Album der Woche | Sommer-Best-of - Wolfgang Amadeus Mozart: Hornkonzerte
Seit der Konzertsaison (2023/24) haben die Brandenburger Symphoniker einen neuen Chefdirigenten: Andreas Spering zählt in Deutschland zu den führenden Experten für historische Aufführungspraxis. Bereits vor Antritt seiner neuen Aufgabe hat er mit dem Orchester intensiv gearbeitet – und zwar für eine Aufnahme aller vier Hornkornzerte von Mozart. Das wiederum war eine Herzensprojekt der Berliner Hornistin Sibylle Mahni. In unserem "Sommer-Best-of" stellt Antje Bonhage dieses "Album der Woche" noch einmal vor.
Sibylle Mahni war fast 20 Jahre lang Solo-Hornistin im Opernorchester Frankfurt am Main, bevor sie im Herbst 2020 als Professorin für Horn an die Hochschule für Musik "Hanns Eisler" nach Berlin kam. Mozartopern spielte sie in Frankfurt immer am allerliebsten.
Auch in den Hornkonzerten erinnern viele Stellen Mozarts Opern. Bei der im Hornsolo durch bestimmte chromatische Läufe erzeugten Dramatik denke sie beispielsweise immer an "Don Giovanni", sagt Mahni. Aber auch "Die Hochzeit des Figaro" oder "Cosi fan tutte" seien dabei. Wenn auch nicht immer als wortwörtliche Zitate, so könne man doch die Stimmung der Opern wiedererkennen.
Äußerst humorvolle Musik
Mozart ist für Sibylle Mahni der größte Meister unter den Komponisten: "Ich liebe seine Musik“, so die Hornistin. Es sei das Humorvolle und Spöttische, aber zugleich auch Liebevolle, was die Musik auf einzigartige Weise reich mache.
Ein witziger und dabei stets geistreicher Komponist ist Mozart auch für den Dirigenten Andreas Spering: "Da ich selbst mit einer guten Portion Humor gesegnet bin, ist es mir immer ein großes Vergnügen, an solchen Sachen zu arbeiten.“
Liebevolle Verspottung des Hornisten
Humor ist in den Hornkonzerten in der Tat reichlich vorhanden. Geschrieben hat Wolfgang Amadeus Mozart die vier Werke in den letzten zehn Jahren seines kurzen Lebens, zwischen 1781 und 1791, während seiner Zeit als freischaffender Komponist in Wien – und zwar für Joseph Leutgeb. Dieser soll damals der berühmteste Hornspieler Wiens gewesen sein, und wahrscheinlich war er auch Mozarts Lieblingshornist.
Allerdings stichelte Mozart ihn auch immer wieder mal gern. Im dritten Satz des Hornkonzerts Nummer 2 hat man sogar den Eindruck, dass das Orchester das Soloinstrument verlacht. Macht Mozart sich hier lustig über die ernsthaften Ambitionen des Solisten?
"Mozart war offenbar ganz schön frech!", lacht Sibylle Mahni. Der Hornist habe wirklich einiges einstecken müssen. Dennoch habe man nie den Eindruck, dass es wirklich böse gemeint sei, sondern eher neckend, kameradschaftlich.
Das Horn als Ariensänger
Auch sehr gesangliche Passagen gibt es in den Konzerten. Das Horn wird quasi zum Ariensänger. Und tatsächlich lässt Sibylle Mahni auf der Aufnahme ihr Instrument mit warmem Klang "singen".
Spannungsreich wiederum hat Andreas Spering die Dialoge zwischen Horn und Orchester gestaltet. So müsse ein Tutti nach einem Hornsolo oft mit dem Gestus gespielt werden: "Na, also - das können wir aber mindestens genauso gut!"
Dieser Wettstreit, so Spering, mache ein Konzert erst interessant.
Orchesterdisziplin und Feingefühl
Ohnehin hat er mit dem Orchester intensiv an Details gearbeitet. Beispielsweise mit den Streichern an einem ganz bestimmten Strich: "Dabei kann man unglaublich viel Orchesterdisziplin und auch Feinfühligkeit in dieser Musik lernen", findet Spering.
Und diese Feinfühligkeit wird auch erfahrbar beim Hören des Albums.
Antje Bonhage, rbbKultur