Dmitrij Kapitelman vor dem Supermarkt "Rossija", Berlin-Charlottenburg; © Stephan Ozsváth
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- Mit Dmitrij Kapitelman im Supermarkt "Rossija"

Am Mikrofon: Stephan Ozsváth

Es ist nicht nur getrockneter Fisch oder Pelmeni, die man in einem Supermarkt wie dem Leipziger "Magasin" findet, sondern auch ein osteuropäisches Lebensgefühl. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat Gewissheiten zerstört, die Propaganda verschmutzt die Köpfe.

Die jüdisch-ukrainisch-moldauische Familie Kapitelman hat so einen Laden wie den "Rossija" in Berlin-Charlottenburg in den 1990er Jahren in Leipzig aufgemacht. In zwei Teilen erzählt Dmitrij Kapitelman vom Leben in der Diaspora und wie der Krieg in Köpfe und Leben der Verwandten und Freunde in der alten Heimat kriecht.

Kann man trotzdem die russische Sprache lieben? Antworten gibt "Russische Spezialitäten". Stephan Ozsváth hat sich beim Einkauf mit dem Autor über die Waren in den Auslagen, die Lage in der Ukraine, Heimat, das Schreiben und die Liebe zur russischen Sprache unterhalten – zwischen den engen Regalen des Supermarktes "Rossija".

Stephan Ozsváth empfiehlt
Paavo Matsin: "Gogols Disko", 176 Seiten, Homunculus Verlag, 21 Euro

Dmitrij Kapitelman empfiehlt
Oliver Lovrenski: "Bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann", Hanser Berlin, 256 Seiten, 22 Euro

Das Buch
"Russische Spezialitäten", Hanser Berlin, 192 Seiten, 23 Euro

Der Ort
Supermarkt "Rossija", S-Bhf Charlottenburg

Der Autor
Dmitrij Kapitelman wird 1986 in Kijiv geboren. Sein Vater Leonid ist Mathematiker mit jüdischen Wurzeln. Seine Mutter Vera Romashkan stammt aus Moldau. Als sogenannte "Kontingentflüchtlinge" kommen sie in den 1990er Jahren nach Leipzig.

Aus Furcht vor antisemitischen Ressentiments hat Dmitrij Kapitelman zunächst Zeitungstexte mit dem Nachnamen seiner Mutter unterzeichnet. "Russische Spezialitäten" ist sein dritter Roman. Die beiden Vorgänger wurden ausgezeichnet.

Dmitrij Kapitelman setzt sich in seinen Büchern mit seiner Herkunft und dem Leben in Deutschland und der Ukraine auseinander. Den Begriff "Heimat" mag er nicht. Er gehört zu den Mitbegründern des PEN Berlin.

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