Picknick © DUMONT Bildarchiv/Frank Heuer/laif / picture alliance
DUMONT Bildarchiv/Frank Heuer/laif / picture alliance
Picknick am Canal St. Martin in Paris | Bild: DUMONT Bildarchiv/Frank Heuer/laif / picture alliance

Ideen fürs Picknick - Essen im Freien

Menschen essen unter freiem Himmel, seitdem sie die Erde bevölkern. Von der Steinzeit bis heute haben Jäger und Sammler, Ackerbauern oder Hirten, Soldaten oder Pilger ihre Mahlzeiten meist im Freien genommen. Von Picknick kann aber erst die Rede sein, wenn mit Absicht im Grünen gegessen wird, um sich für eine kurze Zeit wie im Garten Eden zu fühlen. Ideen und Rezepte aus 1.000 Jahren Picknickkultur helfen dabei, den Picknickkorb zu füllen.

Bereits im alten Griechenland war es üblich, sich zum Essen im Freien zu verabreden. Die Römer machten es ihnen nach. Zu einem gesellschaftlichen Trend - zumindest unter Adeligen - wurde das Picknick aber erst im Frankreich der Barockzeit. Der Ausdruck "Pique-Nique", zum ersten Mal 1740 erwähnt, bezeichnete damals eine unterhaltsame Mahlzeit, zu der jeder seinen eigenen Anteil beisteuerte.

Das Wort hat sich in vielen Sprachen der Welt durchgesetzt, u.a. in Japan, wo "pikunikku" - also Mahlzeiten im Freien - vor allem zur Zeit der Kirschblüte eine alte Tradition sind. Speisen in der Natur gutierten die französischen Aristokraten als sinnliche Abwechslung von den starren Tischsitten ihres Standes, sie zelebrierten damit eine Art "kontrollierte" Rückkehr zur Natur. Nach der Französischen Revolution durften alle Bürger die königlichen Parks nutzen, so wurde picknicken auch beim Volk beliebt.

Die Geburtsstunde des Picknickkorbs

In der Zeit der industriellen Revolution verließen Arbeiterfamilien am Sonntag ihre dunklen Mietkasernen und machten sich auf an die frische Luft. Besonders populär wurde das Picknick im viktorianischen England, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Der klassische Picknickkorb - gefüllt mit Besteck, Geschirr und Decke -, der heute als nostalgischer Artikel wieder modisch ist, stammt aus dieser Zeit.

In vielen Romanen dieser Epoche, insbesondere in denen von Jane Austen, werden Picknicks als gesellschaftliche Anlässe geschildert, in denen Menschen aus dem Bürgertum jenseits der Kälte viktorianischer Salons in ungezwungener Atmosphäre sozialisieren, sich unterhalten und nicht zuletzt flirten konnten. Picknicks adequat zu veranstalten, war in der Zeit so wichtig geworden, dass die Journalistin und Autorin Isabella Beeton, bekannt als Mrs. Beeton, in einem ihrer vielgelesenen Hauswirtschaftsbücher Picknick-Menüs für bis 40 Gäste sammelte.

Picknick auf der Champs-Élysées in Paris © Abdullah Firas/ABACA / picture alliance
Picknick auf der Champs-Élysées in Paris | Bild: Abdullah Firas/ABACA / picture alliance

Picknicks für Tausende

Diese Begeisterung hält sich noch bis heute ungebrochen: Picknicks gehören in Großbritannien zu sportlichen Events wie Pferderennen und Tennisturniere. Die rekordverdächtigsten Picknicks der Gegenwart feiert allerdings Frankreich: Vom ca. 1.000 Kilometer langen Picknick, mit dem im Jahre 2000 den Nationalfeiertag zelebriert wurde, zu den etwa 4.000 Teilnehmer:innen, die im Mai dieses Jahres auf der Champs-Élysées gespeist haben - auf einem riesigen, auf der Straße ausgebreiteten Tischtuch.

