Amsel im Brombeerstrauch © Alva Film/eksystent Filmverleih
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Romanverfilmung - "Amsel im Brombeerstrauch"

Bewertung:

48 Jahre lang hat Etero ihre Jungfräulichkeit gehütet. Dann aber verliebt sich die überzeugte Single-Frau doch noch – und ihr Leben steht auf einmal Kopf. Kann sie eine Beziehung mit ihrem Streben nach Unabhängigkeit in Einklang bringen? Elene Naverianis Romanverfilmung "Amsel im Brombeertsrauch" ist feministisches Kino aus Georgien mit einem Touch magischem Realismus und einer großartigen Hauptdarstellerin.

Filmbild aus: "Amsel im Brombeerstrauch", Foto: Alva Film/eksystent Filmverleih
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Etero (Eka Chavleishvili) lebt ein ruhiges und zufriedenes Leben in der georgischen Provinz. Tagsüber steht sie in ihrem kleinen Laden für Drogerieartikel, abends geht sie spazieren oder hört zu Hause Radio. Die Einsamkeit des Singledaseins stört sie nicht, im Gegenteil: Sie ist stolz auf ihre Unabhängigkeit. Die Tatsache, dass sie mit 48 noch immer Jungfrau ist, empfindet Etero nicht als Makel, sondern als Privileg und das lässt sie auch die anderen Frauen im Dorf spüren, wenn die mal wieder hinter ihrem Rücken über sie tuscheln. Eines Tages aber, als Etero beim Brombeeren pflücken eine Amsel entdeckt – und dabei fast verunglückt – ändert sich ihr Leben …

Jungfräulichkeit als Privileg

Ein georgisches Sprichwort besagt: Wer eine Amsel in einem Brombeerstrauch entdeckt, in dessen Leben tritt eine bedeutende Veränderung ein. In Eteros Fall heißt das, dass sie ihr lang gehegtes Zölibat brechen wird. Murman (Temiko Chichinadze) heißt der Auserwählte, einer ihrer Lieferanten – ein Mann, den sie eigentlich schon hundert Mal gesehen hat. Doch auf einmal ist alles anders. Wie eine Jägerin, die ihre Fährte aufnimmt, schnuppert sie an ihm, zerrt ihre Beute regelrecht in ihren Laden, wo die beiden dann zwischen Seifenpackungen und Damenbinden übereinander herfallen. Ein Ausbruch an Sinnlichkeit, bei dem sich die traditionellen Rollen von Mann und Frau auflösen.

Rollentausch im Warenlager

"Amsel im Brombeerstrauch" geht zurück auf den Roman "Blackbird Blackbird Blackberry" von Tamta Melaschwili, einer jungen, feministischen Autorin, deren Bücher in Georgien für Furore sorgen. Sie zeigen ein Land, in dem die alten, patriarchalen Muster nicht mehr greifen und sich die Frauen ihre Unabhängigkeit zurückerobern.

Auch Etero ist auf ihre eigene Weise Feministin, ohne es selbst zu realisieren. Weil sie von ihrem Vater und ihrem Bruder schlecht behandelt wurde, hält sie sich von Männern fern und führt einen Haushaltswarenladen mit Produkten, die nur von Frauen gekauft werden. Das ermöglicht ihr ein einfaches, aber äußerst unabhängiges Leben. Und dieses Leben gibt sie auch dann nicht auf, als die Liebe zu Murman immer größeren Raum in ihrem Gefühlsleben einnimmt.

Nüchterne Bilder

Umso mehr können sich die Darsteller profilieren – allen voran Eka Chavleishvili, die für ihre Leistung mit einer Nominierung für den Europäischen Filmpreis belohnt wurde und mit dem Darstellerpreis der Filmfestivals in Sarajevo und in Cottbus. Ihre selbstbewusste Interpretation der Etero zeigt, dass sich Frauen in Georgien heute nicht mehr nur über traditionelle Rollenbilder wie Mutterschaft und Ehe definieren lassen, sondern dass es möglich ist, abseits dieser Erwartungen ein unabhängiges, emanzipiertes Leben zu führen.

Amsel im Brombeerstrauch © Alva Film/eksystent Filmverleih
Bild: Alva Film/eksystent Filmverleih

Nominierung für den Europäischen Filmpreis

"Amsel im Brombeerstrauch" ist ein sehenswerter Film für Leute, die gerne mal Kino abseits des Mainstreams gucken und natürlich für all diejenigen, die starke Frauenfiguren mögen.

Carsten Beyer, rbbKultur