One for the Road © Sony Pictures Germany
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Drama-Komödie - "One for the Road"

Bewertung:

Schon 2010 zeigten Regisseur Markus Goller und Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg in "Friendship", dass sie die Sprache der Freundschaft verstehen. Auch das Roadmovie "25 km/h" mit Bjarne Mädel und Lars Eidinger wurde 2018 ein Publikumshit. Nun legt das Erfolgsteam ihren neuen Film vor: "One for the Road" - prominent besetzt mit Frederick Lau und Nora Tschirner.

Wo Mark auftaucht, steigt die Stimmung. Immer gut drauf, nie um einen Spruch verlegen, großzügig und lebenslustig. Mark ist ein Macher mit Herz. Der gerne trinkt. Gerne viel. Und das jeden Tag. Als er nach durchzechter Nacht sein Auto nur ein paar Zentimeter umsetzt - und das ohne irgendwo anzudotzen -, ist auf einmal die Polizei da: ein Promilletest und Marks Führerschein ist weg.

Drei Monate ohne Alkohol - oder nackt in die Ringbahn ...

Für Mark ist das "einfach nur dumm gelaufen". Er will und kann nicht sehen, dass er ein Problem hat. Auch ein entlarvender Test im Internet, ob man zu viel trinkt, dient vor allem der guten Stimmung unter Freunden. Bis Marks bester Freund erkennt: dieser Säufertyp, der nie genug bekommt - das ist 1:1 Mark.

Die beiden schließen eine Wette ab: Wenn Mark es schafft, drei Monate nicht zu trinken, muss Nadim einmal mit der Ringbahn um Berlin fahren - nackt wohlgemerkt. Schafft Mark es nicht und fängt wieder an, muss er Nadims Datsche komplett renovieren. Das nämlich kann er, denn Mark ist Bauleiter, in der Branche angesehen und geschätzt. Doch zunehmend hält er Termine nicht ein, übersieht Dinge, riskiert Aufträge. Die Spirale dreht sich immer weiter und schneller ...

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Bemerkenswert: Hauptdarsteller Frederick Lau

Das ist die Geschichte von "One for the Road" - ein Film, der in vielerlei Hinsicht bemerkenswert ist. Da ist Frederick Lau als Mark. Wie der 34-Jährige ihn spielt, wie er mit seiner Figur verschmilzt: das ist wirklich ein Ereignis. Und so hält man es kaum aus, dabei zuzusehen, wie dieser so sympathische Typ immer weiter abrutscht, immer noch lacht und nicht begreift, dass er alkoholkrank ist.

Diese Gespräche zwischen Mark und seinem bieder ernsthaften Psychologen – wunderbar hier der ewig wandlungsfähige Godehard Giese – sind das Maximum an moralischem Input. Ansonsten hält der Film eine bewusst distanzierte Leichtigkeit, die – wenn man so will – den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema Alkohol spiegelt: Alle gucken zu, niemand sagt was. Trinken ist ja nicht verboten.

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Überzeugende Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit

Überzeugend hält "One for the Road" die Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit. Wenn Mark den Lieblingssessel einer Freundin mit der Toilette verwechselt, ist das im ersten Moment vielleicht lustig - vor allem aber ist es demütigend und beschämend. Solche Situationen werden nicht ausgespart, aber auch nicht überstrapaziert. Auch Marks Begegnung mit der Grundschullehrerin Helena, gespielt von Nora Tschirner: gewohnt schnoddrig, ist erstmal eher lästig. Doch diese Frau weiß ganz offensichtlich, wovon sie spricht, wenn es ums Trinken geht.

War das gefeierte dänische Drama "Der Rausch" von Thomas Vinterberg eine eher akademische und spannende Annährung an das große Thema Alkoholismus, ist "One for the Road" mit diesen nahbaren liebenswerten Figuren eine genau beobachtete "Dramödie" voller Authentizität, so bitter wie amüsant, zum Lachen und zum Weinen. Kleiner Tipp: Es lohnt sich, den Abspann auch anzuschauen!

Christine Deggau, rbbKultur