Louis Spohr: "Des Heilands letzte Stunden" © Carus
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Passionsoratorium - Louis Spohr: "Des Heilands letzte Stunden"

Bewertung:

Eine Kritik von Bernhard Schrammek

Am Karfreitag 1835 führte Louis Spohr in Kassel sein Passionsoratorium "Des Heilands letzte Stunden" erstmals auf. Er folgte damit dem Trend seiner Zeit und vertonte die Leidensgeschichte Christi in dramatischer Weise. Dabei nutzte Spohr einen Text von Friedrich Rochlitz, der keinerlei Zitate aus dem Neuen Testament enthält und in seiner metaphernreichen, süßlichen Sprache heute zumindest gewöhnungsbedürftig ist.

Frieder Bernius hat das Werk mit seinem Kammerchor Stuttgart und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen neu eingespielt. Chor und Orchester agieren unter seiner Leitung wieder prächtig, mit – je nach Situation – einfühlsamen oder auch anpackenden Einsätzen und viel Kenntnis über historische Aufführungspraxis.

Nicht ganz so homogen ist die große Solistenschar besetzt. Florian Sievers stellt sehr überzeugend und auch textverständlich den Beobachter Johannes dar, während Johanna Winkels Maria mit zwar leuchtender Höhe, aber auch viel Vibrato nicht so recht zum Chor- und Orchesterklang passt. Auch Arttu Kataja (Petrus, Nikodemus) und Magnus Piontek (Philo) fassen ihre Partien ein wenig zu opernhaft auf, was sich deutlich vom Ton des Chores unterscheidet.

Bernhard Schrammek, radio3

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