Knoblauch und Chil vor Haustür © IMAGO / Danita Delimont
IMAGO / Danita Delimont
Bild: IMAGO / Danita Delimont

Heute ist Freitag, der 13te ... - Aberglaube am Tisch

Freitag, der 13te: Dieser Tag gilt bei vielen als Pechtag schlechthin. Freitag ist im christlich geprägten Kulturraum als der Tag, an dem Jesus starb, ohnehin vorbelastet – und die Zahl 13 hat ihm beim letzten Abendmahl wohl auch kein Glück gebracht ... Elisabetta Gaddoni gibt einen Überblick über althergebrachte Rituale und Handlungen, die noch heute in Italien und anderen Ländern im Alltag am Tisch – oft unbewusst – berücksichtigt werden, um das Unglück zu vertreiben.

Meist wird die Furcht vor Freitag dem 13ten mit Stellen aus dem Alten und Neuen Testament erklärt. Sie scheint aber eher im 20. Jahrhundert wieder aufgeblüht zu sein - infolge von Ereignissen: ob Börsenkrachs, Streiks, Demostrationen oder Naturkatastrophen, weshalb sich der Begriff "schwarzer Freitag" etabliert hat, auch wenn nicht immer von der Zahl 13 gefolgt.

Hausnummer 13 © IMAGO / imagebroker
Bild: IMAGO / imagebroker

Auch medial hat sich der Begriff tief in die öffentliche Wahrnehmung eingeprägt, verstärkt durch populäre Horrorfilme mit dem Titel "Freitag der 13te" . In vielen Flugzeugen gibt es keine 13. Sitzreihe und Hotels verzichten oft auf eine 13. Etage. Diese Missachtung gilt in Italien allerdings der Zahl 17. Für die Angst vor dieser Zahl gibt es sogar einen wissenschaftlichen Begriff: Eptacaidecaidephobie. Diese "Allergisierung" für die Zahl 17 soll es schon in der Antike gegeben haben: Die alten Römer sahen in der römischen Zahl XVII das Anagramm der Schrift "Vixi" ("Ich habe gelebt"), die auf Gräber eingraviert wurde.

Wie dem auch sei: Menschen haben sich im Laufe der Zeit ein endloses Repertoire angelegt, um wenigstens das Gefühl zu haben, das unbeherrschbare Schicksal zu beinflussen.

Verschüttetes Salz aus Salzstreuer © IMAGO / blickwinkel
Bild: IMAGO / blickwinkel

Goldwertes Salz

Ausgeschüttetes Salz, umgedrehter Brotlaib, Knoblauch an der Tür: Dass die meisten dieser beschwörenden Handlungen Alltagslebensmittel betreffen, liegt auf der Hand. Salz zum Beispiel war früher sehr teuer: Mit Salz wurden Löhne bezahlt (Salär) und Lebensmittel konserviert. Es auszuschütten war daher verpönt und musste auch Unheil mit sich bringen. Daher die Sitte, die früher offene Salzschale lieber auf den Tisch zu legen, anstatt sie von Hand zu Hand zu reichen. Brot fallen zu lassen galt erst recht als unannehmbares Missgeschick, da Brot laut des Vater-Unser-Gebetes den Menschen von Gott direkt als Lebensgrundlage gegeben wird.

Noch heute pflegen ältere Leute ein auf den Boden gefallenes Stück Brot zu heben und zu küssen, bevor sie es wieder auf den Tisch legen. Die noch wache Erinnerung an harten Zeiten, Krieg und Hunger spielen dabei möglicherweise eine größere Rolle als die Religion.

Lohn des Henkers

Andere Sitten beruhen aber eher auf historischen Begebenheiten. Brotlaibe sollten zum Beispiel nie umgedreht liegen, denn in Frankreich zu Zeiten von Karl VII. waren Brotlaibe die Belohnung der Henker. Als Geste der Verachtung legten Bäcker die Brotlaibe, die für die Henker bestimmt waren, umgedreht auf den Tresen - also mit dem Boden nach oben. Da die Henker dagegen protestierten, sollen einfallsreiche Bäcker viel später – angeblich Mitte des 19. Jahrhunderts in der Stadt Turin – das Kastenbrot erfunden haben, damit sie das Brot weiterhin pechbringend umgedreht reichen konnten, ohne dass die Henker es merkten.

