London Symphony Orchestra unter Sir Simon Rattle - Kurt Weill: "Die sieben Todsünden"
Eine Kritik von Matthias Käther
Keine Frage: Sir Simon Rattle hat ein gutes Händchen für Musik des frühen 20. Jahrhunderts. Und auch vom Jazz angehauchte Werke sollte er eigentlich souverän umsetzen – immerhin gilt er als brillanter Gershwin-Dirigent. Doch grade beim frühen Weill spürt man: so ganz geht das Konzept nicht auf. Und das liegt nicht nur an einer Magdalena Kožená, die Brechts Verse oft zu undeutlich und zu wenig prononciert singt. Auch die "Kleine Dreigroschenmusik" bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Das Harsche, Scharfkantige geht hier doch verloren, das ist alles glatt und edel musiziert - aber genau da liegt für mich das Problem: Es es fehlt der kleine Löffel Sand im Getriebe des Orchesters, der Weills frühe Musik so provokant macht.
Matthias Käther, radio3