Es müssen nicht immer Blumen sein - Essbare Liebesbotschaften zum Valentinstag
Umweltverbände raten jedes Jahr davon ab, zum Valentinstag unökologisch und unfair produzierte Blumen zu verschenken. Sinnvoller ist es, auf essbare Liebesgaben zurückzugreifen, gemäß dem alten Spruch: Liebe geht durch den Magen. Für andere zu kochen oder ihnen selbstgemachte Köstlichkeiten zu schenken, ist vielleicht die einfachste und ehrlichste Art, Zuneigung zu zeigen. Inspiration kommt aus der mehrere Jahrtausende alten Geschichte essbarer Botschaften und aus modernen Rezepten, mit denen sich ein rosarotes Menü zaubern lässt.
Was gibt es Schöneres, als selbstgemachte, nicht käufliche Liebesgaben! Das Problem: Dafür sind bis heute fast ausschließlich Frauen zuständig. Männer mit wenig Zeit oder kulinarischer Veranlagung greifen eher zu Schokopralinen mit Liebesssprüchen. Wahrscheinlich hat die ungleiche Rollenverteilung beim Kochen mit der Ursünde zu tun: Nachdem Eva Adam die verbotene Frucht angeboten hatte, mussten die Menschen, die bis dahin nur von geernteten Früchten gelebt hatten, ihr Essen selbst zubereiten. Zum Kochen verdammt in alle Ewigkeit wurde die Schuldige - nämlich die Frau.
Ob die Erklärung überzeugt oder nicht - sicher ist: in der Geschichte gab es selten Männer, die für Frauen gekocht haben, es sei denn, sie wurden dafür bezahlt. Auch heute fallen Einladungen zum Essen von männlicher Seite eher in die Zeit des Kennenlernens. Meist bleibt es aber bei Einladungen ins Restaurant oder bei essbaren Geschenken. Ähnliches beobachtet man in der Tierwelt, zum Beispiel bei Grillen: Das Männchen bietet dem Weibchen eine essbare Gabe an, um sie paarungswillig zu stimmen.
Gutes macht lustvoll
Dabei muss es bei solchen Liebesgaben nicht unbedingt um sogenannte Aphrodisiaka gehen, um Lebensmittel oder Substanzen, die angeblich die Liebeslust steigern. Für eine solche Wirkung, die seit der Antike ein Dauerbrenner und noch heute ein beliebtes Thema für Zeitschriften und Blogs ist, gibt es keine wissenschaftliche Grundlage. Es gibt natürlich Pflanzen und Lebensmittel, die gut für die Gesundheit sind und daher indirekt auch die Libido beeinflussen. Aber jeder weiß, dass Essen, das gut schmeckt und toll aussieht, gute Laune macht und dass Wein oder alkoholhaltige Getränke die Selbstkontrolle schwächen und mutiger machen.
Die Ernährung war früher viel eintöniger und es wurde viel weniger gewürzt als heute. Alles, was einen ausgeprägten Geschmack hatte oder selten vorkam, wie zum Beispiel Spargel, aber auch Erdbeeren und Kirschen - die ersten süßen Früchte nach dem Winter - oder kostbar und teuer war - wie Gewürze, Austern, Kaviar oder Schokolade - galt als besonders sinnlich und begehrlich.
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Sprechende Pralinen
Schokolade ist heute nicht mehr so exklusiv wie früher, aber immer noch ein Klassiker, wenn es um Liebesgeschenke geht. Sie lässt sich vielfältig formen und elegant verpacken. Außerdem rufen ihre Süße und der Schmelz im Mund angenehme Assoziationen hervor. Nicht zufällig heißen berühmte italienische Pralinen, die das typische Valentinsgeschenk für Verliebte sind, so wie Küsse: "Baci". Verhüllt mit der Praline ist auch ein kleiner Papierstreifen mit Maximen über die Liebe von Persönlichkeiten der Geschichte - von Sappho und Konfuzius bis Neruda, meist in drei oder vier Sprachen übersetzt. "Baci" gibt es seit 1922, sie sind also viel älter als die Küsschen - und auch heute immer noch sehr beliebt.
Früher, als Liebesgeschenke weder viel kosten noch auffallen sollten, waren in Italien Hühnereier oder Kräuterzweige dezente Liebesgaben.
Brötchen mit Verlobungsring
Eine ähnliche symbolische Bedeutung hatten sogenannte Maritozzi, briocheartige Milchbrötchen, deren Rezept schon im Alten Rom bekannt war und die noch heute, mit Schlagsahne gefüllt, in römischen Bars verkauft werden. Junge Männer schenkten ihren Angebeteten einen Maritozzo, um ihnen die Absicht zu vermitteln, ihr Ehemann werden zu wollen: "Marito", daher das Wort "Maritozzo" - kleiner Ehemann. In diesem Milchbrötchen konnte unter Umständen auch ein Verlobungsring oder ein Schmuckstück versteckt sein.
Sollte heute jemand vorhaben, eine solche Liebesbotschaft vorzubereiten, kann Milchbrötchen selbst backen (was allerdings ziemlich aufwändig ist) oder sich Maritozzi bei einer Bäckerei besorgen, die diese anbietet - in Berlin zum Beispiel "Sironi". Dort werden sie nach Traditionsrezept gebacken und gehören zum Sortiment. Für den Ring muss man allerdings selbst sorgen ...
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Rosa und rot: die Farben der Liebe
Fachleute, die sich über die psychologische Wirkung von Farben äußern, stimmen darüber ein, dass rosa für Zärtlichkeit stehe, während rot eher Leidenschaft und romantischer Liebe symbolisieren soll, allerdings auch Hass und Aggressivität – dies zumindest in unserem Kulturkreis. Da die Grenzen oft recht labil sind, ist es empfehlenswert, sich für ein rosarotes bzw. pinkes Menü zu entscheiden. Viele Rezepte eignen sich dafür - auch ohne Fremdeinwirkung: u.a. Rote Bete-Risotto und Lachs. Bei anderen helfen natürliche Rote Bete-Farbpigmente, die mittlerweile in jedem Bio-Supermarkt zu finden sind. Damit lässt sich alles pink färben: vom weißen Krautsalat über Kartoffelpüree bis Panna Cotta. Rosa Pfeffer - wenn man den Geschmack mag -, Cranberries und cremiger Himberessig sorgen für zusätzliche Aromen und Farbakzente.
Elisabetta Gaddoni, radio3