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Western-Saga von und mit Kevin Costner - "Horizon"

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Es ist der Sommer der Western: Gerade ist "The Dead don’t hurt" von Viggo Mortensen angelaufen, diese Woche folgt "Horizon" von Kevin Costner - der Anfang einer vierteiligen Filmserie. Die Saga über die Besiedelung des amerikanischen Westens, prominent besetzt mit Costner selber, Sienna Miller, Sam Worthington und Danny Huston, feierte ihre Premiere auf dem Festival in Cannes und wurde mit minutenlangen Standing Ovations gefeiert. Es folgten dann allerdings gemischte Kritiken und der Film blieb beim Start in den USA weit hinter den Erwartungen zurück. Der amerikanische Verleih hat den Kinostart des zweiten Films erst einmal abgesagt, bei uns soll er schon im November in die Kinos kommen.

 

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Der Filmtitel ist metaphorisch vieldeutig: Der Horizont erscheint so nah, doch erreichen kann man ihn nie. Es geht um die Besiedelung des amerikanischen Westens, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, in einem Zeitraum von 12 Jahren: vor, während und nach dem Bürgerkrieg im fiktiven Örtchen Horizon. Handzettel, die im Film immer wieder herumgereicht werden, machen Werbung für das gute Leben in der Zukunft, das erst noch erkämpft werden muss - gegen die Elemente, gegen die Ureinwohner.

"Sie müssen sich nur an den Fluss stellen, dann sehen Sie, was diese Menschen antreibt", sagt der von Danny Huston verkörperte Bürgermeister von Horizon. "Es ist das, was sie über den Ozean in dieses Land gebracht hat. Hoffnung."

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Umdeutung der Gründungsmythen Amerikas

Das Westerngenre hat Kevin Costner als Schauspieler und Regisseur immer fasziniert, angefangen mit der ersten Hauptrolle seiner Karriere, als Schauspieler in Lawrence Kasdans "Silverado" bis zuletzt zum toxisch-coolen Patriarchen in fünf Staffeln von Taylor Sheridans Western-Serie "Yellowstone", als Regisseur seines Regiedebüts "Der mit dem Wolf tanzt" über "Open Range" bis zur epischen Westernsage "Horizon".

Die Serie "Yellowstone" markierte für Costner ein triumphales Comeback, dessen Schubkraft er genutzt hat, um jetzt den Western aller Western zu drehen, von dem er seit mehr als 30 Jahren träumt. Schon vor "Der mit dem Wolf tanzt", in dem er schon 1990 einen sehr viel differenzierteren, toleranteren Blick auf die Ureinwohner geworfen hat, war er Vorreiter für die Umdeutung der Gründungsmythen der Vereinigten Staaten, lange bevor sie in Mode kam. Mit langem Atem und in vielen multikulturellen Perspektiven rollte Costner über 12 Jahre die Besiedelung des amerikanischen Westens auf.

Zwischen Existenzangst und Zukunftshoffnung

Diese gewalttätige Geschichte entfaltet Costner in den Standardsituationen des Westerns: von der Mühsal eines Planwagentrecks über den Überfall indigener Ureinwohner auf eine Siedlung und das Fort der Soldaten als Bastion gegen die feindlichen Kräfte. Allerdings sind die Zeiten vorbei, in denen solche Geschichten nur aus der Perspektive weißer Männer erzählt wurden, "Horizon" nimmt neben den weißen Siedlern auch indigene Ureinwohner, neben Soldaten und Zivilisten auch Farmer und Geschäftsleute, Glücksritter und Haudegen in den Blick und neben den Männern auch Frauen.

Kevin Costner als Lone Ranger

Der Star führt nicht nur Regie, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, er hat auch eine der zentralen Rollen übernommen. Es dauert fast eine Stunde, bevor er als Variation des Lone Rangers angeritten kommt, der schon viel erlebt hat: in sich ruhend - jemand, der sich selbst genügt, in einer ruhigen, zurückhaltenden Art, in der er die Blicke von Frauen, die mit ihm flirten ebenso wie von hitzköpfigen Männern, die ihn herausfordern, auf sich zieht. Obwohl er sich raushalten will, wird er schnell in einen Konflikt hineingezogen.

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Düsterer und realistischer als die klassischen Western-Erzählungen

Mit 12 Stunden Lauflänge verbinden sich die geplanten vier Filme zur epischen Länge einer Fernsehserie. Man spürt die DNA von Taylor Sheridans Erfolgsserie "Yellowstone", in der Costner in fünf Staffeln den Rinderbaron John Dutton gespielt hat, und auch in "Horizon" die Liebe zum Genre, ebenso wie die moderne, multiperspektivische Erzählweise und der Tonfall, der düsterer und realistischer gehalten ist.

Allerdings fehlt die mitreißend archaische Wucht. Viele Schauplätze und Figuren werden ähnlich wie in einem Pilotfilm nur sprunghaft skizziert. Trotzdem gibt es gute Gründe, die grandiosen Panoramen im Kino zu sehen, die vielen schillernden Darsteller:innen in Haupt- und Nebenrollen - von Siena Miller, die nach einem Indianer-Überfall zur alleinerziehenden Witwe wird, über Sam Worthington als Kavallerie-Captain, Danny Huston als skrupelloser Geschäftsmann, Owen Crow Shoe als hitziger indianischer Kriegstreiber und Abbey Lee als gerissene Prostituierte, um nur einige der rund 170 Sprechrollen zu nennen.

Vor allem ist "Horizon" ein Versprechen, das die nächsten, zum Teil bereits abgedrehten Filme, einlösen müssen.

Anke Sterneborg, radio3

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