Entäuschte Harris Unterstützer beim gucken der Wahlberichterstattung auf dem Campus der Howard University in Washington © picture alliance / AP/ Mark Schiefelbein 
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Die Debatte mit Natascha Freundel, Kerstin Kohlenberg und Timo Lochocki - Nach der US-Wahl: Den Westen neu denken?

"Deutschland ist aktuell wahrscheinlich die mächtigste Liberaldemokratie der Welt." (Timo Lochocki)

Viele Prognosen zur 60. Präsidentschaftswahl der USA sagten ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten voraus. Am 6. November 2024 mittags, dem Tag nach der Wahlnacht, zeichnen wir diese Podcast-Folge auf – und der klare Wahlsieg für Donald Trump steht fest: ein von seiner Partei, den Republikanern, fast kultisch gefeierter Ex-Präsident, ein notorischer Lügner, Hochstapler und verurteilter Sexualstraftäter. Kamala Harris, die Kandidatin der Demokraten, Juristin mit jamaikanisch-indischem Hintergrund, wollte das Weiße Haus als erste Frau in der Geschichte der USA erobern.

Derzeit könne keine Institution die US-Demokratie wirkmächtig schützen, glaubt der Politologe Timo Lochocki. Er fordert die deutsche Politik zur Besinnung auf die Stärken der Mitte und der sozialen Marktwirtschaft auf. Kann Deutschland das neue Amerika werden? ZEIT-Journalistin Kerstin Kohlenberg ist skeptisch und der Bruch der Regierungskoalition nach dieser Aufzeichnung scheint ihre Zweifel zu bestätigen.

"Welche Angebote müssen die demokratischen Parteien machen, auch für Menschen oder Wahlgruppen, die eigentlich zu denen gehören, die privilegiert sind, also Männer oder Mittelständler, nur um dieses Gefühl zu präsentieren, ihr werdet noch mitgedacht? Es geht darum, Anerkennung zu vermitteln. Die Mitte-Links-Parteien haben für diese Gruppen eigentlich keine sprachliche Form, nichts Positives, keine Rolle in dieser Gesellschaft. Man denkt immer: Ihr seid doch schon privilegiert. Aber ich glaube, es ist eine demokratische Gefahr, wenn man nicht alle in den Diskurs einbezieht."

Kerstin Kohlenberg

Deutschland ist aktuell wahrscheinlich die mächtigste Liberaldemokratie der Welt, vor den USA, vor Großbritannien, vor Frankreich. Die realen Möglichkeiten dieses Landes sind um Lichtjahre besser als die aktuelle Debatte. Wir verlieren uns hier in einem Kleinklein, das dem enormen Potenzial der Bundesrepublik überhaupt nicht entspricht. Ich bin, was die Zukunft Deutschlands angeht, was die nächsten zehn 20 Jahre angeht, sehr optimistisch.

Timo Lochocki
Timo Lochocki (© privat) und Kerstin Kohlenberg (© Michael Pfister/ZeitOnline)
Timo Lochocki und Kerstin KohlenbergBild: privat | Michael Pfister/ZeitOnline

Gäste

Kerstin Kohlenberg, geb. 1970 in Koblenz, ist eine mehrfach preisgekrönte Journalistin. Sie studierte Soziologie, VWL und Politologie in Marburg, Berlin und New York. Sie war Volontärin, dann Redakteurin beim Tagesspiegel und arbeitete ab 2004 für das Ressort "Dossier" bei der ZEIT. 2011 wurde sie stellvertretende Ressortleiterin des ZEIT-Ressorts "Investigativ". Von 2014 bis 2021 war sie USA-Korrespondentin und eine der wenigen Frauen in diesem Job. Ihr Podcast "Die Patrioten" wurde ein Jahr nach der Kapitolerstürmung veröffentlicht. Heute arbeitet sie wieder als Redakteurin im "Dossier" 2024 erschien ihr Buch: "Das amerikanische Versprechen. Vom Streben nach Glück in einem zerstrittenen Land" (Tropen).

Timo Lochocki, geb. 1985 in Aschaffenburg, studierte Interdisziplinäre Sozialwissenschaften in Deutschland, den USA und Norwegen und wurde mit seiner Promotion im Jahr 2014 über die Gründe für den Auf- und Abstieg rechtspopulistischer Parteien in Europa im politischen Berlin bekannt. Im Anschluss arbeitete er bis 2018 in der Politikberatung beim German Marshall Fund (GMF) in Berlin, Washington und Paris. 2019 wechselte er in die Bundesregierung, wo er während der Coronapandemie das Referat Strategische Planung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) leitete. Seit 2022 berät er internationale Stiftungen und deutsche Entscheider im Umgang mit anti-demokratischen Kräften und ist Dozent am Bard College Berlin. Im Februar 2025 erscheint sein neues Buch: "Deutsche Interessen: Wie wir zur stärksten Demokratie der Welt werden – und damit den liberalen Westen retten" (Herder).

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Im Studio 14 – die rbb Dachlounge - Der radio3-Kultursalon

Neue Veranstaltungsreihe: Das Kulturprogramm des rbb präsentiert eine Auswahl seiner besten Sendungen und Formate jetzt live in der rbb Dachlounge. Mit dieser Reihe öffnet sich radio3 einmal mehr seinem Publikum und wird selbst zum Teil des Berliner Kulturlebens. Die Gäste haben die Möglichkeit, die Aufzeichnung einer Sendung live zu verfolgen, aber auch mit den Macherinnen und Machern des Programms ins Gespräch zu kommen.

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Hier wird nicht nur debattiert, hier wird auch zusammen nachgedacht. Über alles, was unser Miteinander betrifft. Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Einsamkeit, Freiheit, Klima, Kultur, Städtebau, Visionen - die Themen liegen in der Luft, nicht erst, aber besonders deutlich seit der Corona-Pandemie. Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. radio3-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.