seinem Koma aufwacht oder nicht, spielt eigentlich gar keine Rolle mehr.

Doch was in Julien Sandrels Roman noch plausibel erklärt wird, läuft in Lisa Azuelos' Leinwandfassung aus dem Ruder. Der Realismus der Anfangsszenen ist völlig vergessen. Stattdessen schlägt sich Thelma durch eine verfilmte Postkartensammlung mit kitschigen Motiven rund um den Globus. Schlimmer noch: Der eigentliche Fokus, die Gesundheit ihres Sohnes, gerät mehr und mehr aus dem Fokus. Die sporadischen Besuche am Krankenbett wirken mehr und mehr wie ein Alibi für einen esoterischen Selbstfindungstrip.

Das Zimmer der Wunder © SquareOne Entertainment
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Eine Geschichte, die zwar rührt, aber nie wirklich weh tut

Wer sich 90 Minuten von schönen Urlaubsbildern und einer Geschichte berieseln lassen möchte, die einen zwar rührt, aber nie wirklich weh tut, der ist hier richtig. Alle anderen sollten lieber das Buch lesen.

Carsten Beyer, radio3

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