Album der Woche | Sommer-Best-of - Johann Sebastian Bach: Sechs Partiten
Der Pianist Martin Helmchen hat zum ersten Mal Bachs Partiten eingespielt - und das bei uns im Haus des Rundfunks im Kleinen Sendesaal. Vor Kurzem ist sein neues Album "Bach. Six Partitas" erschienen – eine radio3-Koproduktion. Bach einzuspielen, war für Martin Helmchen aber nicht die einzige Premiere bei diesem Projekt. Ausnahmsweise saß er dieses Mal nämlich nicht an einem Klavier ... In unserem letzten "Sommer-Best-of" stellen wir dieses "Album der Woche" noch einmal vor.
Die e-Moll-Partita von Johann Sebastian Bach gehört zu Martin Helmchens absoluten Lieblingskompositionen. Das will schon etwas heißen, bei einem Pianisten, der so viel spielt, wie Martin Helmchen! Es ist trotzdem das erste Mal, dass er sich für ein Album an Kompositionen von Bach gewagt hat. Warum eigentlich erst jetzt?
"Es ist vielleicht ein bisschen klischeehaft, aber natürlich ist der Respekt vor dem vielleicht allergrößten Komponisten jemals enorm."
Die Partiten als eigener Kosmos
Wenn schon Bach, dann richtig, könnte man auch sagen. Neben der e-Moll-Partita hat Martin Helmchen auch die fünf weiteren Partiten Bachs für sein neues Album eingespielt. Kein kleines Projekt: Die Partiten bestehen aus einer Folge von jeweils sechs oder sieben verschiedenen Tänzen, insgesamt sind das nicht weniger als 40 Sätze!
"Das Gefühl von dieser Größe und der unglaublichen Weite von Bachs Ausdruckswelt! Für mich liegt besonders viel in diesen Partiten. Es tut sich so unglaublich viel auf in diesen Formen, was die eigentlichen Formen der Tänze weit sprengt."
Eine bilinguale Einspielung
Martin Helmchen hat sich Zeit genommen, sich mit Experten ausgetauscht, viel gelesen, viel gehört und sich ganz in die Sprache des Barocks und der Partiten Bachs vertieft. Die Art und Weise, wie er die von Bach komponierten Linien artikuliert, wie er Verzierungen setzt und Tempi wählt, ist aber nicht nur Bachs Sprache, sondern auch seine ganz eigene:
"Es ist mir immer schon sehr wichtig gewesen, so viele Einflüsse wie möglich zu sammeln, die die eigene Stimme formen und bereichern, die dabei aber auch immer sehr persönlich bleiben sollen."
Kein Klavier, kein Cembalo und kein Clavichord
Für seine erste Bach-Einspielung hat sich Martin Helmchen ein besonderes Instrument ausgesucht: einen Tangentenflügel. Das ist eine Mischung aus Cembalo, Clavichord und frühem Hammerklavier. Anders als ein moderner Flügel hat ein Tangentenflügel verschiedene klangliche Register, die zum Beispiel über Kniehebel bedient werden können.
Das Exemplar, das Martin Helmchen für seine Aufnahme ausgesucht hat, stammt aus dem Jahr 1790. Bach und das Instrument haben sich also um ein paar Jahrzehnte verpasst. Für Martin Helmchen war es für die sechs Partiten von Bach trotzdem die richtige Wahl:
"Man kann auf diesem Instrument von Innen so viel rausholen, was einkomponiert ist und was weder auf dem Cembalo noch auf einem modernen Flügel rausgeholt werden kann."
"Glänzend, wohlklingend, ausdrucksvoll und immer neu sind sie"
Mit diesen Worten hat der Bach-Biograf Johann Nikolaus Forkel die Partiten von Bach beschrieben. Das gilt durchaus auch für Martin Helmchens Interpretation der Partiten.
Henrike Leißner, radio3