Heiliges Öl

Als heilig gilt im Mittelmeerraum auch Olivenöl, da es nicht nur der Ernährung, sondern auch zum Haltbarmachen von Lebensmitteln verwendet wurde. Geweihtes Olivenöl, mit Parfüm vermischt, wird seit jeher auch in der kirchlichen Liturgie verwendet. Daher bringt verschüttetes Öl auch Unheil.

Etwas Wein durfte man wiederum schon immer verschütten - ohne, dass es Pech mit sich bringt. Wichtig ist dabei immer die Gegenhandlung: Bei Wein hilft es, den Finger im verschütteten Wein anzufeuchten und sich an den Nacken zu tupfen: dabei sollte man sich etwas wünschen. Bei Salz soll eine winzige Prise hinter die linke Schulter geworfen werden und bei Öl streut man etwas Salz über den Ölfleck: damit sei das Schlimmste abgewendet.

Nicht nur gegen Vampire

Eine ganze Reihe Hausmittel, mit denen nicht selbstverschuldete Gefahren abgewendet werden sollten, sehen als Hauptzutat Knoblauch, Zwiebel und Chili vor. Hier vermischen sich die Erkenntnisse aus der traditionellen Heilpflanzenkunde mit dem Aberglauben: Was gegen Krankheiten hilft, wird wohl auch böse Geister vertreiben.

Knoblauchzöpfe an der Tür schützen seit jeher vom Balkan bis zum Mittelmeer vor Fluch, Unheil und unerwünschten Besuch aus dem Jenseits. In Griechenland reiche dazu sogar, das Wort "Knoblauch" ("Skordo") laut auszusprechen. In Neapel ist dies mit einem aufwändigeren Prozedere verbunden: Die Sprechformel "Aglio, fravaglio/fattura ca nun quaglio, corna, bicorna, capa r’alice e capa r’aglio", begleitet von drei Mal auf den Boden spucken und dreimal das beidhändige Hornzeichen auf den Boden gerichtet, soll effektiv Fluche und sogenannte "böse Blicke" fernhalten.

Zwiebeln spricht man ähnliche Eigenschaften zu, allerdings taugen sie auch, um die Zukunft vorauszusagen. Eine eingeschnittene Zwiebel, die dennoch gesprossen ist, hat früher in Norditalien jungen Frauen bestätigt, dass ihre Liebe erwidert wurde. Ein paar Chilis unter dem Kopfkissen des Ehemannes sollten ihn wiederum vor Untreue abhalten.

Granatapfel © PantherMedia/Ekaterina Fedotova / picture alliance/dpa

Teuflische Nüsse, magische Granatäpfel

Eine besondere Rolle kommt im Volksglauben der Walnuss zu. Walnüsse waren im Alten Rom Spielzeug für Kinder. Im Mittelalter mutierten sie aber zur Frucht eines Baumes, der den Hexen geweiht war. Dementsprechend bedurften sie einer besonderen Handhabung: Unreife Walnüsse, Grundlage für den Likör Nocino, mussten unbedingt in der Johannisnacht geerntet werden, um die bösen Kräfte zu entschärfen - und immer in ungerader Zahl verwendet werden. Diese letzte Vorschrift finden sich sogar noch in modernen Nocino-Rezepten. Granatäpfel waren wiederum immer ein beliebtes Geschenk, um jemandem Reichtum und Fruchtbarkeit zu wünschen.

In Asien werden noch heute ungeschrieben Vorschriften in Sachen Essen streng beobachtet. Nudeln dürfen zum Beispiel niemals mit dem Zähnen oder mit Besteck durchgeschnitten, sondern in ihrer vollen Länge gesaugt werden. Das Durchtrennen könnte die Langlebigkeit kompromittieren. Auch sollten Essstäbchen niemals vertikal im Essen stecken, da dies an die Räucherstäbchen erinnert, die bei der Totenwache gebrannt werden.

