Album der Woche | 18.11. - 25.11.2024 - Benedict Kloeckner, Danae Dörken und das Romanian Chamber Orchestra: Dvořák. Cellokonzert und -stücke
Für Cello hat Antonín Dvořák nicht unbedingt viel komponiert: Ein bisschen Kammermusik, ein paar Bearbeitungen seiner Kompositionen für Cello, aber eben auch ein großes Cello-Konzert mit beinahe sinfonischen Ausmaßen. Der Cellist Benedict Kloeckner hat das Gesamtwerk für Cello von Dvořák eingespielt. Als musikalische Partner hat er sich da das Romanian Chamber Orchestra unter der Leitung von Cristian Măcelaru dazugeholt und die Pianistin Danae Dörken.
Vor einiger Zeit ist der Cellist Benedict Kloeckner in Timisoara in Rumänien gewesen. Dort hat er bei einem Meisterkurs des Dirigenten Cristian Măcelaru gespielt. Auf dem Programm von Măcelarus Dirigierschülern stand Dvořáks Cello-Konzert in h-Moll. Also hat Benedict Kloeckner genau dieses Konzert mit dem Romanian Chamber Orchestra gespielt, jeden Tag. War das nicht ein bisschen viel Dvořák? – Nicht für Benedict Kloeckner!
"Dvořák war schon immer einer meiner Lieblingskomponisten."
Von Timisoara nach Koblenz
Es kommt im Alltag der meisten Musikerinnen und Musiker sicher eher selten vor, dass man sich so intensiv mit einer Komposition beschäftigen kann. Ideale Voraussetzungen für eine Einspielung, könnte man auch sagen. Auf Benedict Kloeckners neuem Album gibt es das Cello-Konzert jetzt mit dem Romanian Chamber Orchestra unter der Leitung von Cristian Măcelaru zu hören. Der Cellist ist mit dem Ensemble aber nicht ins Studio gegangen, um das Konzert aufzunehmen. Er hat die Musikerinnen und Musiker zu seinem Musikfestival, dem Internationalen Musikfestival Koblenz eingeladen. Die Aufnahme auf seinem neuen Album ist ein Live-Mitschnitt – samt beinahe greifbarer Spannung!
Das Cello als Opernheld
Für Benedict Kloeckner sind es nicht nur die Momente, in denen es in Sachen Virtuosität und großer Orchesterklang richtig zur Sache geht, die das Cello-Konzert für ihn besonders machen. Besonders die leisen Momente voller Innerlichkeit begeistern ihn. In Sachen komplexer Gefühlslagen hat das Cello-Konzert einiges zu bieten.
"Für mich ist das Cello-Konzert eine Art Cello-Oper. Das ist wirklich ein ganzes Leben, was dort erzählt wird. Die gesamte Bandbreite der Emotionen, wird dargelegt und natürlich auch mit diesem speziellen persönlichen Hintergrund von Dvořák."
Andenken
Dvořák hat das Cello-Konzert während seiner Zeit in den USA komponiert. Anders als in der 9. Sinfonie oder dem Amerikanischem Quartett klingt im Cello-Konzert auch schon eine gute Portion Heimweh nach Böhmen mit. Die endgültige Form des Konzerts hat wohl aber vor allem mit einem persönlichen Schicksalsschlag zu tun: Als Dvořák seine Komposition beinahe vollendet hatte, erreicht ihn die Nachricht vom Tod seiner Jugendliebe Josephina – übrigens die Schwester seiner Frau. Josephinas Lieblingslied, das von ihm komponierte Lied "Lasst mich allein in meinen Träumen gehen", zitiert Dvořák im Cellokonzert gleich mehrfach.
Harmonie pur
Als Duopartnerin für Dvořáks Kammermusik für Cello und Klavier tritt Benedict Kloeckner die Pianistin Danae Dörken zur Seite. Die beiden sind ganz wortwörtlich ein eingespieltes Team:
"Wir haben viele Konzerte und schon einige Aufnahmen zusammen gemacht. Mir bereitet es sehr große Freude mit Danae zu spielen und es ist einfach schwierig überhaupt mit ihr zu streiten. Wir kommen immer sehr gut miteinander aus. Sie ist eine sehr einfühlsame Pianistin."
(k)eine gespaltene Beziehung
Bei Benedict Kloeckner folgt ein samtweicher Ton mit rundem, warmem Timbre dem anderen. Da kann man gar nicht anders, als Dvořák zu widersprechen, der mal polemisch gesagt haben soll, das Cello sei „ein Stück Holz, das oben kreischt und unten brummt.“
„Ich würde sagen, Taten sprechen da mehr als Worte! Ich glaube, deshalb nimmt Dvořák auch in den Herzen der Cellisten einen besonderen Platz ein. Er versteht die Natur des Cellos und bringt die besten Seiten des Instruments zum Vorschein.“
Henrike Leißner, radio3