Blitz © picture alliance/ AP/ Parisa Taghizadeh/Apple TV+
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Neuer Film von Steve McQueen - "Blitz"

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Blitz – so nennen die Briten den deutschen Luftangriff auf London zwischen dem 7. September 1940 und dem 16.Mai 1941. Rund 45.000 Zivilisten verloren damals ihr Leben, 1,5 Millionen Menschen wurden aufs Land evakuiert. "Blitz" so heißt jetzt der neue Spielfilm des britischen Regisseurs Steve McQueen. Sir Steve McQueen hat Kunst und Film studiert, hat den Turner Prize gewonnen und als erster schwarzer Regisseur aus Großbritannien einen Oscar für seinen Film "12 Years a Slave".

Es war das Foto eines kleinen Jungen, der in einem viel zu großen Mantel auf den Trümmern eines Hauses sitzt, das Steve McQueen zu der Geschichte inspiriert hat. Sein Film nimmt die Kindersicht auf den Krieg ein und zoomt das historische Ereignis ganz nah heran. Er hinterfragt die nationale Erzählung von der britischen Solidarität gegen die Nazis. Sein Held ist das Kind einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters aus Grenada. Im Rückblick erfahren wir, dass der Musiker deportiert wurde, nachdem er sich gegen einen rassistischen Angriff zu Wehr gesetzt hatte. Jetzt lebt George mit seiner Mutter Rita in einer Arbeitersiedlung im Osten von London. Zu Beginn des Krieges eröffnet ihm Rita, dass er zum Schutz vor den Bomben auf das Land verschickt werden soll. George ist nicht einverstanden.

"Wieso kannst Du nicht mitkommen?" - "Schätzchen, ich habe Dir doch gesagt, das ist ein Abenteuer nur für Kinder. Erwachsene sind nicht erlaubt. Aber es wird ganz toll, du findest neue Freunde. Meine Freunde sind hier. Ja, aber dort spielst Du auf dem Land in der Natur. Das wird schön."

"Ich hasse Dich", so verabschiedet sich George am Bahnhof. Nachdem der Zug die Stadt verlassen hat, springt er ab. Seine Odyssee zurück nach Hause führt durch das bombardierte London.

Die U-Bahn als provisorischer Schutzraum

Steve McQueen verwendet immer wieder Großaufnahmen, Naheinstellungen, die manchmal nur blitzartig aufflackern. Bei seiner Rückreise trifft George unterschiedliche Menschen, gute und schlechte. Den nigerianischen Wachmann Ife zum Beispiel oder den kleinwüchsigen Optiker Mickey Davies, der tatsächlich existiert hat. Er hat in den ersten Tagen des Angriffs das Leben in den U-Bahnschächten organisiert. Aber George begegnet auch Leichenfledderern, die Tote berauben und Geschäfte plündern. Die Tube, die Londoner U-Bahn, diente als Schutzbunker und die Kamera von Yorick Le Saux macht die Enge in der Röhre spürbar, die Unsicherheit unter der Erde. Nachts werden die Tore verschlossen. Bei einem Wasserrohrbruch sind die Menschen im Schacht eingesperrt.

Ein diverses Ensemble

Durch die Besetzung macht Steve McQueen deutlich: London war schon zu dieser Zeit nicht nur weiß, nicht nur britisch. Die irische Schauspielerin Saoirse Ronan spielt Rita, die Mutter von George. Es wirkt allerdings ein bisschen sentimental, wenn Rita ihrem Sohn zum Abschied einen silbernen Anhänger um den Hals hängt.

"Es ist nur, bis das alles vorbei ist. Dann öffnen die Schulen wieder und das Leben wird wieder normal. Ich verspreche es." - "Bitte Mom, schick mich nicht weg."

"Hier, Dein Dad würde wollen, dass Du ihn trägst." - "Woher weißt Du das?" - "Das weiß ich, weil er die Art von Mann war. Du bist sein Sohn. Der Anhänger gehört jetzt Dir. Und er wird Dich beschützen, ja."

Aber Christophorus, der Schutzheilige der Reisenden, wird später noch einmal eine Rolle spielen. Als Alleinerziehende ist auch Rita eine Außenseiterin. Sie lebt mit ihrem Vater, unter einem Dach. Der Pop-Musiker Paul Weller spielt Georges Großvater mit eleganter Distanz. Und natürlich sorgt der Hauptdarsteller Elliott Heffernan mit seiner ruhigen Eigensinnigkeit für Pausen, für ein Innehalten, aber auch für die unglaubliche Intensität dieses Kriegsalbtraums.

Nahaufnahmen gehören zur Handschrift von Steve McQueen, sie sorgen für Dringlichkeit. In diesem Film fehlt aber manchmal die Übersicht – die Panoramen vom zerstörten London wirken wie Computeranimationen. "Blitz" ist ein intensiver und überraschender Film, aber vielleicht doch kein nächster Oscar Kandidat.

Simone Reber, radio3

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