Heinz Bude, Aleida Assmann und Natascha Freundel © Internationales Literaturfestival Berlin, PWS-e.V., Foto: Charlotte Kunstmann
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Aleida Assmann und Heinz Bude beim Internationalen Literaturfestival Berlin - Gemeinsinn und Solidarität – alter Kitt für ein neues Miteinander?

"Wir brauchen eine Reeducation." (Aleida Assmann)

Am Mikrofon: Natascha Freundel

Aleida und Jan Assmann denken kollektiv und setzen Populismus, Hass und Hetze einen sechsten, sozialen Sinn entgegen. Indem sie aufzeigen, dass Menschen empathisch, respektvoll und gemeinschaftlich fühlen und handeln, appellieren sie an eine Möglichkeit der Gleichzeitigkeit: Das Streben nach universalen Werten und die Anerkennung unterschiedlicher Kulturen und Identitäten.

"Gemeinsinn" ist das letzte (und auch einzige) gemeinsame Werk des Ehe- und Forscherpaars. Der Ägyptologe Jan Assmann ist im Februar 2024 verstorben. Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann hat das Buch erstmals beim Internationalen Literaturfestival Berlin vorgestellt - im Gespräch mit dem Soziologen Heinz Bude. Er hat ein Buch über "Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee" (Hanser, 2019) geschrieben.

Was bedeuten "Gemeinsinn" und "Solidarität" heute? Sind sie der Kitt zur Rettung der Demokratie?

"Der Zweite Gedanke" am 12. September 2024 beim Internationalen Literaturfestival Berlin!

Die Entscheidung für die Solidarität aus dem möglichen Empfinden der Ich-Einsamkeit, das ist das, was ich allen Rechten und allen Idioten auf der Welt entgegenhalten würde und sage: Willst du in deiner Einsamkeit alleine sein? Willst du das wirklich? Überlege dir das. Alle extrem rechten Bewegungen, die wir den OECD-Ländern haben, sind Bewegungen des Hasses. Und im Hass selber ist immer die nicht aushaltbare Einsamkeit.

Heinz Bude

Ich habe den Eindruck, wir sind jetzt in einer Situation, in der wir eine Reeducation brauchen. Eine Reeducation für die Gesellschaft, dass sie sich vielleicht inne wird, in welcher historischen Situation sie ist, was sie erreicht hat, was sie verspielt hat, was sie vor allem auch in der Geschichte hinter sich hat. Ich glaube, dieses Grundverständnis ist unglaublich wichtig, um als Gesellschaft gemeinsam in die Zukunft zu kommen.

Aleida Assmann
Heinz Bude (© Dawin Meckel) und Aleida Assmann (© Elena Ternovaja)
Heinz Bude und Aleida Assmann | Bild: Dawin Meckel | Elena Ternovaja

Gäste

Heinz Bude, geboren 1954 in Wuppertal, ist Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel und Gründungsdirektor des documenta-Instituts. Von 1992 bis 2014 arbeitete er am Hamburger Institut für Sozialforschung und leitete den Arbeitsbereich "Die Gesellschaft der Bundesrepublik". Er hat u.a. über die „Generation Berlin“ geschrieben (2001), über "Die Gesellschaft der Angst" (2014), über "Die Macht von Stimmungen" ("Das Gefühl der Welt", 2016) und über "Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee" (Hanser 2019). Mit Bettina Munk und Karin Wieland schrieb er den Roman "Aufprall" über West-Berlin in den 80er Jahren (Hanser 2020).

Aleida Assmann, geboren 1947, ist Professorin em. für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Für ihre Forschungen und Bücher zu Geschichte und Gedächtnis, Erinnerungskultur und -politik wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (mit Jan Assmann). Zu ihren Büchern gehören "Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur" (2013), "Formen des Vergessens" (2016), "Menschenrechte und Menschenpflichten" (2018), "Die Wiedererfindung der Nation" (2020). Ihr jüngstes Buch, mit Jan Assmann, erscheint am 19. September 2024 bei C.H. Beck: "Gemeinsinn. Der sechste, soziale Sinn".

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Der zweite Gedanke; © radio3
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Debatte mit Natascha Freundel & Gästen - Der Zweite Gedanke

Hier wird nicht nur debattiert, hier wird auch zusammen nachgedacht. Über alles, was unser Miteinander betrifft. Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Einsamkeit, Freiheit, Klima, Kultur, Städtebau, Visionen - die Themen liegen in der Luft, nicht erst, aber besonders deutlich seit der Corona-Pandemie. Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. radio3-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.