Die Kunst, viele zu bleiben mit Carsten brosda, Joe Chialo und Natascha Freundel © Dorothea Tuch
radio3
Bild: Dorothea Tuch Download (mp3, 102 MB)

Die Debatte mit Natascha Freundel, Carsten Brosda und Joe Chialo - Die Kunst, viele zu bleiben

In Kooperation mit dem Fonds Darstellende Künste

"Es geht um unsere Demokratie." (Carsten Brosda)

Wie geht es weiter mit der "Antidiskriminierungsklausel" des Berliner Senats? Kann und sollte die Kulturpolitik die Verwerfungen im Kulturbetrieb nach dem 7. Oktober steuern? Welche Rolle spielen der öffentliche Raum und die Freiheit der Kunst, mögliche Welten zu zeigen?

Um diese Fragen ging es am 24. Mai 2024 mit Berlins Kultursenator Joe Chialo und Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Die Kunst, viele zu bleiben. Bundesweite Foren für Kunst, Freiheit und Demokratie“ hatte der Fonds Darstellende Künste (https://www.fonds-daku.de) gemeinsam mit vielen Kulturinstitutionen ins Berliner HAU Hebbel am Ufer geladen. Natascha Freundel hat für die Kooperation mit "Der zweite Gedanke" von radio3 moderiert.

Joe Chialo verteidigt die Berliner „Antidiskriminierungsklausel“ bei der Vergabe öffentlicher Gelder an Kulturschaffende. Dagegen plädiert Carsten Brosda für mehr öffentlichen Streit, auch über die Grundlagen des Streits. Er warnt vehement vor politischen Regulierungen, die Antidemokraten als Ansporn betrachten könnten.

Ich kenne nichts anderes, was definiert werden muss. Rassismus muss nicht definiert werden. Islamfeindlichkeit muss nicht definiert werden. Moscheen müssen nicht bewacht werden, Kirchen müssen nicht bewacht werden. Es sind Synagogen, die bewacht werden müssen. Ich finde schon, dass es wichtig ist, wenn man an den Steuerzahler denkt und an Ausreichungen der Mittel, von denen die Kultur lebt: Da kann man sich schon Gedanken machen, ob Demokratiefeinde gefördert werden oder eben nicht.

Joe Chialo

Wir sind mittlerweile in einer gesellschaftlichen Situation, in der wir die Grundsatzfrage nach dem Sinn und der Kohärenz unseres Zusammenlebens zu beantworten haben. Lasst uns darauf fokussieren: Die Frage zu beantworten, nach welchen Werten, nach welchen Normen, nach welchen Regeln wollen wir uns in dieser Gesellschaft nicht einig sein? Und lasst uns die Möglichkeiten der Künste, Zukünfte zu spielen, die nicht sind, aber sein können. Die Unfähigkeit unserer Gesellschaft, sich vorzustellen, dass es anders sein könnte, als es momentan defizitär ist, ist das eigentliche Problem, an dem wir momentan scheitern. Die Künste könnten uns hier treiben, wenn sie ihre Freiheit nutzen.

Carsten Brosda
Carsten Brosda (© Hernandez für Behörde für Kultur und Medien) und Joe Chialo (© picture alliance/ dts-Agentur)
Carsten Brosda und Joe ChialoBild: Hernandez für Behörde für Kultur und Medien | picture alliance/ dts-Agentur

Gäste

Carsten Brosda, geboren 1974 in Gelsenkirchen, ist seit 2017 Senator der Behörde für Kultur und Medien in Hamburg. Seit 2020 ist er Präsident des Deutschen Bühnenvereins. Er hat über „Diskursiven Journalismus“ an der Universität Dortmund promoviert und war u.a. Abteilungsleiter Kommunikation beim SPD-Parteivorstand. Er ist Co-Vorsitzender der Medien- und Netzpolitischen Kommission des SPD-Parteivorstandes sowie Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie. 2023 erschien sein Buch: „Mehr Zuversicht wagen. Wie wir von einer sozialen und demokratischen Zukunft erzählen können“ (Hoffmann und Campe).

Joe Chialo, geboren am 1970 in Bonn, ist seit 2023 Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes Berlin. Er ist ausgebildeter Zerspanungsmechaniker, hat einige Semester Politik, Geschichte und wirtschaftliche Staatswissenschaften in Erlangen studiert und war viele Jahre in der Musikbranche tätig, von 2006 bis 2023 als selbständiger Unternehmer und Musikmanager. Er ist seit 2016 Mitglied der CDU, seit 2021 im Bundesvorstand der CDU. 2022 erschien seine Autobiographie: „Der Kampf geht weiter: Mein Leben zwischen zwei Welten“ (Murmann Publishers).