Album der Woche | Sommer-Best-of - Emma Abbate und Julian Perkins: "Summer Dreams"
Noch einen knappen Monat haben wir Sommer. "Summer Dreams" hieß eines unserer "Alben der Woche" im Juli. Jetzt wiederholen wir es noch einmal, weil wir es immer noch schön und zur Jahreszeit passend finden. Auf dem Album vereint ist amerikanische Klaviermusik zu vier Händen.
Das Album vereint Werkzyklen der Amerikaner Samuel Barber, Edward MacDowell und der Komponistenkollegin Amy Beach. Alle eine Generation, um die Jahrhundertwende 1900 lebend, eine aufregende musikalische Epoche voller Esprit, Witz und aufkommender Freiheit.
Werke vom Beginn des 20. Jahrhunderts
Die Traumbahnen der beiden zielen auf Bekanntes und Unbekanntes. Samuel Barbers "Souvenirs op. 28" ist die weit verbreiteste Sammlung des Albums. Darin sechs bunte Erinnerungen aus der ganzen Welt. Barber selbst hat sein Orchesteroriginal für vier Hände am Klavier arrangiert: Erinnerungen an Schottland, Tango, Galopp und auch ein Walzer - sie klingen alle, wie unter dem amerikanischen Sonnenschirm erinnert.
Wiederentdeckung von Amy Beach
Mit auf dem Album: Musik von Amy Beach, mit einem zauberhaften, ganz unbekannten Zyklus: "Summer Dreams". Dieses Werk inspirierte das Duo zu ihrem Programm. Es ist beiden ein großes Anliegen, diese außergewöhnliche Komponistin vorzustellen, die als Amerikanerin vor 1914 gerade in Deutschland große Aufmerksamkeit erhalten hatte und dann vergessen wurde, die eine Wunderkind-, dann eine Komponisten- und schließlich eine Pianistinnenkarriere erlebte.
"Summer Dreams" ist ein kleiner Schatz für vier Hände mit berührender Einfachheit. Dieses sollte aber nicht missverstanden werden. Es sind keine einfachen Werke. Vor jedem der sechs kleinen Stücke hat Amy Beach ein kurzes Gedicht gesetzt, die alle vor der Musik zu hören sind. Pianist Perkins meint, dass man daraus schließen könne, dass diese Musik nicht für Kinderhände gedacht sei, sondern für Erwachsene, die diese Stücke für die Jüngsten spielen - oder Erwachsene, die sich liebevoll an Kindheitstage erinnern.
Traumhafte Repertoireerweiterung für vier Hände
Eine weitere, großartige und spielfreudige Entdeckung ist das Opus 21 des New Yorker Komponistenkollegen Edward MacDowell. Überschrieben ist der Zyklus mit "Moon Pictures", inspiriert von Hans Christian Andersen und seinem "Bilderbuch ohne Bilder - Was mir der Mond erzählte". Hier glitzert die Fantasie des Komponisten. Und das Spiel des Klavierduos.
Die beiden Interpreten zeigen auf dem gesamten Album, dass sie mit gleicher Intension, mit gleichem Verve, zusammenfinden und somit strahlende Momente schaffen. Dabei versinkt das Album "Summer Dreams" nicht nur in Träumereien, sondern bietet auch Virtuosenfutter für Feuer in den Fingern.
Zu zweit am Flügel
Die Nähe am Klavier mache ein aufeinander Einstellen möglich, ein gemeinsames Atmen, so die beiden. Und manchmal entpuppt sich das Spiel auch als lebhafter Wettbewerb: Mache ich die Tasten schnell genug frei für meine Mitspielerin, die fast zur gleichen Zeit auf dem gleichen Terrain spielt?
Und dieser Wettstreit ist bei Emma Abbate und Julian Perkins ein spielfreudiger, funkelnd eleganter - traumwandlerische Sicherheit in der Spieltechnik und farbenreiche Gestaltungsvielfalt für mannigfaltige Sommerträume.
Cornelia de Reese, radio3