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Lyrik & Prosa als Reaktion auf die Vernichtung. In Briefen an seine Geliebte schildert der polnische Schriftsteller Tadeusz Borowski Grauen und Wahnsinn des Lageralltags. Zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.
Zwölf Häftlinge aus Auschwitz-Birkenau werden im drei Kilometer entfernten Stammlager zu Krankenpflegern ausgebildet. Unter ihnen Tadeusz, eigentlich Literaturstudent. Er soll lernen, wie man steril eine Blinddarmoperation durchführt und Phlegmonen behandelt, um seine Mithäftlinge zu heilen und die Sterblichkeit im Lager zu senken. Alltag in Auschwitz.
In den Briefen an seine Freundin Maria, die im Frauenlager in Birkenau verblieben ist, berichtet Tadeusz von diesem Alltag, vom Blick aus dem Fenster, von dem man das "Kremo" nicht sieht, von Boxkämpfen und Orchesterkonzerten, vom Kampf um die Habseligkeiten der neu angekommenen Häftlinge, vom Lagerbordell und vom Tauschhandel.
In seinen Briefen hält er Zwiesprache mit der Geliebten - Sprache als Möglichkeit, in dem Normalität suggerierenden Wahnsinn des Lageralltags seelisch zu überleben. "... verlier nicht den Mut, wenn es Dir schlecht geht. Denn von diesem Lager, dieser Zeit des Betruges werden wir vielleicht einmal den Lebenden Bericht erstatten und die Toten verteidigen müssen."
Für seine Inszenierung begab sich Regisseur Kai Grehn auf Sound-Recherchen in die Gedenkstätten Auschwitz und Auschwitz-Birkenau. Tadeusz Borowski, geboren 1922 in Schytomyr, Ukraine, war ein polnischer Schriftsteller. 1943 wurde er verhaftet und nach Auschwitz deportiert, später in weitere Lager, zuletzt nach Dachau. Nach der Befreiung arbeitete er als Redakteur und Korrespondent. 1951 nahm er sich in Warschau das Leben.
Von Tadeusz Borowski
Mit Vincent Leittersdorf, Patrycia Ziolkowska, Otto Mellies, Andreas Schmidt, Sven Plate
Bearbeitung und Regie: Kai Grehn
Produktion: rbb 2008