Die Debatte mit Natascha Freundel, Patrice Poutrus und Pauline Endres de Oliveira -
"Die Universalität der Menschenrechte steht in Frage." Patrice G. Poutrus
Das Grundgesetz ist ein großes Versprechen, und besonders ein Satz sorgte und sorgt immer wieder für heftige Debatten: "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht." Im Streit über das Grundrecht auf Asyl zeige sich die politische Kultur unseres Landes, meint der Historiker Patrice Poutrus. Kaum eine Verfassungsänderung hatte je so viel Konfliktpotential wie der sogenannte "Asylkompromiss" von 1993, durch den das Asylrecht massiv eingeschränkt wurde. Asylrecht und Asylpraxis klaffen von jeher weit auseinander, das zeigt nun auch die lang umkämpfte und kürzlich beschlossene EU-Asylreform. Eine menschenwürdige Asylpolitik ist aber möglich, erklärt die Migrationsforscherin Pauline Endres de Oliveira.
Pauline Endres de Oliveira, geboren 1982 in Kaiserslautern, ist Professorin für Recht und Migration an der Juristischen Fakultät der HU Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des Asylrechts unter Berücksichtigung der europäischen und völkerrechtlichen Bezüge. Ihre Professur ist international ausgerichtet und interdisziplinär am Law and Society Institute sowie am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung verankert. Daneben koordiniert Pauline Endres de Oliveira den Ausbildungszyklus und die Beratungstätigkeit der Refugee Law Clinic Berlin e.V., einer studentischen Rechtsberatungsinitiative an der HU. Seit 2022 vertritt Endres de Oliveira die Humboldt-Universität im Beirat für Migration des Berliner Senats.
Patrice G. Poutrus, geboren 1961 in Ost-Berlin, ist promovierter Historiker und derzeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschungen in Potsdam und an der Universität Erfurt. Auch war er Senior Fellow am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien in Wien und hat die Professur für Zeitgeschichte am Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg sowie die Professur für Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie spätmoderner Gesellschaften an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder vertreten. Zuletzt war er Gastprofessor am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Technischen Universität Berlin. Sein Buch "Umkämpftes Asyl. Vom Nachkriegsdeutschland bis in die Gegenwart" (Ch. Links Verlag 2019) zeichnet die deutsch-deutsche Asylpraxis nach.