Eröffnung des Manfred-Krug-Archivs werden in der Akademie der Künste
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Archiveröffnung in der Akademie der Künste - Manfred Krug: Star in Ost und West

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Als Schauspieler, Jazzsänger oder Entertainer begeisterte Manfred Krug ein Millionenpublikum – und das als einer der wenigen in Ost UND West. Acht Jahre nach seinem Tod ist nun sein Nachlass im Manfred-Krug-Archiv in der Akademie der Künste zugänglich.

Ein Nachlass aus über 40.000 Seiten Papier lässt sich schwer "eröffnen": kein Band, das man durchschneiden, keine Ausstellung, die man besuchen kann. Also wurde bei der Eröffnung des Manfred-Krug-Archivs sein Leben gewürdigt – mit Gesprächen auf der Bühne, mit Ausschnitten aus seinen Liedern und Filmen. Und da wird einem in Erinnerung gerufen, wie erfolgreich dieser Mann mit seinem rauen Bariton und seiner unvergleichlichen Ausstrahlung war.

Das Publikum in der DDR mochte ihn wegen seines erotischen Charmes eines Aufmüpfigen; die Kulturfunktionäre hingegen schätzten den "Proletarier mit Herz". Nach seiner Übersiedlung 1977 wurde Manfred Krug auch in der BRD ein Publikumsliebling, etwa in der Fernsehserie "Liebling Kreuzberg"als flapsiger Anwalt oder als singender "Tatort"-Kommissar.

Der Schauspieler Manfred Krug hält im Januar 1985 anlässlich einer Tournee mit dem Lustspiel "Der zerbrochene Krug" ein Werbeplakat in den Händen; © picture-alliance/dpa/Werner Baum
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Ein penibler Organisator seiner eigenen Papiere war Krug nicht

Im Manfred-Krug-Archiv kann man dem Schauspieler, Sänger und Entertainer nun so nah kommen wie noch nie. Sein Nachlass gibt Einblick in seine Persönlichkeit und sein Schaffen. Krug war ein passionierter Sammler und Flohmarktgänger. Ein penibler Organisator seiner eigenen Papiere hingegen war er nicht. Deshalb hat es auch so lange gedauert, sein Archiv zugänglich zu machen.

Dessen Schwerpunkt liegt auf der Zeit nach seiner Ausreise 1977 in den Westen. Hier musste Krug im Alter von 40 Jahren von vorn beginnen. Was ihm aber sofort gelang. Das zeigen auch bisher unveröffentlichte Briefe, die selbst sein Sohn Daniel Krug erst seit wenigen Tagen kennt. Auf der Bühne liest er Anzüge mit seiner Schwester Stephanie. Und so wird der Abend ein einziges Manfred-Krug-Fest. Freunde und Weggefährten sind in die ausverkaufte Akademie der Künste am Hanseatenweg gekommen, um noch einmal Krugs Stimme zu lauschen. Unter anderem Sängerin Uschi Brüning, die am Ende Lieder aus gemeinsamen Konzerten singt. Und die Beschwörung funktioniert: Krug wird sofort wieder lebendig. Bei jedem Filmausschnitt gibt es Szenenapplaus, so, als wäre er im Saal anwesend.

Der grübelnde Krug

Das Archiv zeigt, wie früh Manfred Krug zur Musik findet und wie spät zum Schreiben. Neben persönlichen Dokumenten, sind Fotos, Plakate, Manuskripte und Produktionsunterlagen mit handschriftlichen Anmerkungen einsehbar. Da erkennt man, wie sorgfältig Krug mit Sprache umging. Seine Lektorin Krista Maria Schädlich berichtet, wie Krug mit jedem Wort haderte. Der grübelnde Krug: Ein Bild, das man so gar nicht mit dem des zuweilen schon mal machohaften Schauspielers zusammenbringt. Aber er sei eben auch ein sensibler Mensch gewesen und mitunter nah am Wasser gebaut.

Chronist seiner Zeit

So kritisch wie er mit sich war, so schlagfertig war er gegenüber anderen. Krug konnte austeilten. Über seine Persönlichkeit erfährt man an diesem Abend wenig Neues. Dazu hat er sich zu seinen Lebzeiten vielleicht zu selten verstellt. Seine Vielschichtigkeit kommt an diesem Abend sehr gut rüber. Aber es überrascht seine politische Weitsicht. In den Augen seiner Lektorin unterstreichen das Krugs Tagebücher.

"Wo sind eigentlich die ganzen Künstler und Schriftsteller, die sich zu Wort melden?", fragt Schädlich auf der Bühne provokant. "Manfred Krug hätte sich heute zu Wort gemeldet. Er fehlt jeden Tag umso mehr."

Die Tagebücher zeigen ihn als einen Chronisten seiner Zeit. Band Drei "Ich beginne wieder von vorn" ist gerade im Kanon Verlag erschienen. Auch in diesem bekommt man Einblicke in Krugs Gedankenwelt. Wer aber noch tiefer eintauchen möchte, stöbern, forschen, dem sei der Gang in die Akademie empfohlen. Sie ist ab sofort nicht nur der Wissenschaft, sondern der gesamten Öffentlichkeit zugänglich.

Corinne Orlowski, radio3