Die Debatte mit Natascha Freundel, Ahmad Katlesh und Vanessa Vu -
"Lernen, diese Stille in uns selbst herzustellen." (Vanessa Vu)
Aufzeichnung vom 11. November 2024 in der Anton-Saefkow-Bibliothek, Berlin
In Kooperation mit dem Bezirksamt Lichtenberg
In Berlin, beim Tanzen haben sie sich kennengelernt: die vietnamesisch-deutsche Journalistin Vanessa Vu und der aus Syrien nach Deutschland geflohene Schriftsteller Ahmad Katlesh. Sie schreiben einander Briefe – über Herkunft und Heimat, Krieg und Flucht, Erinnerung und Zukunft, Möglichkeiten und Grenzen des Verstehens. Es sind zugleich Briefe an Deutschland: "Komm dahin, wo es still ist. Eine Erkundung" heißt ihr gemeinsames Buch im Rowohlt Verlag.
Natascha Freundel denkt mit Vanessa Vu und Ahmad Kathlesh über Kernbegriffe ihrer Briefe nach. Heimat bedeutet für beide: offene Kommunikation; Lebensgeschichten mitzuteilen und zu verknüpfen. So kann ein Miteinander wachsen, in dem auch Stille zu finden ist. Doch warum versteht sich Deutschland immer noch nicht – vielleicht gerade immer weniger – als Einwanderungsland?
Ahmad Katlesh, geboren 1988 in Damaskus, ist Schriftsteller. Er hat in Damaskus Mathematik studiert, wurde als regimekritischer Dichter vom syrischen Geheimdienst verfolgt und flüchtete 2013 nach Jordanien, wo er auch als Journalist arbeitete. 2017 kam er mit einem Stipendium des Heinrich-Böll-Hauses nach Deutschland. Er veröffentlichte drei Bücher mit Kurzgeschichten und Gedichten auf Arabisch, 2020 erschien sein erstes deutschsprachiges Buch, der Lyrikband "Das Gedächtnis der Finger". Dafür verlieh ihm die Bayerische Akademie der Schönen Künste das Chamisso-Publikationsstipendium. Auf "Tiklam" liest er für Millionen arabischsprachiger Hörer literarische Texte.
Vanessa Vu, geboren 1992 in Eggenfelden, ist Journalistin und Redakteurin von ZEIT ONLINE. Als Tochter vietnamesischer Einwanderer wuchs sie in einem Asylbewerberheim in Pfarrkirchen (Niederbayern) auf. Sie studierte Ethnologie, Internationales Recht und Südostasien-Studien an der LMU in München, Paris und London. Anschließend absolvierte sie die Deutsche Journalistenschule in München. 2018 bis 2023 war sie Co-Host des vietdeutschen Podcasts "Rice and Shine". Für ihre Arbeit zu den Themen Migration, Rassismus und soziale Gerechtigkeit wurde sie unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis (2018) und dem Lessing-Preis für Kritik (2022) ausgezeichnet. In der Schaubühne Berlin moderiert sie das „Klassenzimmer“, eine Gesprächsreihe über Armut und Klassismus.