Dass Picknicks immer auch etwas Befreiendes haben, zeigte sich auch beim sogenannten Paneuropäischen Picknick, einer Art Friedensdemonstration ungarischer Oppositioneller an der österreichisch-ungarischen Grenze am 19. August 1989. Die Verabredung zum Picknick in der Nähe eines nicht mehr ganz intakten Grenzübergangs war ein Meilenstein der Vorgänge, die zum Ende der DDR und zum Zerbrechen des Ostblocks führten.

Befreiend sind Picknicks vor allem für Kinder, die es in der Regel hassen, lange am Tisch sitzen zu müssen.

Picknick in Großbritannien © IMAGO / UIG
Picknick in Großbritannien | Bild: IMAGO / UIG

Ohne Geschirr und Besteck

Nach der Corona-Pandemie hat Essen im Freien überall wieder an Bedeutung gewonnen. In Brandenburg vernetzt neuerdings eine Initiative im Internet Bauernhöfe und Gaststätten, die auf Bestellung Picknickkörbe für Wochenendausflügler vorbereiten. Wer selbst für die Füllung des Picknickkorbs sorgen will, sollte sich nicht vom Perfektionismus einer Mrs. Beeton packen lassen: Fingerfood wie kleine Quiches, Sandwichrölllchen, Tortilla- und Focacciawürfel, Zucchinipuffer, Gemüsebällchen, Blätterteigecken, süße Muffins und Obstspießchen eignen sich perfekt, um als Häppchen schnell gegessen zu werden - ohne Besteck und schweres Geschirr und vor allem, ohne das Essen mit Fliegen und Wespen teilen zu müssen.

Elisabetta Gaddoni, radio3

Weitere Rezensionen

Wasser mit Beeren © IMAGO / Depositphotos
IMAGO / Depositphotos

Weltwassertag am 22. März - Leitungswasser de luxe

Morgen, am 22. März, erinnert uns der Weltwassertag daran, dass unsere wichtigste Lebensquelle begrenzt und zunehmend gefährdet ist. Umso bedeutsamer ist es, Wasser mehr Wertschätzung entgegenzubringen – und dankbar zu sein, dass wir jederzeit Leitungswasser in kontrollierter, trinkbarer Qualität und zu einem unschlagbar günstigen Preis genießen können. Wer Leitungswasser trinkt, spart nicht nur Geld, sondern vermeidet auch Plastikmüll, Energieverbrauch und CO2-Emissionen. Mit Kräutern, Gewürzen, Obst, Gemüse oder kreativen Eiswürfeln lässt sich Wasser geschmacklich und optisch aufwerten.

Frühstückseier © Colourbox
Colourbox

Mit etwas Übung zum Erfolg - Das perfekte Frühstücksei

Bis Ostern dauert es noch einige Wochen, dennoch sind Eier schon jetzt ein Thema. Der Grund: Hühnereier sind knapp und teuer geworden, nicht nur in den USA und in Russland. Auch hier in Europa kommt es mittlerweile zu Engpässen. Sollte es nötig sein, selbst zu Ostern sparsam mit Eiern umzugehen, dann sollte das Frühstücksei wenigstens perfekt gegart sein. Dabei helfen Erkenntisse der Wissenschaft ebenso wie traditionelles Wissen aus Japan.

Download (mp3, 13 MB)
Laugenbrezel © Thomas Platt
Thomas Platt

Handwerksbrezeln aus der Hauptstadt - Die Laugenbrezel

Sie gilt als das einzige Brötchen, das auch trocken noch schmeckt: die Laugenbrezel. Dieser Umstand ihre Beliebtheit nur gesteigert und eine ganze Knabberindustrie auf den Plan gerufen, die sich auf tiefgekühlte Aufback- und Dauerware spezialisiert hat. In Mannheim hält die braune Schlinge eine ähnliche Stellung inne wie bei uns die Currywurst. Berlin jedoch ist immer noch eine laugenfreie Zone, obwohl es Laugenbrezeln an jeder Ecke gibt ...