Monatsblutung und Küchenverbot

Während viele dieser Handlungen heutzutage eher für ein Lächeln sorgen, wenn wir jemanden dabei beobachten oder uns selbst dabei erwischen, gibt es andere, die weitaus weniger harmlos und offen diskriminierend sind. Noch bis vor einigen Jahrzehnten hielt sich in vielen Ländern der Glaube, dass menstruierende Frauen fern von der Küche bleiben sollten: Milch und Wein würden unter ihrem Einfluss sauer werden, das Essen schlecht schmecken und Konserven, die für das ganze Jahr reichen sollten - Tomatensauce, Marmeladen, eingelegtes Gemüse - würden umkippen. Wenn Frauen dafür mal ausnahmsweise frei bekommen hätten, wäre sogar was Gutes dabei gewesen. Doch mussten sie an den Tagen trotz Periode andere, oft noch härtere Arbeiten verrichten.

Teurer Aberglaube

Bezeichnend ist, dass viele Formen des Aberglaubens gerade in der Zeit der Renaissance Hochkonjunktur hatten, als zugleich Humanismus und die wissenschaftliche Revolution das traditionelle Weltbild langsam aber sicher ersetzten. Möglicherweise machte gerade dieser Umbruch die Menschen unsicher.

Bei allen Unterschieden könnten wir auch heute beobachten, wie unsere, von wissenschaftlichen Erkenntnissen gesättigte Epoche, bei vielen Menschen die Sehnsucht nach Magie, Esoterik oder einfach nach Homöopathie erweckt, der bislang teuersten Form des Aberglaubens. Darüber zu lachen hilft wenig, denn der Glaube versetzt bekanntlich auch Berge. Und wie der legendäre neapolitanische Theatermann Eduardo De Filippo sagte: Abergläubisch zu sein, sei zwar etwas für Ungebildete und Einfältige - es nicht zu sein, bringe aber Pech!

Elisabetta Gaddoni, radio3

Weitere Rezensionen

Spinatknödel © Brandstätter Verlag
Spinatknödel © Brandstätter Verlag

Klassiker der bodenständigen Küche - Die unendliche Welt der Knödel

Die Frage des Komikers Karl Valentin, ob die Mehrzahl von Semmelknödel "Semmelknödel" oder "Semmelnknödeln" heißen sollte, wurde nie schlüssig beantwortet. Doch auch in der Einzahl und ganz ohne Semmeln als Zutat erweist sich der Knödel als eine der vielseitigsten Spezialitäten überhaupt. Ob aus altbackenem Brot, Mehl, Reis oder Kartoffeln – oder in der süßen Variante aus Grieß oder Quark mit fruchtiger Füllung: Knödel gibt es in unzähligen Variationen für jeden Geschmack und zu jeder Jahreszeit.

Maritozzi zum Valentinstag © IMAGO / Pond5 Images
IMAGO / Pond5 Images

Es müssen nicht immer Blumen sein - Essbare Liebesbotschaften zum Valentinstag

Umweltverbände raten jedes Jahr davon ab, zum Valentinstag unökologisch und unfair produzierte Blumen zu verschenken. Sinnvoller ist es, auf essbare Liebesgaben zurückzugreifen, gemäß dem alten Spruch: Liebe geht durch den Magen. Für andere zu kochen oder ihnen selbstgemachte Köstlichkeiten zu schenken, ist vielleicht die einfachste und ehrlichste Art, Zuneigung zu zeigen. Inspiration kommt aus der mehrere Jahrtausende alten Geschichte essbarer Botschaften und aus modernen Rezepten, mit denen sich ein rosarotes Menü zaubern lässt.

Download (mp3, 12 MB)
Hülsenfrüchte © Elisabetta Gaddoni
Elisabetta Gaddoni

Gesund, lecker & nachhaltig - Hülsenfrüchte

In "Spaghetti-Western" der 70er Jahre waren Bohnen das unfeine Standardgericht, das Cowboys direkt aus der Pfanne vertilgten. Hülsenfrüchten haftet seit jeher das Image des "Arme-Leute-Essens" an, obwohl ihre Vielfalt unzählige schmackhafte Zubereitungen zulässt. Der Welttag der Hülsenfrüchte, durch die Vereinten Nationen ausgerufen, erinnert uns jedes Jahr am 10. Februar daran, dass Bohnen, Linsen, Erbsen und Kichererbsen nicht nur wohl schmecken, sondern auch gesund sind - für uns und für die Umwelt.