Ein Abend für die Ukraine: Irina Bondas, Katja Petrowskaja, Yuriy Gurzhy, Dmitrij Kapitelman, Alex Lissitsa und Natascha Feundel; © Thomas Ernst
radio3
v.l.o.n.r.u.: Irina Bondas, Katja Petrowskaja, Yuriy Gurzhy, Dmitrij Kapitelman, Alex Lissitsa und Natascha Feundel | Bild: Thomas Ernst | Montage: radio3 Download (mp3, 182 MB)

Die Debatte mit Natascha Freundel - Schreiben im Krieg. Weiterschreiben.

Ein Abend für die Ukraine – mit Irina Bondas, Yuriy Gurzhy, Dmitrij Kapitelman, Alex Lissitsa und Katja Petrowskaja

Auch im bald vierten Jahr des allumfassenden Kriegs Russlands gegen die Ukraine erzählen Romane, Gedichte und Sachbücher vom Leben im und mit dem Krieg. Im Kultursalon präsentiert radio3 einige der wichtigsten ukrainisch-deutschen Stimmen der Gegenwart: Katja Petrowskaja liest aus ihren neuen Foto-Kolumnen "Als wäre es vorbei" (Suhrkamp), Dmitrij Kapitelman aus seinem aktuellen Roman "Russische Spezialitäten" (Hanser Berlin).

Der Musiker Yuriy Gurzhy stellt seine Tagebuch-Beiträge vor und schildert seine jüngste Tournee durch die Ukraine mit dem Sänger und Schriftsteller Serhij Zhadan. Der Agrarunternehmer Alex Lissitsa berichtet über die wirtschaftlich-ökologischen Herausforderungen seiner "Wilden Nation" (C.H. Beck). Die Übersetzerin Irina Bondas liest Gedichte der 2023 in Kramatorsk getöteten Dichterin Viktoria Amelina.

Ein Abend für die Ukraine. Für alle, die neugierig sind auf die Vielstimmigkeit der ukrainisch-deutschen Literatur. Für das Weiterschreiben und Weiterlesen trotz Krieg.

Es gibt keinen Grund, sich zu gewöhnen. Der Krieg ist kein fernes Meeresrauschen. Das zunehmende Erstarren im Angesicht der laufenden Ereignisse lässt die Gewalt gewähren.

Katja Petrowskaja: "Der Sternenregen", aus: "Als wäre es vorbei. Texte aus dem Krieg", Suhrkamp 2025

Es ist schon klar, dass nicht einmal ein Tierarzt-Besuch in der Ukraine ohne eine Flut guter Ratschläge über die Bühne geht. An die offene Autotür gelehnt, ruft sie mir zu: 'Wenn sie noch etwas brauchen, melden Sie sich gerne. Aber nicht in den nächsten zwei Wochen. Denn jetzt fahre ich erstmal nach Cherson an die Front, um für unser Land zu kämpfen."

Alex Lissitsa: "Kiki wird geimpft", aus: "Meine wilde Nation", C.H. Beck 2024

Der Krieg nimmt die Dinge wörtlich, reißt das Individuelle von den Worten als wäre es ein Kleid, darunter: Symbol, Abstraktion, Floskel. Wir sagen: unerträglich. Und ertragen doch.

Irina Bondas: "Die Lyrik ist eine Freiwillige in Charkiv", unveröffentlicht

Eigentlich ist es ganz leicht herauszufinden, was Populisten und faschistoide Demagogen treiben. Um zu wissen, was sie wirklich tun, muss man sich nur anhören, welche Handlungen sie anderen vorwerfen. Und spiegeln. Alles, was sie als fremde Schrecklichkeiten anprangern, spiegeln.

Dmitrij Kapitelman: "Nichts als Rauch", aus: "Russische Spezialitäten", Hanser Berlin 2025

Stell dir vor, Ringo, Du leihst Dir kurz Claptons Gitarre und springst damit ins Publikum. Ein paar kräftige Schläge gegen Bloodimyrs Kopf könnte Wunder wirken. Es gibt nichts Effektiveres, was man für Peace and Love tun könnte."

Yurij Gurzhy: "All you need is love", aus: Kriegstagebuch vom 8.7.2023

Bildergalerie

Mehr

Katja Petrowskaja: Als wäre es vorbei © Suhrkamp
radio3

Texte aus dem Krieg - Katja Petrowskaja: "Als wäre es vorbei"

Ähnlich wie bei 9/11 können sich vermutlich auch beim 24. Februar 2022 die meisten erinnern, wo sie waren oder wie sie davon erfahren haben, dass Russland die Ukraine kriegerisch angreift. Heute vor drei Jahren, an einem Donnerstag, ging dieser Krieg los. Er hat unendlich viel Leid hinterlassen und die Welt und viele Einzelne verändert. Was er mit Katja Petrowskaja gemacht hat, das beschreibt die Schriftstellerin in ihrem gerade erschienenen Buch "Als wäre es vorbei".

Download (mp3, 15 MB)
Bewertung:
Dmitrij Kapitelman vor dem Supermarkt "Rossija", Berlin-Charlottenburg; © Stephan Ozsváth
radio3

Mit Dmitrij Kapitelman im Supermarkt "Rossija"

Kann man trotz des Angriffskriegs gegen die Ukraine die russische Sprache lieben? Antworten gibt "Russische Spezialitäten". Stephan Ozsváth hat sich beim Einkauf mit Dmitrij Kapitelman über die Waren in den Auslagen, die Lage in der Ukraine, Heimat, das Schreiben und die Liebe zur russischen Sprache unterhalten – zwischen den engen Regalen des Supermarktes "Rossija".

Download (mp3, 86 MB)