Die Debatte mit Ann Kristin Schenten, Tareq Sydiq und Robert Menasse -
Robert Menasse: "Gewohnheit macht immobil"
In Deutschland und in Österreich wurde protestiert. Gegen die "Parteien der Mitte". Union bzw. ÖVP. Denn beide Parteien haben sich in Allianzen mit teils rechtsextremen Kräften geübt. In Deutschland, indem die Union es ermöglichte, dass erstmals ein Antrag im Deutschen Bundestag mit Stimmen der AfD angenommen wurde. In Österreich, weil dort die konservative Partei ÖVP Verhandlungen über eine zukünftige Regierung mit der rechtsnationalen FPÖ geführt hat.
Die Verhandlungen sind mittlerweile geplatzt. Die Empörung war trotzdem zumindest in Teilen der Gesellschaft groß – in Deutschland hält sie an. Doch in Meinungsumfragen spiegelt sich das kaum wieder.
Wer geht auf die Straße? Wie nachhaltig sind die Proteste? Ist die Mehrheit der Menschen schon zu geübt darin, die gewohnten Zustände einfach hinzunehmen – sogar, wenn es um Faschismus geht? Eine Debatte über die Protestkultur in Deutschland und Österreich.

Robert Menasse
wurde 1954 in Wien geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie sowie Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina. Menasse lehrte anschließend sechs Jahre – zunächst als Lektor für österreichische Literatur, dann als Gastdozent am Institut für Literaturtheorie – an der Universität São Paulo. Dort hielt er vor allem Lehrveranstaltungen über philosophische und ästhetische Theorien ab, u.a. über: Hegel, Lukács, Benjamin und Adorno. Seit seiner Rückkehr aus Brasilien 1988 lebt Robert Menasse als Literat und kulturkritischer Essayist hauptsächlich in Wien.
Tareq Sydiq
ist Protestforscher am Zentrum für Konfliktforschung in Marburg. Dort leitet er ein Projekt zu Protesten in Afghanistan und koordiniert ein Forschungsnetzwerk zu Postkolonialen Hierarchien. Der promovierte Politikwissenschaftler beschäftigt sich mit Protestbewegungen weltweit und forschte hierzu in Iran, Japan, Pakistan und England. 2024 erschien sein Buch "Die neue Protestkultur. Besetzen, kleben, streiken: Der Kampf um die Zukunft" bei hanserblau.