Im letzten Sommer © Alamode Film
Alamode Film
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Drama - "Im letzten Sommer"

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Eine erwachsene Frau Ende 40 lässt sich auf eine leidenschaftliche Affäre mit einem 17-Jährigen ein. Das wäre an und für sich schon nicht ganz einfach. Wenn es sich aber um den eigenen Stiefsohn handelt, wird die Angelegenheit zum Familiendrama. Catherine Breillats Remake des dänischen Skandalfilms "Die Königin" verzichtet auf ein moralisches Urteil und schaut vor allem auf die psychologischen Folgen der Amour fou.

Eine Villa am Stadtrand, ein Mercedes-Coupé vor der Tür und zwei fröhliche kleine Töchter, die im Garten spielen. Im Leben von Anne (Léa Drucker) läuft alles nach Plan. Einen interessanten Job als Anwältin für Familienrecht hat sie auch - und mit Pierre (Olivier Rabourdin) einen liebevollen Ehemann, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest.

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Ein neues Familienmitglied

Dann aber tritt Théo (Samuel Kircher) auf den Plan, Pierres 17-jähriger Sohn aus erster Ehe. Zuhause bei seiner Mutter ist er rausgeflogen, auch die Schule hat er geschmissen, nun braucht er eine Bleibe. Das neue Familienmitglied zeigt sich jedoch zunächst nicht gerade von seiner besten Seite: Der junge Mann ist unverschämt seinem Vater gegenüber, lässt überall seinen Müll herumliegen und fingiert schließlich sogar einen Einbruch in sein neues Zuhause, um an ein bisschen zusätzliches Taschengeld zu kommen.

Gefährlicher Flirt

Erst als Anne Théo zur Rede stellt und ihm droht, seinem Vater von dem Einbruch zu erzählen, ändert sich das Verhältnis der beiden. Von nun an sieht der junge Mann seine Stiefmutter als Vertraute und auch sie beginnt sich, für Theó zu interessieren. Gelangweilt von ihrem Alltag und den vielen Geschäftsreisen des deutlich älteren Pierre beginnt Anne einen gefährlichen Flirt mit ihrem Stiefsohn, teilt mit ihm ihre intimsten Geheimnisse und schläft schließlich sogar mit ihm.

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Skandalumwitterte Filmemacherin

Die französische Regisseurin Catherine Breillat gilt als mutige, aber auch skandalumwitterte Filmemacherin. Seit dem Beginn ihrer Karriere Mitte der 70er Jahre ist sie immer wieder mit der Zensurbehörde aneinandergeraten, einige ihrer Filme - wie "Lolita 90" oder "Schmutziger Engel" - kamen auf den Index und durften zunächst gar nicht gezeigt werden, weil sie als pornografisch galten. Nun hat Breillat nach längerer Pause wieder mal einen Film gedreht: "Im letzten Sommer" ist ein Remake des dänischen Films "Die Königin" von May el-Toukhy aus dem Jahr 2019.

Die Psychologie im Zentrum

Stärker noch als dänische Original stellt Breillat die Psychologie ihrer Hauptfigur ins Zentrum des Films. Hinter der Fassade der erfolgreichen Mutter und Anwältin schlummert eine tiefe Frustration über das langweilige bürgerliche Leben, in das sie sich selbst hineinmanövriert hat. Als sich ihre Sehnsucht schließlich Bann bricht, bleibt die Kamera lange auf Annes Gesicht, während sich in ihren Augen Lust und Angst spiegeln. Denn während sich Théo mit der Unbekümmertheit eines Teenagers in die Affäre stürzt, weiß sie ganz genau, was sie zu verlieren hat, wenn die Geschichte ans Tageslicht kommt ...

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Ein flaues Gefühl in der Magengrube

Mit moralischen Wertungen, gar mit einer Verurteilung seiner Charaktere, hält sich das Drehbuch bewusst zurück. Stattdessen konzentriert sich der Film darauf, was der Tabubruch mit den beiden so unterschiedlichen Protagonisten macht. Im Grunde ist "Im letzten Sommer" also keine Liebesgeschichte, sondern eher ein Psychothriller über die Frage, wer am besten aus dieser Geschichte rauskommt. Dabei gibt es zwar keine explizit pornografischen Bilder, trotzdem entlässt einem dieser Film mit einem ziemlich flauen Gefühl in der Magengrube – vor allem dann, wenn man selbst halbwüchsige Kinder hat.

Carsten Beyer, rbbKultur