Album der Woche | 20.01. - 26.01.2025 mit Verlosung - Xenia Löffler: "Bach's Oboe"
Xenia Löffler ist in der Alten Musik-Szene bekannt als Spitzen-Barockoboistin. Nun hat sie ein neues Album vorgelegt mit dem schlichten Titel "Bach's Oboe". Ihr helles Buchsbauminstrument ist also wieder mit dem Barockkomponisten beschäftigt, der bekannt dafür ist, dass er die Oboe geliebt hat.
Seit 25 Jahren spielt Xenia Löffler ihre Buchsbaum-Oboe. Ungewöhnlich, dass solch ein Instrument so lange "durchhält": Die Grifflöcher sind längst nicht mehr scharfkantig an den Fingerkuppen, sondern regelrecht rundgespielt. Xenia Löffler weiß um die Seltenheit dieses Umstandes:
"Das Instrument ist mir so ans Herz und an den Leib gewachsen, dass ich alles tue, sie gut pflege, um diese alte Dame noch lange zu spielen. Denn sie ist für mich ein wirklich exzeptionell gutes Instrument ist."
Eines, mit dem sie zahlreiche Barockkonzerte eingespielt hat - auch von Johann Sebastian Bach. Nun hat sie sich für ein kammermusikalisches Bach-Album entschieden.
Bach und die Oboe
Das ist eine besondere Geschichte - eine, die an einen Freund, an einen Könner geknüpft ist: an den Leipziger Oboisten Johann Caspar Gleditsch. Bach konnte ihm während seiner ersten Kantorenjahren das Schwierigste anvertrauen, über 200 Arien hat er ihm in die Finger komponiert. Und so entstand die Idee, "eine kleine Hommage an die Oboe aus der Perspektive von Bach und an den Oboisten Gleditsch zu machen."
Wo sind die Werke?
Auch wenn Bach viel Kammermusik komponiert haben muss - schon für die unzähligen Unterhaltungskonzerte Bachs im Zimmermannschen Kaffeehaus -, ist nichts davon erhalten geblieben. Egal, sagt sich Xenia Löffler und die Oboen-Zunft der Welt: sie reaktivieren die Musik aus anderen Werken heraus. Bach selbst hat seine Konzerte hin und her umbesetzt und für diverse Anlässe uminstrumentiert - und so bedienen sich Forschung und Musiker einfach seiner eigenen Mittel.
Sonaten und Choralvorspiele
Xenia Löffler hat ein Programm ausgewählt, das Mild-Langsames mit Akzentuiertem abwechselt. Dabei folgen Sonaten auf Choralvorspiele, die als eine Art Meditionsinseln dienen, so Löffler:"Die haben wir mit Oboe, Geige, Gambe und Cello besetzt, also in der Besetzung gleichbleibend, während die Affekte und Charaktere dieser einzelnen Choralvorspiele sehr unterschiedlich sind."
Bekannstestes Werk auf dem Album
Im Mittelpunkt des Albums erklingt die Sonate in Es-Dur - die, mit dem berühmten Siciliano-Satz. Den bezeichnet Xenia Löffler lächelnd als eine Art "Bach-Schlager". Auch wenn die Wissenschaft raunt: das überlieferte, eigentlich für Flöte bestimmte Werk, stamme doch von einem seiner Söhne. Dieser Satz war für Xenia Löffler der Auslöser, sich mit der Kammermusik Bachs näher auseinanderzusetzen.
Farbwechsel
Farbwechsel folgt dann mit der Canzone: Leichtigkeit verwandelt sich in Melancholie, Xenia Löffler spielt hier mit dunkel gefärbten Fagott-Einklang.
Auch wechselt die Oboisten das Instrument und greift für die Triosonate e-Moll (BWV 528) zum größeren Schwesterinstrument: zur Oboe d’amore. Das Original ist für Orgel überliefert, doch Bach hatte das Material zweitverwertet:
"Der erste Satz daraus ist das einzige Stück, wo wir sicher sagen können: Bach hat das sich genau diese Instrumentenkombination gewünscht und auch so verwendet, nämlich in der Sinfonia zum zweiten Teil der Kantate 'Die Himmel erzählen die Ehre Gottes', wo Oboe d‘amore, Viola da Gamba und Continuo auch instrumentiert sind. Wir haben daraus eine komplette Trio-Sonate gemacht.“
Bach in besten Händen
Welche Atmosphäre, welche virtuose Schwierigkeit Xenia Löffler auch ansteuert – jeder Takt offenbart: sie ist eine Meisterin in ihrem Fach. Schweres klingt federleicht, Melancholisches zieht einen unweigerlich in den Bann. Sie hat Freunde für das Album gewonnen, wie die hervorragende Cembalistin Flora Fabri, die - wie alle anderen auch -, auf Löfflers Impulse und auf ihre warme, leicht herbe, aber runde Vibration einsteigt.
Hoffnung stiftend
Zum Schluss des Albums das Choral-Vorspiel "Wenn wir in höchsten Nöthen sein" - passend in diesen Zeiten, findet Xenia Löffler:
"Ich musste immer schauen, dass ich weiterspiele, weil mir selber beim Spielen – was mir nicht so häufig passiert – der Atem stockte, weil das einfach so unglaublich schön ist. Da öffnet sich der Himmel! Einerseits geht es um die hohen Nöte, die höchsten Nöte, in denen man sich befindet. Und auf der anderen Seite ist das wieder diese für Bach so typische Musik, die so viel Hoffnung macht, trotz der großen Not."
Cornelia de Reese, radio3