Mit etwas Übung zum Erfolg - Das perfekte Frühstücksei
Bis Ostern dauert es noch einige Wochen, dennoch sind Eier schon jetzt ein Thema. Der Grund: Hühnereier sind knapp und teuer geworden, nicht nur in den USA und in Russland. Auch hier in Europa kommt es mittlerweile zu Engpässen. Sollte es nötig sein, selbst zu Ostern sparsam mit Eiern umzugehen, dann sollte das Frühstücksei wenigstens perfekt gegart sein. Dabei helfen Erkenntisse der Wissenschaft ebenso wie traditionelles Wissen aus Japan.
Verglichen zu anderen Meldungen aus den USA, die die aktuelle Regierungspolitik betreffen, mag die Knappheit und die Verteuerung der Hühnereier wie eine Lappalie klingen. Dennoch sorgt dies bei der dortigen Bevölkerung für steigende Unzufriedenheit. Was in den USA der Vogelgrippe geschuldet ist, die das Töten von Millionen von Hühnern erfordert hat, verursachen in Russland Kriegswirtschaft und Inflation. Auch dort sind Hühnereier Mangelware: das vergrämt die Menschen und bereitet der Politik Sorgen.
Da es offensichtlich eine seltsame Wechselwirkung von Eierknappheit und politischem Konsens gibt, müssen wir uns die Frage stellen, wie sich eine mögliche Eierknappheit in Europa auswirken könnte. Auch bei uns gab es vereinzelte Fälle von Vogelgrippe, und dass die USA zunehmend Hühnereier aus Europa importieren, um ihren Bedarf abzudecken, macht sich auch bemerkbar. Außerdem klagen Produzenten über steigende Preise für Tierfutter und Energie.
Knapp, dennoch allgegenwärtig
So kommt es mittlerweile auch hier zu Engpässen, zumal in Europa der Verbrauch an Hühnereier steigt, während der Fleischkonsum abnimmt. Eier sind schließlich ein günstiger Proteinlieferant - und selbst wenn sie teurer werden, sind sie immer noch günstiger als Fleisch. Außerdem sind sie als Zutat in der Küche schwer zu ersetzen: Eier kommen in unzähligen Rezepten vor - von herzhaft bis süß, sie sind Geschmacksträger und Bindemittel zugleich. Sie eignen sich für schnelle, unkomplizierte Zubereitungen - ob zum Frühstück oder als kleine Mahlzeit, wie Spiegel- oder Rührei und sind prinzipiell - in Maßen genossen - gesund.
Als die Deutsche Gesellschaft für Ernährung kürzlich empfohlen hat, nicht mehr als ein Ei pro Woche zu essen, ging es eher um den Aspekt der Nachhaltigkeit, da die Produktion von Eiern sehr viele Ressourcen verbraucht. Es bliebe ohnehin niemals bei einem Ei, da Hühnereier in Hunderten von Produkten enthalten sind - u.a. in Kuchen, Croissants, Keksen, Eiernudeln, Frikadellen, Saucen, Panaden und Speiseeis.

Wenig, dafür perfekt
Dennoch ist das Frühstücksei für viele ein unverzichtbares Ritual, und wenn wir schon sparsam mit Eiern umgehen sollen, dann sollte das Frühstücksei auch perfekt gegart sein. Abhilfe kommt von der Wissenschaft: Die letzten Erkenntnisse dazu stammen aus Italien. Zwei Forscher der Universität von Neapel haben eine Methode entwickelt, um das Frühstücksei so zu garen, dass das Eiweiß genau so eine cremige Konsistenz wie das Eigelb erreicht. Eiweiß und Eigelb stocken bei verschiedenen Temperaturen: das Eiweiss bei 85 °C, das Eigelb schon bei 65 °C. Beim normalen Frühstücksei geraten sie manchmal zu flüssig, manchmal zu hart. Bereits vor Jahrzehnten haben der französische Forscher Hervé Thies und viele Spitzenköche suggeriert, das Ei eine Stunde bei konstanten 65 °C zu garen, damit das Eigelb seidenweich und butterig wird und das Eiweiß geléeartig bleibt. Das muss aber nicht jedem schmecken.
In Thermalquellen gegart
Auch beim japanischen Onsen-Ei, das früher im warmem Thermalquellenwasser gegart wurde, bleibt das Eiweiß etwas zu flüssig. Die Lösung der zwei italienischen Forscher, das "Periodische Kochen", verspricht eine perfekte cremige Konsistenz sowohl beim Eiweiß als auch beim Eigelb. Die Methode sorgt für eine gleichmäßige Wärmeverteilung, ist aber etwas aufwendig. Das Ei wird abwechselnd in einen Topf mit kochendem Wasser getaucht und in einem Behälter mit etwa 30 °C warmem Wasser abgekühlt: dies im Zwei-Minuten-Takt. Nach 32 Minuten und 8 Topfwechseln ist das Ei fertig und optimal gegart. Auch hier, wie bei den anderen beiden Methoden, entsteht beim Ei kein störender Eiergeruch, da sich Schwefelverbindungen erst bei höheren Temperaturen entwickeln, und durch das lange, schönende Garen sollen mehr Inhaltsstoffen erhalten bleiben.
Das perfekte Frühstücksei erfordert aber etwas Übung, viel Zeit und Frühstücksgäste, die nicht allzu hungrig sind.
Elisabetta Gaddoni, radio3