French Fragrances – mit Philippe Tondre, Oboe und Danae Dörken, Piano; © Klarthe Records
Klarthe Records
Bild: Klarthe Records

Album der Woche | 11.11. - 18.11.2024 - "French Fragrances"

Philippe Tondre hat eine beeindruckende Oboen-Karriere vorzuweisen. 2011 gewann er den internationalen ARD-Musikwettbewerb, danach wurde er Solo-Oboist in verschiedenen Orchestern – bis hin zum Gewandhausorchester. Seit 2019 ist er in Amerika zu Hause und ist dort Solo-Oboist im Philadelphia Orchestra. Vor Kurzem hat er sein Album "French Fragrances" veröffentlicht, zusammen mit der Pianistin Danae Dörken und der Mitwirkung des Klarthe Ensembles. Diese französische Werkcollection ist unser Album der Woche, Cornelia de Reese hat Philippe Tondre über den Teich hinweg zum Album befragt.

Für Philippe Tondre war die Oboe die Rettung. Eigentlich gehörte sein Herz der Flöte. Ihre Leichtigkeit, ihre Farben! Aber am Instrument: Einfach nur Frustration. Nichts wollte schweben und klingen.

Der Mut, es mit einem anderen Instrument zu probieren wurde mehr als belohnt. Philppe Tondre: "Es hat irgendwie Spaß gemacht, die Vibrationen auf die Lippen, und ja ‚the keywork‘ auf das Instrument waren für mich sehr faszinierend. Und es war immer, von Anfang an, mein großes Hobby, eine Leidenschaft. Und es war immer sehr, sehr viel Freude dabei, mit Oboe Musik zu machen."

Frankreich im Gepäck

Inzwischen ist er in den USA zu Hause. Die Sehnsucht nach Frankreich kann er überbrücken: mit Käse und Wein, mit Theaterbänden von Molière und Kochbüchern. Auch spielt er ein Instrument aus seiner Heimat. Nun hat er seine französischen Herzens-Werke auf ein neues Album gebannt. "French Fragrances", Französische Düfte.

"Das Album ist eine Art Heimkehr zu meinen Wurzeln als Franzose. Es verbindet mich mit der Schönheit und Tiefe der französischen Musik für Oboe.“ Diese Musik gehört zu seiner musikalische Identität. Es sei ein "Zoom in" auf seine Reise mit diesem Repertoire.

Eigene Lebensstationen-Schau

Und so erinnert jedes Werk den Oboisten an eine ganz eigene Lebensstation: an ein Debut, an einen Wettbewerb. Aber nicht nur, so Tondre: "‚French Fragrance‘ ist eine Referenz an die verschiedene Farben, die unterschiedliche Flairs der französische Musik und deshalb ‚Fragrance‘." Und mit einem Augenzwinkern ergänzt er: "Franzosen lieben natürlich Parfüms. Aber es geht mehr um Gedanken, Emotionen, Atmosphären. Es hat sehr viel zu tun mit der ‚Viel-Fähigkeit‘ der Oboe. Und deshalb haben wir diesen Namen ausgesucht."

Klanguniversum der Oboe

Zarter Duft in Henry Dutilleux‘ Sonate für Oboe und Klavier. Wilde Spritzer in der Serenade für Bläserquintett und Solo Oboe von André Jolivet. Oder auch verführerische Eleganz in der Sonatine für Oboe und Klavier von Pierre Sancan.

Zu diesem Stück führt der Oboist aus: "Das ist Unglaublich tolle Musik. Sancan war ein genialer Pianist, dazu noch ein Professor am Konservatorium. Es war ein Wettbewerbs-Stück für die Aufnahmeprüfung in Paris. Und natürlich er hat alle Effekte benutzt, wie das Stakkato, Legato, Marcato. Es geht um Atmosphäre, um Farben. Und das nicht nur als ‚Übung‘ sozusagen." Zu jedem Stück kann er die Geschichte hinter den Noten erzählen. Das Booklet gibt hier auch einen wunderbaren Überblick.

Mit-Atmerin am Klavier

Mit dabei seine Begleiterin Danae Dörken, immer ganz nah am Atem des Oboisten. Sie sind ehemalige Studienkollegen, haben schon oft auf Festivals und Konzerten gemeinsam gespielt – und auch dieses Programm vor der Aufnahme dem Publikum vorgestellt. Daraus erwuchs eine besondere Vertrautheit, eine musikalische Enge, die ein Hörerlebnis ist. Ihre Musik ist so detailreich gemeinsam gespielt, dass sie die französische Atmosphäre regelrecht in den Raum zerstäuben.

"French Fraquances" - ein Album, das innerhalb von 5 Werken aus dem 20. Jahrhundert zeigt, welch wandelbaren Kräfte in der Oboe stecken, alles zwischen melancholischer Anziehungskraft und wilder Ungezügeltheit –mit Philippe Tondre eine berauschende Reise.

Cornelia de Reese, radio3