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Die Debatte mit Natascha Freundel, Omri Boehm und Daniel Kehlmann - Was ist der Mensch? – Kant heute

"Frei, das Richtige zu tun." (Omri Boehm)

"Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir": Zwei Gedanken in einem, die ein ganzes Universum eröffnen. Das Universum des Philosophen Immanuel Kant, der vor 300 Jahren geboren wurde. Ein Denker von "anarchistischer Kompromisslosigkeit" für den Schriftsteller Daniel Kehlmann, nachdem er Kant neu entdeckte durch den Philosophen Omri Boehm. "Der bestirnte Himmel über mir" – so heißt das gemeinsame Buch von Daniel Kehlmann und Omri Boehm, das jetzt im Propyläen Verlag erschienen ist und vor allem eine große Kantische Frage aufgreift: "Was ist der Mensch?" – Der Mensch kann und sollte ein Ideal sein, meinen Boehm und Kehlmann, auch wenn wir nie sicher sein können, dass wir es erreichen.

Wenn es moralische Kriterien gibt, wenn es so ist, dass wir gewisse Dinge sehen und finden, das sollte nicht so sein, die Welt wäre eine wünschenswertere, wenn das nicht passieren würde, was wir hier gerade sehen - dann kommen wir letztlich nur mit Kant weiter. Dann kommen wir nicht weiter, wenn wir sagen: das war aber nicht sehr nett, in der Ukraine einzumarschieren. Das war kein netter Mensch, der so etwas tut. Das reicht nicht, sondern dann brauchen wir diese absoluten Kategorien.

Daniel Kehlmann

Wir müssen auf der Menschenwürde beharren. Und vergessen wir nicht das Kantische Beharren, das sich sehr direkt aus diesem Begriff ergibt und zu der Pflicht führt, zum Beispiel den ewigen Frieden zu fördern, mit einer tatsächlich sehr konkreten politischen Struktur. Wenn wir nicht den Mut und die Hoffnung hätten, eine solche Politik zu fördern, und uns stattdessen in unserer Verzweiflung nur der Idee zuwenden würden, okay, jetzt müssen wir Macht einsetzen - wir wissen, wie das aussieht. Sicherlich in meinem eigenen Land, in Israel und Gaza.

Omri Boehm
Omri Boehm und Daniel Kehlmann © Hans Scherhaufer
Omri Boehm und Daniel KehlmannBild: Hans Scherhaufer

Gäste

Omri Boehm, geboren 1979 in Haifa (Israel), ist Associate Professor für Philosophie und Chair of the Philosophy Department an der New School for Social Research in New York. Er studierte in Tel Aviv und promovierte in Yale über Kants Kritik an Spinoza. Er ist israelischer und deutscher Staatsbürger, hat u.a. in München und Berlin geforscht und schreibt über israelische Politik und die Antisemitismus-Debatten in Haaretz, Die Zeit und The New York Times. 2020 erschien sein Buch "Israel – eine Utopie", 2022 "Radikaler Universalismus" (beide Propyläen/Ullstein), für das er mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2024 ausgezeichnet wurde. Darin beschreibt er Kant als einen Denker von "anarchistischer Kompromisslosigkeit", so Daniel Kehlmann. Auf Einladung des Propyläen Verlags entstand das gemeinsame Gesprächsbuch "Der bestirnte Himmel über mir" zum 300. Geburtstag Immanuel Kants.

Daniel Kehlmann, geboren 1975 in München und aufgewachsen in Wien, ist einer der erfolgreichsten deutschen Gegenwartsautoren. Er studierte Philosophie und Germanistik in Wien. Seine Dissertation über das Erhabene bei Kant blieb unabgeschlossen, da die schriftstellerische Arbeit wichtiger wurde. Sein Roman "Die Vermessung der Welt" (Rowohlt 2005) wurde zum Weltbestseller. Kehlmann ist auch Essayist und Theaterautor. Er war Gastdozent für Poetik in Mainz, Wiesbaden, Göttingen und Tübingen. 2024 hielt er die Frankfurter Poetik-Vorlesungen an der Goethe-Universität mit dem Titel "Kommt, Geister". Sein jüngster Roman "Lichtspiel" erschien 2023 bei Rowohlt. Im Juni erhält der vielfach ausgezeichnete Autor den Ludwig-Börne-Preis 2024. Das Gespräch über Kant ist für Kehlmann eine Einübung auf dem langen Weg hin zu einer "Gemeinschaft denkender und freier Menschen".

Der zweite Gedanke; © radio3
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Debatte mit Natascha Freundel & Gästen - Der Zweite Gedanke

Hier wird nicht nur debattiert, hier wird auch zusammen nachgedacht. Über alles, was unser Miteinander betrifft. Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Einsamkeit, Freiheit, Klima, Kultur, Städtebau, Visionen - die Themen liegen in der Luft, nicht erst, aber besonders deutlich seit der Corona-Pandemie. Jede Folge widmet sich einer Frage unserer Zeit. radio3-Redakteurin Natascha Freundel spricht jeweils mit zwei Gästen, die wissen, wovon sie reden. Philosophisch, aber nie abgehoben. Persönlich, aber nicht privat. Kritisch und konstruktiv. Hier soll es nicht knallen, sondern knistern. Immer auf der Suche nach dem zweiten, neuen Gedanken.