"Du. Bist. Ein. Mensch!" steht auf einem Plakat während der Demonstration "Aufstand der Anständigen – Demo für die Brandmauer" vor dem Reichstag, 02.02.2025; © picture alliance/dpa/Annette Riedl
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Demonstration "Aufstand der Anständigen – Demo für die Brandmauer" vor dem Reichstag, 02.02.2025 | Bild: picture alliance/dpa/Annette Riedl Download (mp3, 73 MB)

Derviş Hızarcı im Gespräch mit Natascha Freundel - Migration und Mitte – entweder, oder?

"Mehr Für statt Gegen." Derviş Hızarcı

Am Mikrofon: Natascha Freundel

Die politische Debatte vor der Bundestagswahl ist vergiftet, spätestens seit der Abstimmung über das "Zustromungsbegrenzungsgesetz" der CDU mit den Stimmen der FDP und der völkischen AfD – nach der Holocaust-Gedenkstunde im Deutschen Bundestag am 29. Januar 2025.

Der Begriff "Migration" hat mittlerweile einen deutlich negativen Klang, während die "Mitte der Gesellschaft" gebetsmühlenartig beschworen und gesucht wird. Wie können wir beides – Migration und Mitte – ohne Angst zusammendenken?

Eine Migrationsgesellschaft muss den Umgang miteinander lernen. Im ganz Kleinen bedeutet das auch mehr Nachbarschaft. Dass man im Haus die Nachbarn kennt. Nicht nur, weil man ein Paket entgegen nimmt, sondern auch mal fragt, wie es einem geht, was die Kinder machen oder anbietet, mal mit dem Hund Gassi zu gehen. Alles, was gefühlt alle aus ihrer Kindheit und Jugend kennen, aber jetzt nicht mehr erleben, das müssen wir nochmal lernen. Dass man in der Nachbarschaft füreinander da ist, im Sozialraum Schule, in den religiösen Gemeinschaften. Dass man das Für mehr im Blick hat als das Gegen.

Derviş Hızarcı
Derviş Hızarcı; © Daniel Eliasson
Derviş Hızarcı | Bild: Daniel Eliasson

Gast

Derviş Hızarcı,

geb. 1983 in Berlin, ist seit 2015 Vorstandsvorsitzender der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, KIgA. Er arbeitete als Lehrer, war Aufsichtsratsvorsitzender der Türkischen Gemeinde zu Berlin und Antidiskriminierungsbeauftragter der Berliner Senatsverwaltung. Seit 2019 sitzt er im Beratungskreis des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus. Er berät u.a. die Berliner Polizei und verschiedene Ministerien.

Für sein Engagement in der Einwanderungsgesellschaft erhielt er 2021 das Bundesverdienstkreuz, 2024 den Berliner Landesorden. Er ist leidenschaftlicher Fußballer in der 3. Herrenmannschaft von Makkabi Berlin. Sein Buch "Zwischen Hass und Haltung. Was wir als Migrationsgesellschaft lernen müssen" erschien 2024 bei Suhrkamp.