Nur noch Gast im biblischen Land? Der leise Exodus der Christen Von Anne Winter
Die Geburtskirche in Bethlehem ist eine der ältesten Kirchen der Welt und ein beliebtes Pilgerziel. Doch wo Jesus laut Überlieferung zur Welt kam, ist nur noch jeder fünfte Einheimische christlichen Glaubens. In ganz Palästina und Israel sind es 2 %. Auch in anderen Ländern, die die Bibel erwähnt, sind die Christen eine immer kleinere Minderheit geworden, die sich in ihrer angestammten Heimat zunehmend unwohl und schutzlos fühlt. In Syrien und dem Irak seien sie Anfeindungen bis hin zu Attentaten ihrer muslimischen Mitbürger ausgesetzt, berichten christliche Geflüchtete in Deutschland. In Jerusalem klagen Priester, dass jüdische Siedler sie bespucken. Werden die orientalischen Christen im Heiligen Land bald ganz verschwunden sein? Was muss passieren, damit sie dort eine Zukunft haben?
Wo Adlige, Bürger und Arbeiter lernten Das Evangelische Gymnasium zum Grauen Kloster Von Alina Ryazanova
In einem ehemaligen Franziskanerkloster wurde 1574 das „Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster“ gegründet. Hier soll das Abitur erfunden worden sein: Alle sollten die gleiche Prüfung machen, auch die jungen Adligen. Nach 1945 stand die Schule im Osten Berlins. Ihr altsprachlich-humanistisches Profil, Schüler, die von einer bürgerlichen Karriere im Westen träumten, passten nicht ins Weltbild der DDR. Sie wurde umbenannt. Als „Evangelisches Gymnasium zum Grauen Kloster“ erstand die Schule im Westen wieder auf - Religion, Altgriechisch und Latein werden als Pflichtfächer bis heute gelehrt. Wie schaut die Schule im Jubiläumsjahr auf ihre wechselvolle Geschichte zurück? Wie gelingt es dem traditionsreichen Gymnasium die Schülerschaft mit alten Sprachen fit für die Welt von morgen zu machen?
Kriegstüchtige Friedensbotschafter Militärseelsorge in der Zeitenwende Von Jasper Riemann
Seit der von Bundeskanzler Olaf Scholz verkündeten Zeitenwende ist die Bundes-wehr im Umbruch. Rund 72 Milliarden Euro beträgt der Verteidigungshaushalt: Investitionen in Ausrüstung und Infrastruktur für eine schlagkräftige Bundeswehr. Die Truppe soll „kriegstüchtig“ sein, so das Ziel von Verteidigungsminister Boris Pistorius. Denn der Krieg rückt näher: Soldatinnen und Soldaten werden nach Litauen entsandt, der Bündnisfall geübt. Und auch die Militärseelsorge will sich auf das Szenario vorbereiten, dass die NATO angegriffen wird. Sie entwickelt eine Art „Geistlichen Operationsplan Deutschland“. Was hat es damit auf sich? Vor welchen Herausforderungen stehen Seelsorgerinnen, Pfarrer, Soldatinnen und Soldaten, die sich auf einen Krieg vorbereiten müssen?
Kaum Verständnis, kaum Kontakt Ukrainisch-russische Sprachlosigkeit Von Jürgen Buch
Die Ukrainer seien ein Brudervolk, wird in Russland gern behauptet. Doch seit dem russischen Angriff 2022 wollen die meisten Ukrainer mit dem angeblichen „Bruder“ nichts mehr zu tun haben. Viele haben Verwandte im Krieg verloren, die psychische und emotionale Verletzung ist auch bei Ukrainern im Exil gewaltig. In Berlin hilft ein Künstler aus St. Petersburg ukrainischen Kindern, ihre traumatischen Kriegserfahrungen zu verarbeiten, indem sie Bilder malen. Doch solche Projekte sind die Ausnahme. Selbst die Mitglieder einer ukrainischen Kirchengemeinde in Berlin sehen keine Möglichkeit, sich mit Russen zu verständigen. Auf russischer Seite herrscht hingegen oft Unverständnis dafür, dass Russen pauschal als Täter angesehen werden. Hat der Krieg zum Kontaktabbruch geführt oder liegen die Ursachen tiefer?
Alles schläft, einer wacht Nachtwachen Von Veronika Wawatschek
In der Nacht wachen Security-Leute über Häuser. In der Nacht wachen Menschen an Kranken- und Sterbebetten. In der Nacht wachen Menschen, die keinen Schlaf finden und daher in die Kneipe gehen. Wer die Nacht durchwacht, macht besondere Erfahrungen, egal, ob am Krankenbett, als Security oder am Tresen. Manchmal auch, wie mitten in der Nacht Eingebungen kommen. Wie beim Wachen das Leben auf Sinn hin durchsichtig wird. Wie nachts Begegnungen der anderen Art möglich sind. Auch die biblische Weihnachtsgeschichte kennt diese besondere Qualität der Nachtwache. Dort sind es die Hirten, die wachen. Und von einem großen Schrecken überfallen werden, der zugleich eine himmlische Nachricht ist.
Shining Stars Warum uns Sterne so faszinieren Von Uwe Birnstein
Sind es Götter, Lichtbotschaften, tanzende Engel? Seit Urzeiten deuten die Menschen die Sterne auch spirituell. Einer soll vor rund 2000 Jahren weise Sternenkundige zur Krippe in Bethlehem geführt haben - so berichtet es die Bibel. Im Kölner Dom ruhen Reliquien der Weisen aus dem Morgenland. Bis heute üben Sterne eine Faszination auf die Menschen aus und beflügeln die Fantasie. In einer Leipziger Kirche tanzen Hunderte beim Starlights-Event. In einem kleinen Ort in der Lausitz werden seit 200 Jahren „Herrnhuter Sterne“ hergestellt, die Millionen Menschen weltweit Weihnachtsgefühle machen. Und in der Münchner Volkssternwarte erklärt die Astrophysikerin Jana Steuer, warum wir alle eigentlich Sternenstaub sind.