Emilia Perez © Saint-Laurent Productions
Saint-Laurent Productions
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Drama - "Emilia Pérez"

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"Emilia Pérez" ist der erste in spanischer Sprache gedrehte Film des Franzosen Jacques Audiard. Premiere feierte der Film im Frühjahr in Cannes, wo er mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde: dem Jury­preis und dem Schauspielpreis für die vier weiblichen Hauptdarstellerinnen, zu denen auch die Sängerin Selena Gomez gehört. Ausgerechnet in Mexiko, dem Land der Machomänner und dazu noch in seinem extrem gewalttätigen Gewerbe will der Drogenbaron Manitos del Monte eine Geschlechtsangleichung vornehmen lassen.

"Ich will eine Frau sein", sagt Manitos del Monte. "Ich weiß, dass ich dafür vieles hinter mir lassen muss, das ist meine einzige Hoffnung auf ein eigenes Leben." Zur Unterstützung holt er sich die Anwältin Rita (Zoe Saldaña), die gerade mit ihrem Beruf hadert, also ganz froh ist, eine andere Aufgabe zu haben, als Dreckskerlen die Freiheit zu verschaffen.

Emilia Perez © Saint-Laurent Productions
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Wilder Mix aus Drogenkrimi, Familiengeschichte, Telenovela und Musical

Sie soll ihm helfen, seinen Tod vorzutäuschen, sein Vermögen umzuschichten und Frau und Kinder, die von seiner neuen Identität nichts wissen dürfen, im Ausland in Sicherheit zu bringen. Danach wird sie reich sein und er ein neues Leben beginnen.

Erzählt ist diese aberwitzige Geschichte in einem wilden Mix aus Drogenkrimi, Familiengeschichte, Telenovela und Musical. Wie so oft unterläuft Jacques Audiard auch hier die Erwartungen, die er schürt - und auch versehrte Helden, die sich nach einschneidenden Ereignissen neu erfinden müssen, gab es schon viele in seinem Werk, das voller Widerhaken und Überraschungen steckt.

Vielschichtiges Spiel mit Identitäten

Manitas del Monte muss quasi sterben, um als Emilia Pérez wiedergeboren zu werden. Mit dieser Ausgangslage eröffnet Audiard ein vielschichtiges Spiel mit Identitäten: Wie verändert sich die Weltsicht, wenn ein Mann zur Frau wird, ein Krimineller zur Geschäftsfrau? Aber auch Rita muss sich neu definieren, ebenso wie Manitas zurückgebliebene Frau. Und plötzlich wird klar, was für eine Offenbarung es sein kann, die eigene Komfortzone zu verlassen, sich auf eine andere Perspektive einzulassen - ganz im Sinne des Kinos, dessen ureigenste Fähigkeit darin liegt, die Zuschauer für ein paar Stunden in ein anderes Leben zu holen.

Oszillierend zwischen Drogenkrimi, Familiendrama, Telenovela und Musical wechselt mit den Helden auch der Film seine Identität - und damit auch das Temperament der Erzählung. Hier ein zarter, geflüsterter Moment zwischen Vater und Sohn. Dort eine furiose Musicalszene, wenn Zoe Saldaña bei einer feierlichen Spendengala im feuerroten Samtanzug über die Tische tanzt, fegt, stampft und der Gesellschaft korrupter Politiker, Gangster und Killer eine bittere Anklage entgegenschmettert.Ihre Geldspenden sollen jetzt dabei helfen, das Leid zu lindern, das sie verursacht haben.

Emilia Perez © Saint-Laurent Productions
Bild: Saint-Laurent Productions

Schwindelerregende Gegensätze

Hier die unmittelbare Authentizität der Wirklichkeit auf den Straßen in Mexiko, dort das Kunstvolle des Kinomusicals - es sind schwindelerregende Gegensätze, mit denen Audiard hier erneut arbeitet, die er immer wieder in ein faszinierendes Spannungsverhältnis bringt. Unterstützt wird er dabei von einem Quartett aufregender Frauen mit vielen verschiedenen Facetten von Weiblichkeit, Frauen, die ganz unterschiedliche Talente in den Film tragen: Zoe Saldaña mit ihrer Ausbildung als Tänzerin und ihrer Herkunft aus Lateinamerika, Selena Gomez als Popstar und die spanische Trans-Schauspielerin Karla Sofía Gascón, die hier quasi ihre eigene Geschichte der Geschlechtsangleichung miterzählt.

In London kontaktiert ihre Emilia Pérez Rita erneut. Sie soll ihr helfen, ihre Kinder wieder in sein Leben zu holen, über deren Verlust er nicht hinwegkommt. Da er sich nicht als Vater zu erkennen geben kann, tritt er als bisher unbekannte Cousine in ihr Leben - und dann macht der kleine Sohn beim Kuscheln eine überraschende Entdeckung: "Du riechst wie mein Papa, das mag ich", sagt der Kleine, ohne zu ahnen, wie nah er hier an die Wahrheit kommt ...

Anke Sterneborg, radio3

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